
Archiv
Noch vor den Sommerferien Schule für alle? - Lorz plant Testphase
10.06.20 - Mit der Ankündigung, den Normal-Unterricht an hessischen Schulen eventuell schon zwei Wochen vor den Sommerferien mit einer Testphase starten zu lassen, hat Kultusminister Alexander Lorz (CDU) für Schlagzeilen gesorgt. In einem am Dienstag erschienenen Interview mit der Frankfurter Rundschau sagt Lorz zu einer entsprechenden Empfehlung des Virologen Hendrik Streek von der Uni Bonn: "Ich finde diese Idee sehr spannend und denke aktuell darüber nach." Durch eine solche risikoarme Testphase könne man besser einschätzen, ob die Infektionszahlen dann tatsächlich anstiegen und entsprechend reagieren.
Lorz betonte aber gleichzeitig, dass auch der erhoffte Regelbetrieb nach den Sommerferien noch nicht wieder der gleiche sein werde wie vor der Corona-Pandemie. "Wahrscheinlich wird zumindest das erste Schulhalbjahr noch von gewissen Einschränkungen geprägt sein, selbst wenn wir die Abstandsregeln aufgeben und die Gruppengrößen wieder auf den regulären Stand bringen", prognostizierte der Minister.
So seien beim Sportunterricht auch weiterhin die Mannschaftssportarten kritisch und im Musikunterricht müsse wohl weiter auf das Singen verzichtet werden. "Bis sich wieder ein Schulchor eng beieinander auf eine Bühne stellt und einen ganzen Saal füllt, werden wir noch eine Weile warten müssen." Wie die Unterrichtsgestaltung nach den Sommerferien angesichts des Lehrermangels und der Hygienevorschriften konkret aussehen werde, soll aber noch vor Beginn der Ferien festgelegt werden und an die Schulen weitergegeben werden, damit dieses sich darauf einstellen könnten.
Familien und Schulen stünden in der Corona-Krise unter einer besonderen Belastungsprobe, hatte Lorz im Hessischen Landtag erklärt. "Niemand konnte auf die Corona-Pandemie vorbereitet sein." Kam die allgemeine Schließung der Schulen Mitte März unerwartet, so ließ sie sich noch deutlich leichter umsetzen als die Wiederaufnahme des Schulbetriebs, so Lorz weiter. "Mit der behutsamen und schrittweisen Wiederaufnahme versuchen wir nun Bildung und Schulunterricht auf der einen Seite und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf der anderen Seite unter einen Hut zu bekommen. Dieser Spagat ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, und wir wissen, dass wir damit den Sorgen und Ängsten der Menschen – in der einen wie in der anderen Richtung – nur schwer gerecht werden können", so der Kultusminister.
"Konzeptgruppe Schuljahresbeginn" nimmt die Arbeit auf
15 Schulleiterinnen und Schulleiter aller Schulformen und Schulamtsbezirke in Hessen erarbeiten in den kommenden Wochen gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kultusministeriums, dem Landeselternbeirat, der Landesschülervertretung und dem Hauptpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer in der "Konzeptgruppe Schuljahresbeginn 2020/2021" Leitlinien, die Schulen im Einklang mit den Rahmenvorgaben der Kultusministerkonferenz dabei helfen sollen, den Schuljahresstart auch in diesem Jahr zu meistern.
Erfahrungen sind Gold wert
Anlässlich der heutigen Auftaktsitzung der Konzeptgruppe in Wiesbaden erklärte Kultusstaatssekretär Dr. Manuel Lösel: "Von unseren Praktikern aus den Schulen zu erfahren, wo der Schuh drückt, ist schon in normalen Zeiten wichtig. In der jetzigen Situation sind ihre Erfahrungen Gold wert. Deshalb bin ich trotz der wenigen ausstehenden Unterrichtswochen zuversichtlich, dass wir noch vor den Ferien eine Antwort finden auf die Frage, wann unsere Schulen zu einem weitgehenden Regelbetrieb zurückkehren können."
Unterricht wird auch nach den Ferien ein anderer sein
Unabhängig vom Ausgang der Beratungen sei schon jetzt klar, dass der Unterricht auch nach den Ferien ein anderer sein werde als noch vor Ausbruch der Pandemie, betonte der Staatssekretär. "Seit Wochen arbeiten wir mit Hochdruck auf allen Ebenen des Schulsystems an der Bewältigung der Pandemie. Jetzt geht es darum, vom Krisenmodus in den Normalbetrieb zurückzukehren und die Weichen für das kommende Schuljahr zu stellen. Unser Ziel ist es, gemeinsam Lösungen zu finden, damit möglichst alle Schülerinnen und Schüler zügig wieder an fünf Tagen in der Woche in die Schule gehen können."
Handreichung zum Schuljahresstart
Am Ende der Arbeit der Konzeptgruppe solle deshalb eine Handreichung stehen, die Schulen noch vor Ferienbeginn wichtige Informationen zum Schuljahresstart und zur Organisation des Schulalltags zur Verfügung stelle, so Lösel. In ihrer Struktur und Arbeitsweise orientiert sich die Konzeptgruppe an der Arbeit der bestehenden Praxisbeiräte. (ci)+++