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Stefan Schunck: "Die IHK ist regionaler Akteur, der für seine Mitglieder Partei ergreift." - Fotos: O|N Archiv

FULDA Ein Botschafter der Region FD!

Im O|N-Interview: Stefan Schunck war 21 Jahre IHK-Hauptgeschäftsführer

09.04.20 - Drei Präsidenten hat Stefan Schunck (61) als Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda eng begleitet und ihnen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Er war aber nicht nur der Strippenzieher im Hintergrund, sondern mehr als 21 Jahre auch Botschafter der Region FD, das Gesicht der Kammer und die Stimme der heimischen Wirtschaft. Der Diplom-Volkswirt ist in Fulda geboren, hat Politikwissenschaften und Volkswirtschaft in Mainz studiert und war von Oktober 1998 bis Ende März 2020 IHK-Hauptgeschäftsführer. Am 1. April hat Michael Konow (38) das Amt übernommen. Einen feierlichen Chefwechsel gab es aufgrund der aktuellen Corona-Krise nicht.

Am OSTHESSEN|NEWS-Stand auf der Trend-Messe 2018.

Auch das OSTHESSEN|NEWS-Interview, konnte nicht - wie ursprünglich geplant - in der Redaktion stattfinden, sondern nur digital. Der sonst humorvolle Stefan Schunck - bekannt für seine sehr ruhige und äußerst bescheidene Art - berichtet im virtuell geführten Gespräch unter anderem über Herausforderungen, den Mittelstand und seine persönliche Zukunft. Der IHK Fulda gehören ca. 14.000 Mitglieder und 36 hauptamtliche Mitarbeiter an. Sie ist damit die größte und stärkste Interessenvertretung der regionalen Wirtschaft.

O|N: Den Chefwechsel bei der IHK haben Sie sich sicher auch anders vorgestellt, oder?
Stefan Schunck: "Ja, als ich vor über einem Jahr angekündigt habe, dass ich aus dem Amt ausscheiden werde, war die Situation heute nicht absehbar. Nun fällt der Wechsel in eine sehr turbulente Zeit. Alle haben auf Krisenmodus umgeschaltet."

Das amtierende IHK-Präsidiumt mit Stefan Schunck (re.).

Juli 2019: Beim Antrittsbesuch des amtierenden IHK-Präsidenten Dr. Christian Gebhardt ...

Beim Neujahrsempfang 2020 im Schlosstheater: Landrat Bernd Woide (li.) mit Stefan ...

O|N: Welche Herausforderungen hat die Kammer in dieser Corona-Krise? Und was beschäftigt die regionalen Unternehmer in diesen Tagen?
Stefan Schunck: "Die Krise trifft uns auch in der IHK und stellt uns vor ganz neue Aufgaben. Wir haben für den Publikumsverkehr geschlossen, einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Home-Office und wir versuchen, so intensiv wie möglich für unsere Unternehmen da zu sein. Wir beraten mit Telefonhotlines über die verschiedenen Sofortprogramme und andere finanzielle Hilfen. Insbesondere die kleineren Unternehmen kämpfen derzeit um ihre Existenz und versuchen alles, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten."

O|N: Was zeichnet die mittelständische Wirtschaft, die durch starke inhabergeführte und mittelständische Unternehmen geprägt ist, aus?
Stefan Schunck: "Genau das zeichnet unsere Region aus: Viele inhabergeführte mittelständische Unternehmen, die in verschiedenen Branchen unterwegs sind. Und dieser Branchenmix, diese Vielfalt macht Osthessen aus. Hinzu kommt ein stabiles Wertegerüst und das ist unabhängig von der Größe der Unternehmen, sondern schon fast ein regionales Alleinstellungsmerkmal."

Stefan Schunck und Dr. Christian Gebhardt.

So kennt man ihn: Stefan Schunck, über 21 Jahre das Gesicht und die Stimme der regionalen ...

Gefragt, routiniert und ruhig am Mikrofon: Stefan Schunck.

O|N: Ein brisantes Thema: Studium oder Ausbildung? Wie stehen Sie dazu?
Stefan Schunck: "Zunächst einmal gilt, dass alle Schülerinnen und Schüler nach ihrer Schulzeit den Weg einschlagen sollten, der ihnen am meisten liegt. Voraussetzung ist, dass jeder sich umfassende Informationen über die unterschiedlichsten Studien- und beruflichen Alternativen holt. Wir haben hier in den vergangenen Jahren hart vor allem mit den Gymnasien gearbeitet, um dort auch das Thema „Berufsorientierung“ verstärkt zu verankern. Und im Übrigen gilt: Studium und Ausbildung schließen sich ja nicht aus. Man kann an eine Ausbildung ja auch noch ein Studium anhängen und es gibt die Möglichkeit der dualen Studiengänge, die Theorie und Praxis miteinander verbinden. Und hier ist Fulda mit den Angeboten der Hochschule und der Privaten Berufsakademie gut aufgestellt."

