Archiv
Artenschutzprojekt in den Fulda-Auen: Fallen gegen das Insektensterben
14.05.20 - Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung: so lautet das Motto seit einigen Wochen in den Fulda-Auen. Die Barockstadt ist einer von vier Projektstandorten in ganz Deutschland. Mithilfe von Insektenfallen soll in den nächsten Jahren der genaue Insektenbestand festgestellt werden. Daher auch der Name des Projekts: Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung, kurz AuBe.
AuBe-Projektkoordinatorin Isabell Charis Dittmar erklärte vor dem Installieren der Fallen die genaue Funktionsweise: "Die Fallen sind an den Laternen festgemacht. Sie bestehen aus mehreren Plexiglasteilen. Dort sollen die Insekten abprallen und fallen in einen Trichter." Unter dem Trichter ist eine Flasche montiert, wo 70-prozentiger Alkohol enthalten ist, so die Projektkoordinatorin weiter. Zudem sind die Fallen mit einem Camouflage-Tuch ausgestattet. Dies soll bei starker Sonneneinstrahlung, die Verdunstung des Alkohols verhindern.
Nach jeder Nacht und an jedem Tag werden die Flaschen entnommen und von der Biologin und mehreren Bürgerwissenschaftlern analysiert. Damit soll der genaue Bestand der Insekten ermittelt und das nächtliche Insektensterben aufgehalten werden. In den nächsten Jahren wird dann zunehmend umweltverträgliche Beleuchtung in den Fulda-Auen installiert. Damit soll ein Vergleich zum jetzigen Zustand entstehen. Insgesamt sind neun Fallen aufgestellt, davon sechs an Laternen und drei weitere direkt an der Fulda.
Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. Mit den Fallen soll der Einfluss der nächtlichen Straßenbeleuchtung auf Insekten untersucht werden. Das Insektenmonitoring des AuBe-Projekts startete bereits im April, im kleinsten Rahmen unter strengen Corona-Auflagen. Jetzt ging das Monitoring mit dem Aktivieren der Insektenfallen in die zweite Runde.
Hintergrund zum Projekt
Durch das Projekt, das in mehreren Bundesländern durchgeführt wird, sollen Insekten mithilfe eines neuen Beleuchtungsdesigns für Laternen geschützt werden. Durch eine optimierte Leuchtmittelabschirmung soll Streulicht in die Flugbahn und damit der Anziehungseffekt der Leuchten verringert werden. Herkömmliche Leuchten locken Insekten an (Staubsaugereffekt) oder lösen einen sogenannten Verharrungseffekt aus, der bewirkt, dass das Insekt bleibt, wo es ist. Nächtliche Lebensräume von Insekten und anderen Tieren werden durch Lichtbarrieren durchschnitten. Das von Laternen ausgestrahlte Licht soll also nur noch dorthin fallen, wo es auch gebraucht wird: auf Gehwege oder Straßen.
Einmal im Monat, zum abnehmenden Halbmond, werden die Fallen aktiviert und anschließend die Insekten eingesammelt und bestimmt. Die erste Stichprobe fand in der Nacht vom 15. auf den 16. April 2020 statt. Im Herbst 2021 wird die Hälfte der Beleuchtung durch das neu entwickelte Beleuchtungsdesign ausgetauscht. Es bleiben Streckenabschnitte mit der alten Beleuchtung als Kontrolle erhalten, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen.
Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative gegen das durch Lichtverschmutzung hervorgerufene nächtliche Insektensterben, koordiniert durch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB, Berlin) in Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Lichttechnik der TU-Berlin sowie Partnerstädten und Gemeinden in verschiedenen Bundesländern. Fulda nimmt als Sternenstadt neben drei anderen Versuchsorten (Gülpe, Neuglobsow und Krakow am See) teil.
Ein weiteres Ziel des AuBe-Projekts ist, die Umweltbildung im Bereich der heimischen Insektenfauna zu stärken, den Wert der nächtlichen Dunkelheit bewusst zu machen und umweltfreundliche Beleuchtungslösungen zu fördern. Dadurch werden die negativen Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich gehalten. (kku/pm)+++