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Landrat Dr. Michael Koch warnt Bürger: "Wir sollten vorbereitet sein" - Archivfoto: O|N/Stefanie Harth

BAD HERSFELD "Das Virus wird viele von uns treffen“

Landrat Dr. Michael Koch warnt Bürger: "Wir sollten vorbereitet sein"

29.03.20 - Die Menschen warten in der Corona-Krise auf Antworten von den politisch Verantwortlichen aus der Region. OSTHESSEN|NEWS hat am Samstag mit dem Landrat von Hersfeld-Rotenburg, Dr. Michael Koch, gesprochen. Er sagt: "Wir sollten darauf vorbereitet sein, dass das Virus viele von uns treffen wird."

(1) Wie ist die aktuelle Lage im Landkreis Hersfeld-Rotenburg? Was bedeutet diese momentane Situation für den Landkreis?

"Die Lage in unserem Landkreis unterscheidet sich nicht bedeutend von der in anderen hessischen Landkreisen. Wir haben uns bestmöglich auf die Auswirkungen des Coronavirus vorbereitet und die entsprechenden Maßnahmen getroffen. Vor allem im klinischen Bereich: die Zahl der Intensivkapazitäten wurde angepasst bzw. ausgeweitet, im orthopädischen Bereich mussten wir laut Verordnung zunächst bis zum 19. April den Betrieb einstellen. Wir haben aber auch die Bedarfe in der Kreisverwaltung angepasst. Es gibt tägliche Lagebesprechungen, engen Kontakt zu allen Bürgermeistern und der Fachdienst Gesundheit wurde personell verstärkt.

Für uns alle ist das eine neue Situation, die viele Veränderungen mit sich bringt. Dennoch: Im Moment läuft alles in geordneten Bahnen. Die Maßnahmen, die auf Bundes-, Landes- und Landkreisebene getroffen wurden, greifen mittlerweile. Die Menschen bleiben zu Hause und haben den Ernst der Lage erkannt. Ich kann nur noch einmal darauf aufmerksam machen: Bitte unterschätzen Sie COVID19 nicht und halten Sie sich an die Vorgaben!"

Das Landratsamt in Bad Hersfeld

(2) Es wurden viele Schutzmaßnahmen getroffen: Wie sind die bisherigen Auswirkungen sowohl wirtschaftlich/wie auch sozial (Schulschließungen etc.)?"

"Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind im Detail so noch nicht abzusehen. Fest steht aber, dass die vom Bund und den Ländern verabschiedeten Soforthilfepakete die Auswirkungen auf die Wirtschaft spürbar abfedern werden. Für das schnelle und unkomplizierte Handeln bin ich sehr dankbar. Das ist gerade für unsere kleinen und mittelgroßen Betriebe wichtig und verschafft ihnen wieder Luft zu atmen. Jetzt muss die finanzielle Hilfe schnell bei den Betroffenen ankommen. Was die sozialen Aspekte angeht, bin ich beeindruckt. Es gibt zig Hilfsangebote, Unterstützungsmaßnahmen und Spenden. Die Gesellschaft rückt zusammen. Das brauchen wir gerade jetzt, denn wir müssen uns auf eine sehr schwierige Zeit einstellen."

(3) Wie verarbeiten die Menschen die momentane Situation, wie ist Ihr Eindruck?

"Die Bewohner im Landkreis haben verstanden, in welcher Lage wir uns befinden. Die Menschen halten Abstand zueinander, nehmen Rücksicht. Es besteht nach wie vor kein Grund zu Panik, das schließt auch Hamsterkäufe mit ein. Allerdings muss man die Situation realistisch einschätzen: Rein statistisch ist es wahrscheinlich, dass sich Hunderttausende mit dem Coronavirus infizieren werden. Mit dieser Tatsache muss man ganz neutral umgehen und sich mental darauf einstellen. Bei den meisten Mitbürgern wird der Krankheitsverlauf hoffentlich flach sein. In diesem Moment müssen wir alle Solidarität zeigen. Gegenseitige Unterstützung, auch mit unseren Nachbarn, ist meines Erachtens die Lösung."

(4) Wie ist der Austausch zwischen den ansässigen Unternehmen und den Kleinbetrieben mit dem Landkreis?

Darum kümmern sich in erster Linie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises, die Kreishandwerkerschaften und die Industrie- und Handelskammern. Natürlich steht aber auch unser Fachdienst Ordnung und Gewerbe im engen Austausch mit den Unternehmen. Gleiches gilt für alle Kommunen."

(5) Wie testen Sie mögliche Corona-Patienten? Wer nimmt die Tests vor? Wie viele Infizierte gibt es im Landkreis momentan und wie ist die Entwicklung seit dem Ausbruch?

"Corona-Tests werden derzeit zum Beispiel in Fulda und Kassel in den eingerichteten Testzentren der Kassenärztlichen Vereinigung durchgeführt. Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus im Landkreis Hersfeld-Rotenburg liegt bei 44 (Stand: Freitagnachmittag, 16 Uhr). Mittlerweile sind bereits 12 Personen wieder vollständig genesen. Die Entwicklung im Landkreis ist derzeit noch moderat."

(6) Wie läuft die Zusammenarbeit mit den überregionalen Behörden?

"Außerordentlich gut. Unser Ministerpräsident Volker Bouffier hat die Landräte in den vergangenen Wochen mehrmals persönlich informiert. Mit Regierungspräsident Hermann-Joseph Klüber stehe ich fast täglich in Kontakt. Die aktuelle Situation macht deutlich, dass alle an einem Strang ziehen, wenn es darauf ankommt. Auch auf Kreisebene gibt es einen engen, täglichen Austausch mit allen 20 Bürgermeistern. Wir setzen gemeinsam Maßnahmen um, die die Situation der Bürger verbessern soll. Zum Beispiel wollen wir auf Kitagebühren und Betreuungskosten in den Schulen bei all denjenigen verzichten, die ihre Kinder derzeit nicht in die Betreuungseinrichtungen bringen können."

(7) Wie sehr ist das Landratsamt von den Maßnahmen betroffen?

"Auch in der Kreisverwaltung haben wir Präventionsmaßnahmen getroffen. Das Amt ist für den Publikumsverkehr geschlossen, ein persönliches Erscheinen ist in dringlichen Fällen ausschließlich über eine Terminvergabe möglich. Unsere Mitarbeiter arbeiten in Schichten, wo es möglich ist, wird aus dem Home-Office gearbeitet. Dennoch geht der Dienstbetrieb weiter.

(8) Können Sie eine Prognose wagen, wie lange die strengen Maßnahmen andauern werden?

"Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Ich rechne aber eher mit einer Verlängerung als mit einer Verkürzung der Maßnahmen." (Kevin Kunze) +++


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