O|N: Der aus Ihrer Sicht größte Erfolg in Ihrer Dienstzeit …
Stefan Schunck: "Vor über 21 Jahren habe ich in meiner Antrittsrede – ich habe extra noch einmal nachgeschaut – gesagt, dass die IHK Fulda präsent, parteilich und politisch sein solle. Gemeint war damit, dass die IHK sich als regionaler Akteur versteht, dass sie für ihre Mitglieder Partei ergreift und für sie da ist und dass sie überparteilich im kommunalpolitischen Umfeld Gehör finden solle. Wenn mir zusammen mit dem Ehrenamt und den Mitarbeitern das ein bisschen gelungen ist, dann bin ich ganz froh.

Ex-OB Gehard Möller, Landrat Bernd Woide, Ex-IHK-Präsident und Unternehmer Helmut ...

Stefan Schunck, Helmut Sorg und Bernhard Juchheim.

Stefan Schunck zusammen mit dem Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Manfred ...

O|N: Kurz und knapp. Wie blicken Sie auf über zwei Jahrzehnte als Chef der IHK Fulda zurück?
Stefan Schunck: "Es waren viele schöne Jahre, die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen und auch mit dem Ehrenamt hat immer Spaß gemacht. Ich durfte mit drei Präsidenten – Helmut Sorg, Bernhard Juchheim und Dr. Christian Gebhardt – zusammenarbeiten und daraus sind Freundschaften entstanden. Das ist nicht selbstverständlich und dafür bin ich sehr dankbar."

O|N: Und wo geht die Reise in Zukunft hin? Vor welchen Herausforderungen steht die IHK Fulda?
Stefan Schunck: "Die erste große Herausforderung ist nun erst einmal die Bewältigung der Corona-Krise. Hier dominiert das Tagesgeschäft alles andere. Darüber hinaus wird sich die IHK Fulda verstärkt dem Thema „Digitalisierung“ widmen – ein Bereich, in dem ich zugegebenermaßen nicht besonders fachkundig bin. Und außerdem wird sich die IHK sicherlich auch weiter dem Fachkräftethema widmen müssen, denn die Auswirkungen des demografischen Wandels sind ja auch nach der Corona-Krise noch da."

O|N: Michael Konow tritt in große Fußstapfen. Was geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg? Was wünschen Sie ihm?
Stefan Schunck: "Ach wissen Sie: Auf so großem Fuße lebe ich gar nicht, so dass die Fußstapfen gar nicht so groß sein können, in die Michael Konow nun tritt. Ich wünsche ihm viel Erfolg bei seiner Arbeit und werde ihn unterstützen, soweit ich das kann. Ratschläge aber erteile ich – wenn überhaupt – nur, wenn er das wünscht und schon gar nicht öffentlich."

Stefan Schunck im Gespräch mit Tom Fehrmann.

Von links: Thomas Sälzer, Stefan Schunck, Dr. Michael Reckhard, Manfred Gerhard. ...

Schunck zusammen mit Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und FFT-Chef Manfred ...

O|N: Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Fulda GmbH haben Sie mit gegründet. Dort bleiben Sie auch Geschäftsführer. Ist das ein Herzblut-Projekt?
Stefan Schunck: "Unsere gemeinsame Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Fulda GmbH ist das Ergebnis von über zwei Jahrzehnten erfolgreicher Zusammenarbeit von Kommunalpolitik und Wirtschaft. Begonnen hat alles mit dem damaligen Präsidenten Helmut Sorg, der sich aktiv dafür eingesetzt hat, dass Landkreis, Stadt und IHK enger zusammenarbeiten. Daraus ist dann vor einigen Jahren die Region Fulda GmbH entstanden, die mittlerweile ein breites Spektrum regionaler Aufgaben übernommen hat. Neben dem operativen Geschäftsführer Christoph Burkard bin ich dort auch Geschäftsführer und bleibe das auch gerne, solange die Gesellschafter Landkreis, Stadt und IHK das wünschen."

O|N: Sie sind mit 61 noch nicht reif für die klassische Rente. Wie gestalten Sie Ihre Zukunft?
Stefan Schunck: "Da bin ich selber auch gespannt. Wie schnell sich Planungen erledigen können, hat uns spätestens die Corona-Krise gezeigt, an die vor knapp einem Monat noch keiner gedacht hat. Auf jeden Fall werde ich noch einige Wochen meinem Nachfolger Michael Konow beratend zur Seite stehen, um ihn mit der Region und den Entscheidungsträgern vertraut zu machen. Dann wollte ich eigentlich längere Zeit verreisen, aber das wird nun möglicherweise nichts werden. Aber man kann ja auch sehr gut in der Rhön entspannen, nachdenken und lesen. Und was anschließend kommt: Schauen wir mal."

Beim Fuldaer Wirtschaftstag in der Orangerie.

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck, Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, ...

O|N: Zum Abschluss: Fünf Eigenschaften, die Stefan Schunck charakterisieren!
Stefan Schunck: "Selbsteinschätzungen sind nicht so mein Ding. Das mögen andere besser beurteilen können."

Stefan Schunck zählt zu den bedeutendsten Repräsentanten der Region Fulda und verfügt über ein großes, überregionales Netzwerk, von dem IHK und die heimische Wirtschaft stets profitiert haben. Die OSTHESSEN|NEWS-Redaktion bedankt sich bei ihm für zwei Jahrzehnte vertrauensvolle Zusammenarbeit, unzählige - auch kurzfristig angesetzte - Interviews und wünscht für die Zukunft alles Gute! (Christian P. Stadtfeld) +++


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