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Medischulen ziehen nach Fulda - SonnErden wird Mehrgenerationen-Dorf
17.06.20 - Unterhalb des Wachtküppels tut sich was: Am Standort Schwarzerden soll unter dem Namen SonnErden ein neues Mehrgenerationenprojekt entstehen und der Betreiber der dort bislang angesiedelten Schule für Ergotherapie und Physiotherapie, die Medischulen GmbH verlegt den bisherigen Standort und zieht in die Fuldaer Innenstadt. Die angebotene Ausbildung boome, weil ab diesem Sommer auch die längst überfällige Befreiung vom Schulgeld in Hessen greife, freut sich Michael Klören, der Geschäftsführer der Medischulen, die bundesweit an elf verschiedenen Standorten 23 Schulen mit rund 800 Schülern betreiben.
Schwarzerden, die Schule für Ergotherapie und Physiotherapie im Gersfelder Stadtteil Maiersbach unterhalb des Wachtküppels kann auf eine fast jahrhundertealte Tradion zurückblicken. Bereits 1923 wurde die Bildungseinrichtung im Poppenhausen-Rodholz gegründet, zog vier Jahre später an den jetzigen Standort und bildete seither kontinuierlich junge Menschen zu Sozialgymnastinnen, Physiotherapeutinnen oder Ergotherapeutinnen aus. Die Medischulen GmbH hatte die Einrichtung 2018 nach der Insolvenz übernommen und bildet dort derzeit rund 60 Physio- und Ergotherapeuten aus. Doch der abgelegene Standort hat sich als nachteilig herausgestellt. Nachdem sich herumgesprochen habe, dass die Schule in die Fuldaer Innenstadt verlegt werde, sei die Nachfrage stark angezogen, so der Geschäftsführer. Die neue Adresse will er erst verraten, wenn der Mietvertrag unterschrieben ist. "Damit schaffen wir eine bessere Erreichbarkeit und es hat auch sonst sehr viele Vorteile!"
Mehrgenerationenprojekt SonnErden
Aus Schwarzerden soll nach dem Auszug der Medischule SonnErden werden: eine Genossenschaft von Gründern, die das Grundstück mit zwölf Gebäuden im März dieses Jahres gekauft hat, will dort eine Art Musterdorf für Familien aufbauen, die gemeinsam wohnen und arbeiten."Wir brauchen Zukunftsorte, an denen enkeltaugliche Formen des Wohnens, Lernens und Wirtschaftens erprobt werden. Wo das gesunde Leben mit der Natur vom Wind urbaner Innovationen durchweht wird. Orte, die das Individuum als höchstes Gut begreifen und sich zugleich in Gemeinschaft üben", lautet das Credo der Gründer. Von Musiktherapeut, Yogalehrerin, Arzt, Ingenieurin bis Pädagoge und Unternehmensberater reichen die Berufsfelder der Initiatoren. Ebenso vielfältig sind die geplanten Aktivitäten: Etwa den Aufbau der SonnErden-Kulturbetriebe, einen Bio-Garten anlegen, eine handlungspädagogische Kinderbetreuung etablieren, einen neuen Seminarbetrieb aufbauen, Kunst und Kultur vor Ort aufleben lassen, das Backhaus und den Pizzaofen restaurieren, Jugend-Workcamps veranstalten und mehr. Das Zukunftsdorf SonnErden könnte bis zu 60 Menschen eine neue Heimat werden. Derzeit bildeten 22 Menschen die Gründungsgemeinschaft – weitere Menschen und Familien seien im Aufnahmeprozess. "Ziel der Genossenschaft ist die Förderung eines gesunden, nachhaltigen und mehrgenerationalen Lebens, Lernens und Arbeitens", heißt es in der Satzung der Gemeinschaft.
"In zehn Jahren könnte auf diese Weise ein Zukunftsdorf entstanden sein, dass zu allen denkbaren Lebensbereichen wie Wirtschaft, Ökologie, biologischen Anbau, erneuerbarer Energie bis zur Kinderbetreuung und Kulturangebot Vorschläge für neue Lebensformen erarbeitet und weitergeben kann", sagt Mitgründer Jonas von der Gathen. Die nächsten zwei Jahre stünden umfangreiche Ausbau- und Renovierungsarbeiten an - bevorzugt mit gesunden Materialen wie Lehmputz . "Das braucht alles seine Zeit". Doch das Interesse an der neuen Lebensgemeinschaft sei groß. Er könne sich gut vorstellen, dass sich feste Gruppen etablierten, die regelmäßig nach SonnErden kämen, sagt von der Gathen. Unterm Wachtküppel bleibt es jedenfalls spannend. (Carla Ihle-Becker)+++