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Schlüchtern bekommt mehr Bedeutung und soll Mittelzentrum Plus werden: Bürgermeister Matthias Möller - Archivfoto: Marius Auth

SCHLÜCHTERN / NEUHOF Landesentwicklungsplan

Fulda oder Schlüchtern? - Für Neuhof, Kalbach und Flieden ist die Sache klar

19.06.20 - Hinter diesen Plänen steckt ordentlich Zündstoff. Die Entwürfe einer fünfköpfigen Expertenrunde, die den  neuen Landesentwicklungsplan aufstellen soll, sorgen vor allem im südlichen Landkreis Fulda und im benachbarten Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) für heftige Diskussionen. Im Kern geht es darum: Der überarbeitete Landesentwicklungsplan sieht vor, dass Schlüchtern vom "Mittelzentrum" zum "Mittelzentrum Plus" aufgewertet wird. So weit, so gut. Die Pläne der Kommission um Ökonom Professor Dr. Rolf-Dieter Postlep sehen jedoch auch vor, dass Kalbach, Neuhof und Flieden nicht mehr Fulda im Landkreis Fulda, sondern Schlüchtern im Main-Kinzig-Kreis zugeordnet werden.

Dies stößt in den drei Südkreis-Kommunen auf wenig Gegenliebe - um es vorsichtig auszudrücken. "Das ist eine mutwillige Zerstörung gewachsener Strukturen", sagt Heiko Stolz (CDU), Bürgermeister Neuhof. Die Menschen der Kaligemeinde ziehe es seit Jahrhunderten nach Fulda. "Ein Strukturwandel ist weder gewollt noch notwendig."

Heiko Stolz, Bürgermeister von Neuhof, kritisiert den Landesentwicklungsplan ...Archivfoto: Carina Jirsch

Stolz lässt kein gutes Haar an der Experten, bestehend aus ehemaligen Hochschuldirektoren und Ex-Oberbürgermeistern. Dies sei ein Plan auf dem grünen Tisch. Womöglich wurde mit dem Zirkel ein Kreis um Schlüchtern gezeichnet. Er vertrete "eins zu eins" die Meinung seines Fliedener Amtskollegen Christian Henkel (CDU). Mit dem parteilosen Bürgermeister von Kalbach, Florian Hölzer, habe er bisher noch nicht gesprochen.

Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) sieht die Aufwertung seiner Stadt naturgemäß positiv und möchte noch weitergehen. "Um noch mehr Türen für Menschen und Gewerbe zu öffnen, wollen wir ein Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums werden. Ein entsprechendes Signal haben die Stadtverordneten mit ihrem einstimmigen Beschluss während der Sitzung am 25. Mai gegeben. Ein Planungsbüro ist beauftragt, nochmals die Stärken unserer Stadt herauszuarbeiten", sagt Möller auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. Er wolle entsprechend im Wirtschaftsministerium vorstellig werden.

"Meine Tür ist weit offen"


Dass es die Menschen in den nördlichen Nachbarkommunen in die größere Stadt nach Fulda zieht, kann Möller nicht ganz bestätigen: "Von je her nutzen die Menschen aus Flieden, Kalbach und Neuhof die infrastrukturellen Gegebenheiten von Schlüchtern, kaufen ein, lassen sich medizinisch - unter anderem im Kreiskrankenhaus - behandeln oder schicken ihre Kinder auf eine der Schlüchterner Schulen", so der Rathauschef.

Den Nachbarn stünden die Türen "weit offen": "Den Unmut der Nachbarkommunen aus dem Kreis Fulda zum neuen Landesentwicklungsplan möchte ich daher nicht weiter kommentieren, sondern vielmehr dafür werben, interkommunale Zusammenarbeit weiter zu forcieren, zu fördern und so unsere Region nachhaltig zu stärken, was ein erklärtes Ziel des Landesentwicklungsplans ist."

"Konsequente Stadtentwicklung"


Dass die Expertenkommission Schlüchtern aufwerte, liege laut Möller auf der Hand: "Das ist die direkte Folge der mehr als 30 derzeit laufenden Projekte in unserer Stadt. Dazu gehören unter anderem: die Entwicklung des Langer-Areals zur Neuen Mitte, die Entwicklung des Knothe-Areals, des Norma-Geländes und der Krämerstraße, die Ausweisung neuer Bau- und Gewerbegebiete, der Neubau der Kreissparkasse. Wir legen großen Wert auf konsequente und planvolle Stadtentwicklung."

"Verdichteter Raum"?

Neben dieser Neuaufteilung stinkt den Bürgermeistern von Neuhof, Flieden und Kalbach eine weitere Veränderung mindestens genauso. Diese Kommunen sollen in die Kategorie "verdichteter Raum" aufgenommen werden. Bislang sind sie dem "ländlichen Raum" zugeordnet und erhalten dadurch mehr Fördermittel. Für Neuhof bedeute dies 450.000 Euro weniger pro Haushaltsjahr. Zudem erreichten die Kommunen die Kennzahlen für den "verdichteten Raum" nicht. Somit widerspreche sich der Plan.

Noch handelt es sich beim Landesentwicklungsplan und dessen Fortschreibung 2020 um einen Entwurf. Bis zur Entscheidung gibt es vor allem entlang der A 66 noch einige Diskussionen. Eine Entscheidung dürfte Ende des Jahres auf der Tagesordnung im Hessischen Landtag stehen.

Das ist der Landesentwicklungsplan

Als oberste Landesplanungsbehörde erstellt das hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen den Landesentwicklungsplan als (aus dem Jahre 2020, derzeit läuft das vierte Änderungsverfahren) strategisches Planungsinstrument zur räumlichen Entwicklung des Landes und als verbindliche Vorgabe für die Regionalplanung. Er beschreibt die angestrebte Entwicklung Hessens in den wichtigsten landespolitischen Planungsbereichen.

Das hessische Zentrale-Orte-Konzept umfasst zehn Oberzentren, 95 Mittelzentren und 318 Grundzentren. Somit sind alle Städte und gemeinden im Zentrale-Orte-Konzept erfasst. Seit dieser Festlegung Ende der 1990er Jahre sind die demografischen und wirtschaftsstrukturellen Entwicklungen in den Landesteilen Hessens unterschiedlich verlaufen. Mit neuen Verkehrsangeboten und Mobilitätsformen verändern sich Mobilitätsmuster und räumliche Verflechtungen. Vor allem durch neue technologische Möglichkeiten - Stichwort Digitalisierung - stehen infrastrukturelle Einrichtungen auf dem Prüfstand. Auch die Entwicklung des Einzelhandels führt zu Raumstrukturellen Veränderungen. (Hans-Hubertus Braune) +++


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