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Revierleiter Peter Kraus mit stark vom Borkenkäfer befallener Fichtenrinde - Fotos: gr

ULRICHSTEIN Dürresommer und Borkenkäfer schädigen

Revierleiter Peter Kraus stellte den Waldwirtschaftsplan der Stadt Ulrichstein vor

05.08.20 - Der land- und forstwirtschaftliche Ausschuss der Stadt Ulrichstein beschäftigte sich dieser Tage mit dem Ergebnis des Waldwirtschaftsplanes im abgelaufenen Haushaltsjahr 2019 sowie mit dem Waldwirtschaftsplan für das Jahr 2020. Der Leiter der Revierförsterei Ulrichstein, Forstamtmann Peter Kraus, erläuterte das umfassende Zahlenwerk anhand von zahlreichen Tabellen, Grafiken und aktuellen Fotos aus dem Stadtwald.

Bürgermeister Edwin Schneider und Revierleiter Peter Kraus informieren sich über ...

Rückblickend schilderte Kraus, den dramatischen Schadensverlauf in den Fichtenbeständen des Vogelsberges aller Waldbesitzarten. Seit dem 18. Januar 2018, als der "Orkan Friedericke" auch über Hessen tobte, ist nichts mehr so wie es einmal war, so der Forstmann. Die letzten zweieinhalb Jahre waren durch extreme Schadensereignisse wie Stürme und Dürreperioden gekennzeichnet, in deren Folge insbesondere der Borkenkäfer den Fichten extrem zusetzte. Die Witterungsbedingungen, trockene und heiße Sommer führten in ganz Mitteleuropa zu extrem hohen Borkenkäferpopulationen, die in der Lage sind auch ausgedehnte Fichtenbestände in kürzester Zeit zum Absterben zu bringen. Der große Schadholzanfall, in Deutschland spricht man derzeit von geschätzten 160 Millionen

Festmetern, hat den Fichtenholzpreis zum Absturz gebracht. Der Markt ist mit Fichtenholz überschwemmt. Die Absatzmöglichkeiten, zum Teil auch der Corona-Krise geschuldet, sind eingeschränkt, sodass Fichtenholz von Holzkäufern und Selbstwerbungsfirmen oft nur stark kontingentiert nachgefragt wird. Einige Firmen haben sich auf Exportholz spezialisiert, das in Containerlängen aufgearbeitet und zum Beispiel nach Ostasien verschifft wird.

Auch im Stadtwald Ulrichstein wird derzeit Käferholz von einer Selbstwerbungsfirma nach China exportiert. Das entlastet mengenmäßig den heimischen Markt, wenngleich der Transportpreis den Holzpreis auch um ein Vielfaches übersteigt. Der Schadholzanfall liegt im Bereich des Stadtwaldes Ulrichstein derzeit bei geschätzten 6.000 Festmetern, Tendenz steigend. Dabei ist noch nicht absehbar, welche, und ob überhaupt, älteren Fichtenbestände im Stadtwald Ulrichstein überleben werden, so Peter Kraus weiter. Betroffen sind alle Höhenlagen. Viele Bestände sind durch Sturmschäden, wie der in diesem Frühjahr durch gezogene "Orkan Sabine" oder durch frühere Käferholzaufarbeitung instabil. Die so entstandenen Bestandeslücken und besonnten Innenränder werden von den Borkenkäfern besonders gerne zur Eiablage angeflogen. Wie viele Bruten die

Borkenkäfer in diesem Jahr anlegen können, hängt entscheidend von dem Witterungsverlauf des Restjahres ab. So hoffen die Forstleute auf niedrige Temperaturen und hohe Niederschläge.

