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Christina Lander ist Autorin bei OSTHESSEN|NEWS für die Serie NACHGEDACHT. - Foto: Hendrik Urbin

REGION Von Christina Lander

Nachgedacht im April: Ostern - gerade jetzt

13.04.20 - Eigentlich wäre ich heute Morgen mit meiner Schwester in die Messe zur Osternacht in unserem Heimatort gegangen - ganz früh morgens, wenn alles noch im Dunklen ruht, nur gerade so das Gezwitscher der Vögel die Arbeit aufgenommen hat und leise den magischen Morgen im Jahr eröffnet. Eine holt die andere mit dem Auto ab, beim Einsteigen freuen wir uns, den Schlaf bezwungen zu haben und auf dem Weg zu einem großen Ereignis zu sein.

Uns erwartet zumeist eine volle Kirche, in der wir wegen Platzmangels hinten stehen; die perfekte Perspektive auf den gesamten Kirchenraum und die Chance, die Kraft des Glaubens, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern das Leben gewinnt, zu spüren. Denn in dieser Feier kann auch sinnlich wahrgenommen werden, was das Geheimnis meines Glaubens ist - der Wandel vom Dunklen ins Licht, wahrnehmbar in der Entzündung des Osterfeuers, das Feuer des Lebens und der Hoffnung, das in den Augen der Gläubigen inmitten der Nacht aufflackert und ihre Herzen entzündet. Jedes Jahr Gänsehaut. Doch das alles fehlt heute.

Doch welch ein gläubiger Mensch wäre ich, wenn ich meinen Glauben nur in der Messe lebte? Glauben findet ja gerade auch außerhalb der Kirche statt, wenn sich eben zeigt, was wir aus den 60 Minuten Kirche in der Woche in unser Leben übertragen können. Und ich konnte zwar nicht in der Kirche das Osterereignis feiern, aber Ostern findet dennoch statt, vielleicht intensiver als in den letzten Jahren.

Unsere Welt kämpft gemeinsam gegen einen Feind, wird von der Aussicht auf viele Tote gelähmt. Das Virus hinterlässt seine Spuren, Angst, Schrecken und den Tod. Es hat uns unsere Freiheit geraubt und unser Leben grundlegend verändert. Doch trotz dieser schrecklichen Zeit erleben wir ein Ostereignis.

Denn genau wie die Herde der Krankheit aufflackern, entzünden sich auch Flammen der Nächstenliebe, Menschen helfen einander, sind sich nah, trotz Ferne. Im besten Fall wird unsere Gesellschaft daraus stärker hervorgehen, weil wir erfahren haben, dass nichts in unserem Leben, weder unser Alltag, unser Wohlstand, noch unser Zusammenleben selbstverständlich ist. Erst im Verlust wurde spürbar, wie wertvoll unser freies Leben ist.

Für mich steht die Coronavirus-Krise für das Ende von dem naiven Gedanken, dass schon alles sicher ist. Nun weiß ich tatsächlich, dass jede Art von Normalität in meinem Land Geschenk ist. Und es wird nicht mehr wie vorher sein. Aber es ergeben sich Chancen, die es vorher nicht gab. Es ist Platz für Neues. Neues Leben? Anderes Leben? Wertvolleres Leben. Besser gelebtes Leben. Das ist Ostern, Verlust und Auferstehung, gerade jetzt. (Christina Lander) +++


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