Archiv
Eine Palliativampel soll als schnelle Übersicht dienen - Symbolbild: Pixabay

REGION O|N-Interview mit Dr. Thomas Sitte

Palliativ-Ampel dient Patientenwillen und vereinfacht Arbeit der Rettungskräfte

08.05.20 - Wie kann man den Patientenwillen noch schneller und effektiver umsetzen? Dafür entwickelten Pflegeeinrichtungen gemeinsam mit der Deutschen Palliativ Stiftung eine Palliativ-Ampel. An dem Prozess war unter anderem der renommierte Palliativmediziner Dr. Thomas Sitte aus Fulda beteiligt, der im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS die Vorteile des neuen Konzeptes erklärt.

Palliativmediziner und Stiftungsvorstand der Deutschen PalliativStiftung: Dr. ...Archivfoto: O|N/Redaktion

Die Ampel soll gerade den Pflegekräften und Rettungsdiensten bei der Behandlung helfen. Dort können zügiger Entscheidungen getroffen werden, wie der Patient nach dem persönlichen Willen behandelt werden soll. Dabei soll die einfache farbliche Kennzeichnung die genaue Behandlung unterstützen. "Mit der Palliativ-Ampel wird im Notfall eine belastende Suche in den Akten vermieden und Handlungen gegen Patientenwillen verhindert", heißt es zum genauen Prinzip bei der Deutschen Palliativ Stiftung.  

OSTHESSEN|NEWS: Wie schwierig ist es für die handelnden Personen, die richtige Maßnahme beim gelben Ampelsignal auszuführen?

Dr. Thomas Sitte: "Die Ampel ist für den Notfall, besonders in Pflegeeinrichtungen. Die Schwestern und Pfleger wissen zum Beispiel bei einem Kreislaufstillstand: jetzt erst einmal den Notruf absetzen. Dann die Wiederbelebung einleiten (wenn dort kein NEIN angekreuzt ist). Dann während der Wiederbelebung überlegen, was der Patient genau will. Die Patientenverfügung holen, vielleicht den Bevollmächtigten anrufen. Und dann: neu entscheiden. Maßnahmen fortführen, oder eben nicht."

O|N: Erleichtert diese Ampel, die richtige Behandlung für die betroffenen Personen und damit auch die Arbeit für die zuständigen Ärzte und Pfleger?

Sitte: "Absolut. Wenn der Rettungsdienst kommt, ist so eine Ampel eine riesengroße Hilfe. Die Idee zur Ampel kam ja gerade aus dem Rettungsdienst."

O|N: Ist die Palliativ-Ampel eher eine Alternative zur Patientenverfügung oder soll die Ampel sie langfristig ersetzen?

Sitte: "Die Palliativ-Ampel ist die Übersetzung der Patientenverfügung in schnell erfassbare Schlagworte oder auch in eine einfache Sprache. Die Verfügung wird keinesfalls ersetzt."

Im Notfall gilt der Patientenwille

Die genaue Übersicht über die Palliaitvampel. Grafik: Deutsche Palliativstiftung

O|N: Was besitzt im Notfall die Gültigkeit: eine Patientenverfügung oder die Ampel, die eventuell auf Gelb eingestellt ist?

Sitte: "Im Notfall gilt, wie auch sonst, der Patientenwille. Der steht mit seiner Unterschrift in der Patientenverfügung. Die Palliativ-Ampel ist ja "nur" die Kurzform für den Notfall dazu. Bei ganz vielen Bewohnern von Pflegeeinrichtungen steht bislang auch nur ein großes Fragezeichen auf der Palliativ-Ampel. Entweder, weil es weder Patientenverfügung noch Vertreterverfügung gibt, oder auch weil sie viel zu unklar formuliert sind. Da kann ich immer wieder nur empfehlen: Nehmen Sie die Vorsorgeunterlagen der Palliativ Stiftung." (Kevin Kunze) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön