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Schwangerschaft - eine Zeit der freudigen Erwartung, aber auch mit Ängsten behaftet - Foto: pixabay

BAD HERSFELD Schwanger in Zeiten von Corona

Ängste nehmen zu - Hebammen sind kompetente Ansprechpartnerinnen

Katrin Simon-Mansour informiert: Die Betreuung von Schwangeren und Wöchnerinnen muss natürlich unter Einhaltung der gebotenen Hygienemaßnahmen erfolgen. Die Beschaffung von notwendigen Schutzutensilien wie Masken, Handschuhen, Schutzkitteln, Flächen- und Händedesinfektionsmitteln, stellte sich dabei für mich und viele Kolleginnen als „Mammut-Aufgabe“ heraus. Entweder war nicht dergleichen im Handel zu bekommen oder zu Schwarzmarkt-Preisen. Diese Kosten übersteigen die üblicherweise dafür vorgesehenen Betriebsmittel erheblich. Hebammen werden hessenweit bei der Verteilung von Material und Schutzausrüstung, zum Beispiel durch Gesundheitsämter oder andere behördliche Institutionen weitestgehend nicht berücksichtig.

11.05.20 - Die Schwangerschaft ist eine aufregende Zeit voller Vorfreude, in die sich nicht selten auch Sorgen und Ängste mischen. Gerade jetzt, in einer so außergewöhnlichen Situation, kommt zu den vielen Fragen, die Schwangere beantwortet haben wollen, noch die weitere berechtigte Sorge, ob das neuartige Corona-Virus Auswirkungen auf ihre Schwangerschaft und das Baby haben kann. Hebammen sind dabei sachkundige, zugewandte Ansprechpartnerinnen. Der Betreuungsaufwand, was die beratende Tätigkeit betrifft, ist durch die Corona-Krise deutlich gestiegen, bestätigt Katrin Simon-Mansour gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Vielfach nutzen die verunsicherten Eltern die Beratung auch per Videotelefonie. Das kann die aufsuchende Betreuung aber keinesfalls ersetzen, sondern dient ausschließlich als zusätzliches Angebot, das bis zum 19. Juni 2020 befristet ist.

Katrin Simon-Mansour übt ihren Beruf mit Leidenschaft aus

Katrin Simon-Mansour verdeutlicht, dass laut RKI eine „Virus-Empfänglichkeit nicht ausgeschlossen“ werden kann. Bei einer Infektion scheinen Schwangere seltener zu erkranken oder es treten mildere Symptome auf. Empfohlen wird, Schwangere großzügig auf Sars-Cov-2 zu testen. Insgesamt gibt es zum Krankheitsverlauf von Schwangeren nur wenige Studien. Allerdings scheint es keine Hinweise darauf zu geben, dass Schwangere gefährdeter sind als andere Personen. Simon-Mansour hat noch keine Schwangere oder Wöchnerin betreut, die positiv auf Covid-19 getestet wurde. Sie bedauert, dass insgesamt viel zu wenig getestet wird, so dass man über die tatsächliche Infektionsrate bei Schwangeren, Wöchnerinnen und Neugeborenen keine fundierte Aussage treffen kann.

Zu Auswirkungen einer Infektion auf Babys gibt es kaum verwertbare Daten. Anhand weniger Studien, die meist aus China stammen, besteht durchaus die Möglichkeit einer Übertragung im Mutterleib. Die Übertragung auf das Neugeborene ist durch den engen Kontakt mittels Tröpfcheninfektion möglich. Einen Nachweis von Sars-Cov-2 in der Muttermilch gibt es derzeit nicht. Die engagierte Hebamme empfiehlt jeder Mutter, ihr Baby unbedingt zu stillen. „Muttermilch ist und bleibt das Beste fürs Baby. Auch Frauen, die noch zweifeln, ob sie stillen möchten, sollten ihr Baby in den ersten Stunden nach der Geburt anlegen. Gerade das Kolostrum (die Vormilch) enthält wertvolle Immunglobuline“.

