Archiv
Den größten Sieg errang Elia Sippel neben dem Platz
22.06.20 - Mit seinen 18 Jahren bekam Elia Sippel vom Handball-Oberligisten HSG Großenlüder/Hainzell in der Meistersaison viele Einsätze und machte einen großen Sprung in seiner Entwicklung. Keine Selbstverständlichkeit, denn Sippel erkrankte als Kind zweimal an Leukämie, kämpfte sich beide Male wieder zurück.
Ein wenig überraschend kam die Antwort von Elia Sippel auf die Frage, ob der Saisonabbruch, kurz bevor man Meister werden konnte, nicht sehr ärgerlich war, schon: "Das Sportliche war in dem Moment nicht das, was mich am meisten aufgeregt hat." Doch die Begründung liefert der 18-Jährige gleich hinterher: "Bei mir war es gerade die Abi-Vorbereitung. In erster Linie habe ich mir Gedanken gemacht, ob ich das Abi schreiben kann." Das klappte und als frisch gebackener Abiturient strebt Sippel ein Studium in mathematische Physik in Würzburg an.
Aus sportlicher Sicht fand er den Abbruch "absolut blöd", kann in der Meistersaison der HSG allerdings auf einen großen Entwicklungssprung zurückblicken: "Ich fühle mich sicherer, hab mehr gespielt und in manchen Spielen auch meinen Stempel aufdrücken. Ich denke, ich habe eindeutig eine Entwicklung gemacht und ich hoffe, dass es so weiter geht." Eine Entwicklung, an der Joachim Bug einen großen Anteil hat.
"Ich denke nicht, dass es in so einer starken Mannschaft selbstverständlich ist, viele Einsatzzeiten zu haben. Das liegt dann auch am Trainer, der das Risiko eingeht und junge Spieler bringt. Auch in Situationen, wo es entscheidend sein kann. Anscheinend hat er alles richtig gemacht", lacht Sippel. Dass Elia Sippel in der kommenden Saison erste Oberliga-Erfahrungen sammeln wird, ist aufgrund seiner Krankheits-Geschichte auch ein kleines Wunder.
Sippel erkrankt zweimal an Leukämie
Denn gleich zweimal erkrankte das HSG-Talent an Leukämie. Zuerst im Alter von sieben Jahren, dann noch einmal mit neun. "Ich war wie ein kleiner Junge vom Dorf ist, hab jeden Tag Fußball gespielt und bin herumgeturnt. Irgendwann war es dann so, dass ich mir immer weh getan habe, viel umgeknickt bin und viele blaue Flecken hatte." Zunächst wurde kein Blutbild gemacht, aber Sippels Mutter bestand darauf. Die Diagnose: Blutkrebs.
Als erste Behandlung bekam der damals Siebenjährige eine Chemotherapie, zwei Jahre später überlebte er Leukämie dank einer Knochenmarkspende seiner kleineren Schwester. Eine dritte Erkrankung ist möglich, "die Wahrscheinlichkeit ist aber genauso hoch wie bei jedem anderen auch", so Sippel. Der Handballer hatte zwei verschiedene Formen von Leukämie, die Ärzte diagnostizierten seine zweite Erkrankung als Reaktion auf die Chemotherapie.
Heute beeinträchtigt ihn all das nicht mehr, weder beim Sport noch im Alltag. Einzig eine Regeluntersuchung steht für Sippel an, zehn Jahre nach der Heilung wird die Regelmäßigkeit von einem Jahr aber reduziert. Nachdem er Leukämie das zweite Mal besiegt hatte, fand der kleine Ball schnell wieder den Weg in Sippels Alltag: "Ich habe schnell angefangen wieder Handball zu spielen, weil meine Freunde auch alle gespielt haben."
Und das hält bis heute. Seine gesamte Jugend verbrachte Elia Sippel in Großenlüder, mit dem Aufstieg in die Oberliga hat der 18-Jährige sein erstes Karrierehighlight gefeiert. Sippels nächste große Leistung, nachdem er zweimal Leukämie besiegt hat. (Tino Weingarten) +++