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Von den Straßen Tunesiens über Olympia zur FT Fulda
27.06.20 - Der Name Wael Horri ist in der Handballwelt kein unbekannter. Der 38-jährige ehemalige tunesische Nationalspieler hat in seiner Karriere viel erlebt. Ab kommender Saison trainiert er die Handballer von FT Fulda in der Bezirksoberliga. Mit ihnen hat er viel vor. ON|Sport hat sich mit ihm getroffen und über seine Karriere und die Ziele mit seinem neuen Verein gesprochen.
Als FT Fula Mitte Mai die Verpflichtung Horris bekannt gab, dürften viele nicht schlecht gestaunt haben. Ein ehemaliger Nationalspieler Tunesiens in der sechsten Liga? Für Horri selbst ist dies aber nur ein weiterer logischer Schritt, um im Trainergeschäft Fuß zu fassen. "Ich hätte auch nach Katar oder Dubai gehen können, aber dort ist das sportliche Niveau natürlich viel niedriger."
Dass es aber am Ende FT Fulda wurde, war zu einem gewissen Grad dem Zufall geschuldet. Der Liebe wegen verschlug es Horri nach Fulda. Als er dort in einem Café telefonierte und über Handball sprach, bekam dies am Nebentisch ein Fußballer der "Turner" mit und sprach ihn an. Der Kontakt zwischen Verein und Spieler war hergestellt. "Ich habe dann mit Stefan Hahner Gespräche geführt, wir wurden uns auch schnell einig", erzählt Horri.
Mit Weltmeister Dominik Klein ist Horri befreundet
Den Verantwortlichen von FT ist damit ein richtiger Coup gelungen. Horri, der mit sieben Jahren auf den Straßen Tunesiens mit dem Handball anfing, ehe er mit 17 Profi wurde, kann auf eine sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken. Olympia, WM, Afrika-Cup. Horri hat auf den größten Handball-Bühnen der Welt sein Können gezeigt. Seine Erfolge können sich sehen lassen: Olympia-Siebter in Sydney, WM-Vierter 2005 im eigenen Land und mehrfacher Afrika-Meister. Das größte Highlight für ihn persönlich war jedoch die WM 2007 in seiner zweiten Heimat Deutschland: "Die Stimmung war einfach sensationell. In Köln vor 20.000 Fans zu spielen, das werde ich nie vergessen."
Bereits zwei Jahre zuvor wechselte er in die Bundesliga, spielte beim TV Großwallstadt unter anderem mit Nationalspieler und Weltmeister Dominik Klein zusammen. "Er hat mir bei der Integration sehr geholfen. Wir sind immer noch befreundet", sagt Horri. Nach einer Zwischenstation in seiner Heimat ging es für Horri 2010 nach Frankreich zu Cesson-Rennes in die erste Liga. Dort beendete er 2012 seine Karriere.
Mit Nikola Karabatic die Schulbank gedrückt
Für den Tunesier war schnell klar, dass er dem Handball als Trainer erhalten bleiben wolle. "Mein ganzes Leben dreht sich um Handball, ich habe viel erlebt und viel Ahnung von dem Sport. Das möchte ich weitergeben", sagt er. FT Fulda ist in Deutschland seine zweite Trainerstation. Den SV Olpe aus Nordrhein-Westfalen führte er als Spielertrainer zu zwei Meisterschaften. Das soll ihm mit FT auch gelingen: "Wir haben gute Jungs, die alle motiviert sind und voll mitziehen. Das sind gute Voraussetzungen." Nebenher will er in Deutschland seine Trainerlizenzen machen. "Ich habe bereits angefangen, allerdings hat Corona das vorerst gestoppt", berichtet Horri. Schon in Frankreich begann er mit seiner Trainerausbildung, drückte die Schulbank unter anderem mit Welthandballer Nikola Krarabatic. Die wird ihm aber hier nicht angerechnet. "Es ist wie beim Führerschein, jedes Land hat seine eigenen Lizenzen", sagt Horri. Dies wirft den Tunesier jedoch nicht zurück, er weiß, wo er hin möchte: "Ich suche die Herausforderung und möchte mich irgendwann auf hohem Niveau beweisen. Für einen Trainer bin ich noch recht jung, da wird hoffentlich noch viel kommen." (fh)+++