Archiv
Das eigene Leben in den Dienst von Christi Barmherzigkeit stellen
05.07.20 - "Ihr stellt euch heute mit eurem ganzen Leben in den Dienst Christi, in den Dienst seiner Barmherzigkeit. Er hat euch berufen, mitzuwirken am Aufbau des Reiches Gottes." Dies sagte der Fuldaer Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez am Samstag im Fuldaer Dom zu drei Kandidaten, die er zu Diakonen weihte.
"Er sendet Euch in diese Welt, die gerade so ist, wie sie ist." Denn Christus traue ihnen zu, mit den Herausforderungen umzugehen, weil er wolle, dass die so leidende Welt die Botschaft der Liebe, der Versöhnung und der Gerechtigkeit erfahre. Die Kirche müsse sich auch heute auf das Wesentliche konzentrieren: die Vermittlung der Botschaft vom Reich Gottes, von der Erlösung und Liebe. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes, zu dem wegen der Corona-Pandemie nur geladene Gäste kommen konnten, spendete der Weihbischof zwei Priesteramtskandidaten und einem Bewerber für den Ständigen Diakonat die Diakonenweihe. Zu Diakonen geweiht wurden Philipp Schöppner aus der Pfarrei St. Laurentius in Giesel und Johannes Wende aus der Pfarrei St. Peter in Bronnzell sowie, im Hinblick auf den Ständigen Diakonat, Reiner Uftring aus der Pfarrei St. Peter und Paul in Rodenbach.
Am Anfang seiner Predigt hatte Diez daran erinnert, dass das Corona-Virus den Anlass dazu gegeben habe, die Diakonenweihe in einer bislang noch nie gefeierten Weise zu begehen. In den kühnsten Träumen habe er sich vor Monaten nicht vorstellen können, dass dieses Virus zu einer Pandemie und das Leben ausnahmslos aller Menschen grundlegend verändern würde. "Als Mitglied der Nachkriegsgeneration war ich daran gewohnt, dass schwere Ereignisse und Erschütterungen entweder lokal begrenzt sind oder so etwas wie ein persönliches Schicksal darstellen." Die Tatsache, in dieser epochalen Zeit zum Diakon geweiht zu werden, habe einen tiefen Sinn, denn "Gott umarmt uns mit der Wirklichkeit. Gott bestimmt die Umstände und Zeiten des Lebens." Um Frucht bringen zu können, müssten sich die Diakone fragen, was die Menschen heute von der Kirche und von Gott erwarteten. "Menschen haben häufig Angst. Angst vor Ungewissheit, Angst vor Unsicherheit, Angst vor Infektion, Angst vor Verwundbarkeit, Angst vor der Zukunft, Angst vor wirtschaftlichen Einschnitten. Angst ist ein Phänomen dieser Zeit."
Jesus aber sage, dass man sich nicht fürchten solle. So könnten Diakone, Priester, Männer und Frauen der Kirche die Angst in diesen Zeiten ein Stück neu verorten, sie kleiner machen, indem sie den Menschen sagten: "Gott weiß darum, wie es dir geht, er kennt deine innersten Gefühle. Nichts auf dieser Welt passiert ohne das Wissen Gottes, er hält diese Welt und uns in seinen Händen und er kennt auch schon die Lösung." Es geht darum, in diesen Krisenzeiten ganz nahe bei den Menschen zu sein, ihre Angst zu verstehen, ihnen Hoffnung und Trost aus der Botschaft des Lebens zu bringen. "Krisenzeiten bringen immer Verunsicherung mit sich; ich erlebe das im Moment selbst sehr stark im Bischofshaus: Es kommen Anfragen, Menschen suchen nach Trost, nach Orientierung, nach Beruhigung und Festigkeit. Geben wir sie ihnen aus der Kraft des Glaubens! Nutzen wir die Chance dieser Krise, die Welt ein Stück zu verändern", so der Weihbischof.
Papst Franziskus habe eine "geistliche Exit-Strategie" vorgestellt, in der er dazu aufrufe, sich nicht von der Angst lähmen zu lassen, denn sie laste "wie ein Grabstein" auf den Menschen. Jesu Jünger hätten sich damals trotz ihrer Angst in Bewegung gesetzt und "wie sie sollen wir es auch tun". Es brauche laut Papst Franziskus eine "neue Vorstellungskraft, nicht nur Realismus". Denn es gehe letztlich "um eine nachhaltige und integrale Entwicklung der ganzen Menschheitsgeschichte." Von "Antikörpern der Solidarität" spreche er und von der Zivilisation der Liebe, die es nicht erlaube, dem Leiden so vieler Menschen den Rücken zuzudrehen. Für ihn bringe diese Zeit die Botschaft und die Aufforderung mit sich, "die Ungleichheit zu beseitigen, die Ungerechtigkeit zu heilen." So sei die aktuelle Notlage ein Anlass, um für alle eine gute Zukunft vorzubereiten. "Denn ohne eine gemeinsame Vision wird es für niemanden eine Zukunft geben". Eine neue Welt, so sage Franziskus, könne nur durch Barmherzigkeit gegenüber den Schwächeren entstehen. (pm) +++