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Thanatopraktikerin Heike Schmiedecke.und Bestatter Frank Bosold. - Fotos: privat

KÜNZELL Bestatter unterstützen in Coronazeiten

Abschiednehmen ohne Umarmungen und Nähe: mehr Belastung für Trauernde

15.04.20 - Der Verlust eines geliebten Menschen kostet die Hinterbliebenen viel Kraft. Die besonderen Umstände, die das Coronavirus mit sich bringt, erschweren den Trauerprozess. Im Bestatterhandwerk hat sich seitdem einiges geändert, wie Bestatter Frank Bosold und Thanatopraktikerin Heike Schmiedecke aus dem Künzeller Beerdigungsinstitut im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS erklären. Die Branche gilt nicht als systemrelevant, jedoch ist ihre Tätigkeit ein wichtiger Bestandteil des Lebens.

Für das Bestattungsinstitut haben sich durch die Coronakrise einige Dinge geändert. ...

Die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen – auch das hat in dieser Branche höchste Priorität. "Wir müssen jetzt noch sauberer als sonst schon arbeiten. Vor allem in Bezug auf die Verstorbenen und unserem Gebäude gelten strenge Hygienevorschriften", so Bosold. Die Bestatter tragen eine entscheidende Rolle: "Wir sind das Bindeglied zwischen den Angehörigen und den Paragraphen, die wir einhalten müssen." Trauer sollte erträglich sein – normalerweise gehört dazu ein Gottesdienst. Dieser fällt aktuell weg. "Trauernde sind in diesen Zeiten zunehmend verzweifelt." Jemanden zu verlieren und nicht wie erhofft trauern zu können, sei eine große Belastung. "Wir versuchen, dass was möglich ist, zu kompensieren."

Verstorbener mit Corona infiziert: andere Maßnahmen erforderlich

Ist jemand auf COVID-19 positiv getestet worden und verstorben, gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen. Dies sei generell bei ansteckenden Krankheiten notwendig. Mit Vollschutzanzug holen die Bestatter die Leiche ab: Zunächst wird der Verstorbene in einen sogenannten "Bodybag" eingehüllt, dieser wird desinfiziert und in den Sarg gelegt. Anschließend muss der geschlossene Sarg sterilisiert werden. Der letzte Schritt erfordert die Kennzeichnung "infektiös" auf dem Sarg. "Für Angehörige ist das ganz schlimm. Normalerweise wird der Verstorbene für eine offene Aufbahrung einer kosmetischen Behandlung unterzogen." Familienangehörige und Freunde erhalten in diesem Fall nicht mehr die Möglichkeit, die Person nochmal zu sehen.

Das Kontaktverbot im Altersheim macht ebenfalls zu schaffen: Die Pflegeheime haben den Besucherverkehr verboten. Verstirbt dann ein Bewohner, ist es umso schlimmer, da die Angehörigen keine Zeit mehr miteinander verbringen konnten. "Die Hinterbliebenen leiden durch diese Reglung mehr, wir müssen das Beste aus der Situation machen."

Bestattungen in Zeiten der Pandemie: Mindestabstand statt Umarmungen

Trotz der aktuellen Situation sind die Bestatter für die Trauernden mit vollem Einsatz ...

Das Trauergespräch findet nicht in gewohnter Form statt: Lediglich zwei Personen sind erlaubt. Das bereite Schwierigkeiten in Hinblick auf Großfamilien. "Es kann eben nur ein kleiner Kreis erscheinen, so sind die Auflagen", führt Schmiedecke weiter aus. Momentan dürfen maximal zehn Menschen an der Bestattung teilnehmen. Sie müssen einen Abstand von 1,5 Metern einhalten und das Ganze muss draußen stattfinden. Die Betroffenen nehmen die erschwerten Umstände schweren Herzens hin. "Es ist kein Abschied im großen Stil. Es fehlt die Nähe und Wärme. Man kann sich ja nicht mal in den Arm nehmen." Auch Beileidsbekundungen mit der Hand auszudrücken sind nicht gestattet. Dennoch gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Erinnerung: Ein Fingerabdruck, eine Haarsträhne oder Fotografien bieten Trost.

Vermehrt wird nach Alternativen gesucht. Beispielsweise sind die Trauerhallen geschlossen. "Wir haben einen Pavillon als Ersatz aufgebaut, da wir draußen wetterabhängig sind", erzählt die Thanatopraktikerin. Ein weiteres Problem: Die Pfarrer können nicht alle Beerdigungen nachholen. "Keiner weiß momentan, wann wir wieder Normalität erlangen." Eine Option bietet der Künzeller Pfarrer Rudolf Liebig an. Er möchte einen Gottesdienst nach der Krise zelebrieren, in denen alle Verstorbenen aus der Pandemiezeit namentlich genannt werden. Die Bestatter und alle Mitwirkenden stehen vor keiner leichten Aufgabe, sind jedoch für die Menschen weiterhin unterstützend da. "Wir versuchen alles so würdevoll wie nur möglich zu gestalten." (Maria Franco) +++


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