Harvester und Rückezug auf einer Borkenkäfer-Schadfläche

Rückezug beim Poltern des Käferholzes

Harvester beim Ästen und Einschneiden einer zuvor gefällten Fichte

"Diese problematische Gesamtsituation belastete schon erheblich die Einnahmeseite des Waldwirtschaftsplanes für das abgelaufene Haushaltsjahr 2019. Nur durch einschneidende Maßnahmen auf der Ausgabenseite und durch in Anspruch genommene Fördermittel konnte das geplante Ergebnis mit einem Überschuss von rund 18.000 Euro noch erreicht werden", so Revierleiter Peter Kraus. Ausgabenschwerpunkte waren in 2019 neben dem Unternehmereinsatz für die Holzernte, die Wiederaufforstung von drei Hektar Kalamitätsflächen, Jungwuchspflege, Wegeinstandsetzung, sowie der Schutz der Kulturpflanzen gegen Wildverbiss. Rund 8.000 Euro wurden von der Stadt Ulrichstein in diesem Jahr aufgewendet, um die jungen Kulturpflanzen gegen das Abbeißen der Terminalknospe durch Rehwild zu schützen.

Detailliert ging Forstamtmann Peter Kraus auf den Waldwirtschaftsplan 2020 ein, der vor allem aufgrund der prekären Lage am Holzmarkt zum ersten Mal seit 30 Jahren mit einem negativen Betriebsergebnis abschließt. Dabei steht im Mittelpunkt des Planwerkes die Kalamitäts-bewältigung. Borkenkäferbestände müssen geräumt und entstandene Freiflächen

wieder aufgeforstet werden. Bedingt durch die Größe und Vielzahl dieser Freiflächen muss die Aufforstung zwangsläufig über mehrere Jahre hinweg gestreckt werden. Entscheidend bei der Wiederaufforstung ist die Wahl der richtigen Baumarten, die einerseits den Klimawandel gut überstehen werden, andererseits den Waldeigentümern langfristig einen angemessenen Ertrag sichern. Neben gepflanzten Baumarten wie Douglasie, Erle, Bergahorn, Kirsche und Roteiche wird auch auf einigen Standorten der natürlichen Sukzession Fläche überlassen. Zu den Planzielen des Waldwirtschaftsplanes 2020 gehören weiterhin die Sicherung der bereits angelegten Kulturen durch Nachpflanzen und der Schutz gegen Wildschäden. Die Gliederung und die Pflege der jungen Nadel- und Laubholzbestände und die Fortführung der Wegeinstandsetzung, der durch die Holzabfuhr stark beanspruchten Forstwege, bilden weitere Schwerpunkte.

Im Einzelnen führte der Forstmann weiter aus, dass der diesjährige Waldwirtschaftsplan Einnahmen in Höhe von 29.500 Euro und Ausgaben in Höhe von etwa 59.605 Euro aufweise und damit voraussichtlich mit einem Defizit von 30.105 Euro abschließe. Dabei werde sich der Holzeinschlag nur auf die vom Borkenkäfer befallenen Fichtenbestände konzentrieren.

Schwerpunkte auf der Ausgabenseite seien ähnlich wie im Haushaltsjahr 2019 die

Forstwirtschaftsmeister Marius Lohse und Forstwirt Klaus Vierheller bei der Vermessung ...

Aufwendungen für Wiederaufforstungen, Nachbesserungen, Jungwuchspflege und den Schutz der bereits angelegten Kulturen. Hier sind rund 22.200 Euro vorgesehen, wobei der Anteil am Schutz gegen Wildschäden mit 10.100 Euro etwa 17 Prozent an den Gesamtausgaben betrage. Durch die im nächsten Jahr geplanten Kulturen vergrößere sich die wieder aufgeforstete Waldfläche auf über 140 ha.

Kraus hob die gute, konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem land- und forstwirtschaftlichen Ausschuss, dem Haupt- und Finanzausschuss und dem Magistrat mit Bürgermeister Edwin Schneider, die mit Engagement und Sachverstand für die Belange des Stadtwaldes eintreten würden und damit erst die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewirtschaftung schafften.

Die im land- und forstwirtschaftlichen Ausschuss vertretenen Parteien dankten Revierleiter Peter Kraus für die informative Präsentation des Waldwirtschaftsplanes und die Analyse der Eckdaten, die einen realitätsnahen Eindruck des Stadtwaldes vermittle und die die Entscheidungsfindung bedeutend vereinfachen helfe. Der Waldwirtschaftsplan 2020 wurde in der Folge durch die zuständigen Ausschüsse und letztendlich auch durch die Stadtverordnetenversammlung einstimmig verabschiedet. (gr) +++


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