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Aufatmen im Einzelhandel: "Es ist ein schönes Gefühl, wieder da zu sein"
21.04.20 - Es ist kein gewöhnlicher Montag für den Einzelhandel: Nach vier Wochen dürfen endlich die Geschäfte unter strengen Auflagen wieder für ihre Kunden öffnen. Erste Lockerungen ermöglichen ein Stück weit Normalität. Wie ist die Stimmung im Einzelhandel? Was halten die Fuldaer von den neuen Regelungen? Das Team von OSTHESSEN|NEWS hat sich in der Region Fulda umgehört. Eins fällt bei einem Rundgang durch die Innenstadt jedoch gleich auf: Es herrscht wieder mehr Leben.
Die Regierung hat beschlossen, dass Läden mit weniger als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche den Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Auch größere Geschäfte erhalten die Möglichkeit zu öffnen, wenn sie einen Teil ihre Fläche abgrenzen, und somit die Größe entsprechend reduzieren. Ausgenommen ist die Größenbeschränkung für Buchhandlungen, Auto- und Fahrradhändler.
In Petersberg im Laden "Klecks" sind Inhaberin Birgit Sauer und Tochter Hendrike mehr als erleichtert. "Es ist ein besonderer Tag für uns, nach so langer Zeit wieder öffnen zu dürfen. Wir freuen uns auf unsere Kunden und die neue Ware, es bringt endlich wieder ein bisschen Normalität ein", so Sauer. Vor Ort gelten bestimmte Vorgaben: Pro Quadratmeter ist ein Kunde vorgesehen, demnach werden drei Kunden hereingelassen. Ein Schild am Eingang weist auf den Mindestabstand hin, an der Kasse sind Desinfektionsmittel bereitgestellt. Die letzten Wochen waren keineswegs leicht. "Es war wie ein Schockmoment. Einerseits möchte man die Sicherheit von allen wahren, aber wie geht es für einen selbst weiter?", so die Geschäftsführerin. Dabei gehe es vor allem darum, den Betrieb aufrechtzuerhalten - Existenzängsten würden mit einfließen. "Die Situation konnte zu Beginn der Krise nicht eingeschätzt werden, umso glücklicher sind wir jetzt", heißt es von Hendrike Sauer abschließend.
Christoph Wehner, Geschäftsführer von Sporthaus Marquardt in der Heinrichstraße, ist über den ersten Tag der Öffnung positiv gestimmt. "Es ist ein schönes Gefühl wieder da zu sein, auch im Sinne der Mitarbeiter." Die letzten vier Wochen wurden, trotz Schließung, effektiv genutzt in Form von Umbaumaßnahmen. "Vom Zeitplan her hat alles gepasst, wir haben keine Zeit verstreichen lassen." Aktuell dürfen sich im Laden 25 Personen gleichzeitig aufhalten. Der wiederkehrende Kundenkontakt sei für das Team sehr angenehm - der soziale Kontakt habe doch gefehlt. Trotzdem sei es eine ungewohnte Situation. "Es ist nicht wie vorher. Im Einzelhandel kennt man es eher, dass man viel in Kontakt mit den Leuten steht. Aber die Maßnahmen werden uns wohl noch länger begleiten."
Katharina Trabert von "Brillen Optika" in der Marktstraße schildert ihre Eindrücke. "Wir sind die ganze Zeit über Notversorger gewesen und waren mit einer reduzierten Arbeitszeit für die Kunden da." Alternativen wurden auch hier eingeführt, um den Kundenstrom zu minimieren. "Wir haben mit unseren Kunden per WhatsApp kommuniziert. Darüber konnte man Kontaktlinsen bestellen oder es wurden Reparaturen vorbesprochen." Mit den Lockerungen falle vor allem die Veränderung in den Straßen auf, so Trabert, wo gähnende Leere zum Alltagsbild gehörten. "Es ist ein schönes Gefühl, aus dem Fenster zu blicken und mehr Menschen zu sehen. Obwohl jeder zur Vorsicht bedacht ist und die Abstandsregelungen einhält, erkennt man lachende Gesichter." Aber komplette Normalität sei dies noch nicht: Erst wenn alle wieder öffnen würden, vor allem die Restaurants, könne das Gefühl des Alltags annähernd wieder erreicht werden.
Im EFM Markt ist Geschäftsführer Udo Müller ebenfalls erfreut. Zunächst wurden mit Messebauern einige Wände aufgestellt, um den Verkaufsraum zu verkleinern. Nun steht das komplette Warensortiment den Kunden zur Verfügung. Auch im Modegeschäft "Campo" freuen sich alle Beteiligten, wie Geschäftsführer Florian Wehner erläutert: "Wir haben die Frühjahrsmode auf Lager und hoffen, dass die Menschen in die Geschäfte gehen." Hermann-Josef Trabert und sein Team von "Brillen Trabert" sind positiv gestimmt und möchten endlich wieder verkaufen. Ein umfangreiches Sortiment an Sommerbrillen erwartet die Kunden. In dem Laden "Moretti - beauty and more" erklärt Nadja Moretti, dass es am Morgen noch etwas ruhig gewesen sei. Sie hofft, dass sich die Kunden die Tage zunehmend trauen das Haus zu verlassen. Das Kaufhaus "Galeria Karstadt" wieder am Dienstag seine Pforten öffnen. (Maria Franco) +++
Auch das Modehaus Schneider am Fuldaer Uniplatz hat am Montag wieder einen Teilbereich geöffnet. ...