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Thomas Dreifürst, JFV Viktoria Fulda, und Michael Ludwig, JFV Burghaun/ Haunetal, sprechen über die Herausforderungen der Jugendfördervereine - Grafik: Janina Hohmann

FULDA/ BURGHAUN Herausforderungen der Jugendfördervereine

Leistungsfußball ist nicht immer das A und O

07.07.20 - Der JFV Viktoria Fulda hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2012 zum Zentrum des Jugendleistungsfußballs in Osthessen entwickelt. Mit der Chance in der Junioren-Hessenliga zu spielen, wagen ambitionierte und talentierte junge Fußballer den Schritt nach Fulda. Der große Vorteil des JFV Viktoria – sie profitieren von der Arbeit der Stammvereine. Die Stammvereine hingegen haben es immer schwerer. Besonders deutlich wird es durch die geburtenschwachen Jahrgänge, wie es beim JFV Burghaun/Haunetal der Fall ist. Während der JFV Burghaun/Haunetal mit Spielermangel kämpft, stellt man sich in Fulda die Frage, ob der JFV in der Zukunft noch wirtschaftlich tragbar ist.

"Alle Spieler, die wir ausbilden, können Hessenliga spielen", erklärt Thomas Dreifürst, 1. Vorsitzender des JFV Viktoria Fulda, "allerdings können sie das nur, weil die DFB-Stützpunkte und ihre Stammvereine die Basis für unsere Arbeit sind." Der JFV Burghaun/Haunetal ist einer dieser Stammvereine. Schon einige Jugendliche wagten den Sprung in die Junioren-Hessenliga zur Viktoria. "Und darauf sind wir auch stolz", sagt Michael Ludwig, Jugendleiter beim JFV Burghaun/Haunetal. Doch der Wechsel zu höherklassigen Vereinen, wie nach Fulda, machen sich bei kleinen Jugendfördervereinen negativ bemerkbar – doch das ist keinesfalls der ausschlaggebende Faktor. "Besonders jetzt merkt man, dass die geburtenschwachen Jahrgänge in die A- und B-Jugend kommen", erklärt Ludwig, "so standen wir für die nächste Saison vor dem Problem, dass wir nur elf A-Jugendliche gehabt hätten."

Mit diesem Aufruf suchte der JFV Burghaun/Haunetal nach Spielern für die A-Jugend ...

Keine A-Jugend zu melden, kam für die Verantwortlichen trotz allem nicht infrage, "denn unser Anspruch ist es, von den Bambini bis zur A-Jugend jeweils eine Mannschaft zu melden." Damit das klappt, hat der JFV Burghaun bereits im letzten Jahr vorgesorgt. "Um den Spielermangel aufzufangen, der uns letzten Endes eingeholt hat, haben wir uns bereits im letzten Jahr mit der Jugendabteilung der SG Haunetal zusammengeschlossen", merkt Michael Ludwig an. Durch gezielte Werbung ist es dem vierköpfigen Vorstandsteam gelungen, weitere Spieler für die A-Jugend zu gewinnen, "dadurch konnten wir glücklicherweise eine Mannschaft melden."

Mit diesem Problem hat der JFV Viktoria Fulda nicht zu kämpfen. In der Domstadt gibt es allerdings andere Baustellen. Während Vereine wie der JFV Burghaun/Haunetal Vereinsmenschen mit Sinn für Kameradschaft ausbilden wollen, liegt der Fokus in Fulda auf der Leistung. Thomas Dreifürst verweist hier auf das große Einzugsgebiet des JFV Viktoria, der oft eine engere Bindung ausschließt. "Hier liegt der Vorteil ganz klar bei den kleinen JFV’s. Diese sind familiär geführt", erklärt Dreifürst. Während die Spieler aus dem JFV Burghaun/Haunetal meist den Schritt in die Seniorenabteilung des jeweiligen Stammvereins wagen, verliert der JFV Viktoria Fulda oft Spieler an Drittvereine.

JFV Viktoria langfristig wirtschaftlich tragbar? 

Thomas Dreifürst sieht gerade hier ein Problem, welches sich in den nächsten Jahren verstärken könnte. "Während wir an die abgebenden Vereine der Region in der Regel eine Ausbildungsentschädigung zahlen, gehen wir leer aus, wenn der Drittverein den Spieler mit einem Amateurvertrag austattet oder der Spieler einen DFB-Ausbildungsvertrag für ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) erhält." Es ist fraglich, ob dieses System für den JFV Viktoria längerfristig wirtschaftlich tragbar und ein JFV in dieser Form noch sinnvoll ist. "Die Spieler bleiben dann drei bis vier Jahre bei uns und verlassen uns dann wieder", bemängelt Dreifürst, "in den wenigsten Fällen sind die Heimatvereine Nutznieser unserer Ausbildung." Dennoch gibt es positive Beispiele. Thomas Dreifürst bezieht sich hier auf Marek Weber, Maximilian Balzer und Co., die in der Jugend vom JFV-Vorläufer und Stammverein SG Viktoria Bronnzell ausgebildet wurden und nun wieder in die Seniorenabteilung der Viktoria wechselten. "Diese Jungs kann man nur loben. Sie geben dem Verein etwas zurück, bei dem sie in der Jugend ausgebildet wurden."

Es wird deutlich, dass familiär geführte Vereine genauso mit Problemen zu kämpfen haben, wie Vereine, deren Hauptaugenmerk auf dem Leistungsfußball liegt. "Wir können keinesfalls mit einem JFV Viktoria Fulda konkurrieren", sagt Michael Ludwig, "doch wir sehen uns als Unterbau für unsere sechs Stammvereine – egal ob derjenige am Ende aktiver Spieler oder Platzkassierer wird." Und auch Thomas Dreifürst hofft, dass sich der JFV Viktoria Fulda weiter in der Region als Anlaufpunkt für den Leistungsfußball etablieren kann: "Mit Florian Roth als Trainer von der SG Barockstadt II haben wir nun einen erfahrenen Jugendtrainer, der die Sprache der Jungs spricht. Damit haben wir die Chance, die Jungs, die von uns ausgebildet worden sind, auch im Seniorenbereich weiter an uns zu binden." (Franziska Vogt) +++


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