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Was passiert jetzt? Spannung pur bei der Theaterwanderung. - Fotos: (c) BHF/S. Sennewald

BAD HERSFELD Hotelier Achim Kniese spielt sich selbst

Theaterwanderung durch leeres Hotel - Rothaarige säuft in Zimmer 113 weiter

16.08.20 - Das Hotel am Kurpark bot die perfekte Kulisse für eine Theaterwanderung durch ein leeres Hotel, die einzigartig und in ihrer erschreckenden Realität bedrückend zugleich war. Das beliebte Hotel mit 94 Doppel- und Einzelzimmern und Tagungsräumen, der einzigartigen Tiroler Stube und dem ParkRestaurant für den kulinarischen Genuss ist in der jetzigen Corona-Krise tatsächlich nicht belegt. Achim Kniese, als echter Herr des Hauses, machte diese Inszenierung möglich und übernahm sogar bei einem ersten Rundgang die Rolle des Hotelmanagers Ullmann.

Achim Kniese in der Rolle des Hotelmanagers Ullmann (links), führt Jan Moretti (Thorsten ...

Die Küche, in der normalerweise bis zu 15 Mitarbeiter beschäftigt sind, ist verwaist. ...

Günther Alt mit stoischem Blick, der einem das Gruseln lehrt. Für seine Schauspielkunst ...

Er sucht einen Nachwächter und führt den Bewerber Jan Moretti abends durch das leere Hotel und weist ihn ein. "Achten sie auf die Fensterfronten, die müssen geschlossen sein. Von außen kommt selten Gutes", trichtert er dem arbeitslosen Schauspieler ein, der in der Corona-Krise ohne Engagements dringend Arbeit finden muss, um Geld zu verdienen und keine andere Wahl hat, als den Job anzunehmen. "Ich habe nichts gelernt. Fantasie und Vorstellungskraft war mein Beruf". Aber warum hat ihm der Hotelmanager gesagt, dass viele diese Arbeit nicht lange aushalten? Und fragt ihn, ob er Angst habe, allein und in der Nacht in dem stillen, leeren nur notbeleuchteten Gebäude. Und was meint der Hotelmanager, wenn er von einer "Tragödie" spricht?  

In Bad Hersfeld begeisterte Thorsten Nindel das Publikum in Der Prozess in der Rolle ...

Ein Blick in das Zimmer 113.

Thorsten Nindel spielt Jan Moretti und er ist natürlich nicht ganz allein. Er wird von einer rund 30-köpfigen Gruppe von Zuschauern auf dieser Theaterwanderung begleitet. Nachtschicht um Nachtschicht. In diesen Nächten trifft Moretti zumindest den Barkeeper Lichtenhahn (Günter Alt) an, der nach Auskunft von Herrn Ullmann schon seit vier Jahren verrentet ist. In der Bar in der Tiroler Stube, hier dürfen sich die Theaterwanderer setzen und auch den Mund- und Nasenschutz abnehmen, bietet er Moretti alkoholische Getränke an, vorzugsweise Martini. "Hier ist immer Betrieb, Tag und Nacht sind hier welche", erschreckt er seinen sichtbaren einzigen Gast.  

Lichtenhahn hat viel zu erzählen von Aberglauben und Geistern im Hotel und der stinkreichen, weiblichen verlorenen Dame, etwa 60 Jahre alt und mit roten Haaren, die sich regelmäßig an der Hotelbar mit alkoholischen Cocktails abfüllte. "Niemand hat sie im Hotel mehr gesehen. