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Nach Kritik des Kreises: Kassenärztliche Vereinigung findet Vorwürfe "haltlos"
25.06.20 - Das ging schnell: Nachdem der Vogelsberger Landrat Manfred Görig und erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak am Dienstagabend die Kassenärztliche Vereinigung dazu aufgefordert hatten, das Labor zu wechseln, reagiert diese nun prompt: "Die öffentliche Kritik offenbart ein erschreckendes Maß an Fahrlässigkeit an der Kreisspitze", so die KVH.
Doch von vorne: Bereits vergangene Woche forderte der Kreis ein landesweit einheitliches Vorgehen bei der Testung auf das Corona-Virus. Bis dahin waren im Vogelsbergkreis zehn unvollständige Ergebnisse eingegangen, die sich im Nachhinein als falsch erwiesen hatten. Bis Dienstagabend waren es dann 14 falsche Testungen. "Die Betroffenen hatten im Testcenter der Kassenärztlichen Vereinigung in Alsfeld einen Abstrich nehmen lassen, das von der KV beauftragte Labor meldete jeweils ein positives Ergebnis. Der vom Vogelsberger Gesundheitsamt angeordnete zweite Test über das Eichhof-Krankenhaus Lauterbach wies hingegen negative Ergebnisse auf", erklärte der Kreis in einer Pressemitteilung.
Die Kreisspitze sieht das Problem in dem analytischen Vorgehen eines Mainzer Labors, welches nicht spezifisch auf die mindestens zwei Covid-19-Gene zu analysieren scheine. Deshalb forderten Görig und Mischak die Kassenärztliche Vereinigung auf, das Labor zu wechseln, "beziehungsweise dafür zu sorgen, dass die Testung in der Mainzer Einrichtung zuverlässig vorgenommen wird – also mit der nötigen zweiten Bestätigungsuntersuchung".
"Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit"
Nun schießt die KVH zurück: "Die Vorwürfe der Kreisspitze aus dem Vogelsberg sind aus verschiedenen Gründen haltlos. Beispielsweise arbeitet die KVH nur mit Laboren zusammen, in denen die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts und die vorgeschriebenen Maßnahmen zur Qualitätssicherung streng eingehalten werden", heißt es in einer Presseerklärung. "Das bedeutet, dass auf einen positiv ausgefallenen ersten Suchtest selbstverständlich der zweite, vorgeschriebene Bestätigungstest folgt. An dieser Stelle werden also alle Vorgaben eingehalten." Die Vereinigung sieht die Äußerungen der Kreisspitze kritisch, da sie ein hohes Maß an medizinischer Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit offenbaren würden.
Dass ein Test auf das Virus einige Tage später anders ausfällt, sei laut KVH keineswegs ungewöhnlich. "Schließlich handelt es sich bei einer Virusinfektion um einen biologischen Prozess, der sich stetig verändert. Auch fallen nicht alle Tests zu 100 Prozent positiv oder negativ aus, sondern beispielsweise nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent", erklärt die KVH.
"Mehr, als die vom RKI vorgegebenen Regeln streng einzuhalten, kann ein Labor nicht tun. Und mehr, als nur mit solchen Laboren zusammenzuarbeiten, kann auch eine KV nicht tun. Welchen Testergebnissen sollen die Menschen denn nun vertrauen? Denen aus einem Gesundheitsamt im Vogelsberg? Oder nur denen, die im Labor der Universität Marburg ausgewertet wurden, wie vom Kreis vorgeschlagen? Diese Diskussion ist fatal und das Gegenteil von dem, was wir augenblicklich brauchen: Vertrauen in unser Gesundheitssystem und die dort umgesetzten Maßnahmen zum bestmöglichen Infektionsschutz der Bevölkerung."
Die Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke, haben die Kritik zurückgewiesen. (Luisa Diegel) +++