Der Großteil der Schwangeren, die Katrin Simon-Mansour in Bad Hersfeld betreut, möchte wohnortnah entbinden, das heißt am Standort Bad Hersfeld. Risikoschwangere entscheiden sich zumeist für Fulda. Sie macht die Erfahrung, dass manche Frauen tatsächlich ängstlich sind, wobei sich diese Angst meist auf die Nachteile bezieht, die durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie ihren Alltag, die Kreißsaalsituation und den Aufenthalt in der Klinik beeinflussen. Aber auch die grundsätzliche Angst vor einer Ansteckung besteht natürlich auch.

Alle in der zu betreuenden Familie müssen gesund sein oder sich gesund fühlen. Die ...Fotos: privat

Die Geburt eines Kindes, egal ob das Erste, Zweite oder Dritte, ist und bleibt ein besonderes Ereignis, was sich weder verschieben noch nachholen lässt. Man kann nur einmal geboren werden, deshalb sollten alle Beteiligten rund um die Geburt dafür sorgen, dass trotz der Umstände diese unvergessliche Einmaligkeit möglich ist, wünscht sich Katrin Simon-Mansour. Die Lebenswirklichkeit ist, dass grundsätzlich in allen Kliniken eingeschränkte Begleit- und Besuchsregeln gelten. Danach dürfen die Partner mit gebotenem Abstand und Maske bei der Geburt im Kreißsaal anwesend sein. In den meisten Fällen darf die Person, die im Kreißsaal dabei war, die Wöchnerin und das Baby auf der Wochenbett-Station stundenweise besuchen. Ein stationärer Aufenthalt für Partner, zum Beispiel im Familienzimmer, ist in der Regel nicht möglich. Großeltern, Geschwister und Freunde brauchen Geduld, bis sie den kleinen Erdenbürger willkommen heißen können. 

Die Sicherheitsmaßnahmen in Bezug auf Covid-19 sind von Klinik zu Klinik unterschiedlich. Die Maskenpflicht, zum Beispiel beim Verlassen des Zimmers, wird in fast allen Kliniken vorausgesetzt. In Kliniken mit Risikopatientinnen und Perinatalzentren gelten besondere, vor allem strengere Vorsichtsmaßnahmen. „Ich empfehle jeder Schwangeren, sich im Vorfeld in der Klinik ihrer Wahl zu erkundigen, damit sie weiß, was sie erwartet“. Hausgeburten sind schon immer und wären gerade jetzt eine Alternative. "Es gibt leider nur noch wenige Kolleginnen, die Hausgeburten betreuen. Und dafür reisen diese teilweise durch das ganze Land. Wirtschaftlich ist das nicht! Es sollte ein Grundrecht einer jeden Frau sein, den Geburtsort selbst zu bestimmen", fordert Katrin Simon-Mansour.

Im Prinzip sind alle aufsuchenden und beratenden Tätigkeiten, die die Abstands- und Hygieneregeln sowie die Maskenpflicht berücksichtigen, durchführbar. Kurse wie Geburtsvorbereitung, Babymassage, Rückbildungsgymnastik zum Beispiel leider nicht. Dafür gibt es dann alternative Formate wie Online-Kurse. Allerdings gibt es Lockerungen. Hebammen dürfen wieder Kurse mit einer Teilnehmerzahl von maximal fünf Personen durchführen. Ob das wirtschaftlich ist, bleibt ebenfalls offen.

Eine glückliche Mama mit ihrem Neugeborenen in Corona-Zeiten.

Katrin Simon-Mansour besucht die Wöchnerinnen und Neugeborenen nach der Geburt weiterhin. Eine ausschließliche Betreuung per Telefon, FaceTime, Skype ist auch in Zeiten von Corona praktisch kaum umsetzbar und für sie persönlich undenkbar. Die Vorort-Betreuung/aufsuchende Tätigkeit ist nach wie vor essentiell für die Hebammenarbeit. Hebammen müssen sich schon immer auf besondere Situationen in ihrem Beruf einstellen und dem akuten Hebammenmangel in der außerklinischen Betreuung trotzen. "Leider werden wir dabei nicht immer optimal von der Politik unterstützt. Aber mit der Leidenschaft, mit der wir Hebammen unseren Beruf ausüben, fühlen wir uns gewappnet", verspricht Katrin Simon-Mansour. (Gudrun Schmidl) +++


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