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Leere Tische, düstere Aussichten für Hotels und Gaststätten - Symbolbild: pixabay

WIESBADEN DEHOGA schlägt Alarm

"Uns steht das Wasser bis zum Hals" - viele Gastgewerbsbetriebe vor Insolvenz

24.07.20 - Anlässlich seiner Sommerpressekonferenz hat der Branchenverband DEHOGA Hessen aktuelle Zahlen zur wirtschaftlichen Lage im hessischen Gastgewerbe veröffentlicht und auf die prekäre Situation der Mehrheit der Betriebe aufmerksam gemacht. Geschäftsaufgaben würden vor allem für das letzte Quartal des Jahres in einem erheblichen Umfang von bis zu einem Fünftel der Betriebe erwartet.

Branchenumfrage: Schwere Einbußen und Insolvenzen im Herbst

Tagen heute in Wiesbaden und besprechen die schwierige Situation: Von links nach rechts:Von ...Foto: DEHOGA

"Uns steht eine Insolvenzwelle im Herbst dieses Jahres bevor", sagt Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Hessen, und beschreibt zugleich, welche Bereiche der Branche besonders betroffen sind: "Clubs, Discotheken und die von Geschäftsreisenden und dem Tagungsgeschäft abhängige Stadthotellerie kämpfen mit den akutesten Existenzsorgen." Während die speisegeprägte Gastronomie in Stadt und Land weit überwiegend davon ausgehe, die Krise einigermaßen zu überstehen, gibt rund ein Viertel der Hotellerie in Hessen an, bis zum Jahresende Insolvenz anmelden zu müssen. Die städtischen Hotels seien überproportional hart betroffen. Doch auch bei Restaurants, Cafés oder Bistros sei eine wirtschaftliche Überlebensperspektive nur aufgrund der Möglichkeiten der Kurzarbeit, teilweisen Stundungen von Dauerverbindlichkeiten oder durch staatliche Förderprogramme und Kredite gegeben. Bei über der Hälfte der hessischen Betriebe in Hotellerie und Gastronomie breche der Umsatz in den aktuellen Sommermonaten um über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Bei einem weiteren Drittel der Betriebe liege der Umsatzeinbruch zwischen 40 und 20 Prozent. Ein Viertel verzeichne sogar Umsatzeinbußen von über 70 Prozent. Die Schätzungen für bis Ende August sind mit diesen validierten Umsatzzahlen nahezu identisch.

Damit stehe auch fest: "Urlaub im eigenen Bundesland und die Ferienzeit haben keinen Boom in Hessens Tourismuswirtschaft ausgelöst. Einerseits können verlorene Umsätze im Gastgewerbe nie nachgeholt werden und andererseits hat der erhoffte ‚run‘ auf viele hessische Destinationen bis jetzt einfach nicht stattgefunden", kommentiert Wagner die Rückmeldungen von knapp 1.000 Betrieben.

Verband befürchtet bis zu 1.500 Betriebsaufgaben

Symbolbild: pixabay

Insgesamt überraschten die neuesten Erkenntnisse den seit Monaten mahnenden Verband nicht, so dessen Präsident Gerald Kink, doch in konkreten Zahlen seien die Szenarien umso alarmierender: "Wir müssen mit bis zu 1.500 Betriebsaufgaben in den kommenden Monaten rechnen. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung des Gastgewerbes für unser Bundesland ist das ein herber Schlag für Wirtschaft und Beschäftigung. Das Gastgewerbe hat mit mehr als vier Prozent einen gewaltigen Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Hinter jeder einzelnen Zahl steht eine persönliche Existenz. Und der Lockdown hat allen Bürgerinnen und Bürgern in Hessen klar werden lassen, was es heißt, wenn es keine Gastronomie gibt", macht Präsident Kink deutlich. 

"Das Schlimmste steht uns noch bevor..." 

Zusammen genommen beschäftigen alle Unternehmen der Branche über 200.000 Menschen. Davon waren allein im Mai 2020 72 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit. 75 Prozent der gastgewerblichen Unternehmen in Hessen gäben an, dass sie nur durch begleitende Maßnahmen, eine Chance sähen, die Krise zu überstehen. Begleitende Maßnahmen seien in diesen Zusammenhang das bereits erwähnte Kurzarbeitergeld, die Corona-Soforthilfen, die aktuell laufenden Überbrückungshilfen sowie die staatlichen Kredite. "Dabei muss uns allen klar sein, dass Kredite nur beschränkt eine Lösung darstellen und die Belastungen zeitlich verlagern. Der Druck auf der Branche bleibt immens", so Kink. Zudem fielen viele Betriebe bei den Überbrückungshilfen durchs Raster.

Der Verband sei der verantwortlichen Politik in Bund und Land dankbar für ihr schnelles Handeln. Doch nun dürfe nicht der Fehler begangen werden, zu glauben, die Krise sei überstanden. Gerald Kink: "Das Schlimmste steht uns noch bevor!" 

Bürgschaften bis Juni 2020 sprunghaft angestiegen

Ein wichtiges Instrument "aus der Wirtschaft für die Wirtschaft" seien die Sicherheiten der Bürgschaftsbank. Neben den insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen in Anspruch genommenen Mikrodarlehen der WI-Bank lag das Bürgschaftsvolumen der Bürgschaftsbank Hessen, die gegenüber den Hausbanken Kredite der Unternehmen durch Bürgschaften absichert, im Juni bei 44,2 Millionen Euro. Dies sei ein Zuwachs von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (28,1 Millionen Euro).  "Das Gastgewerbe hat mit etwa 4,4 Millionen Euro daran einen nennenswerten Anteil, und wir sind froh darüber, dass wir diesen Beitrag zur Stabilisierung der hessischen Wirtschaft leisten können", so Sven Volkert, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Hessen in Wiesbaden.

38 Prozent der Pachtbetriebe der Branche konnten mit ihren Vermietern Lösungen in Form von Mieterlassen oder Stundungen insbesondere in der Lockdown-Phase finden. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen bewirtschafte den Betrieb im Eigentum.  Bei gut 12 Prozent hingegen seien die Fronten verhärtet. "Wir danken allen umsichtigen Vermietern für das zukunftsgerichtete Zusammenwirken mit den Unternehmen und appellieren zugleich an alle übrigen, die Lasten der Krise mitzutragen", sagte Kink. Alternative Pächter oder Nachfolger werde es nämlich auf lange Sicht nicht geben. "Es wird für sehr lange Zeit keine Neueröffnungen in Einzelhandel oder Gastronomie geben, die nicht vor der Krise schon fertig geplant waren." 

Kink erwarte von der Politik, dass sie das Gastgewerbe in den kommenden schweren Monaten überzeugt und wertschätzend unterstützt. Neben den Maßnahmen des ‚Gute Zukunft-Gesetzes‘ seien noch erhebliche Mittel aus den Corona-Soforthilfen vorhanden. Diese würden in der Branche dringend gebraucht. (pm)+++


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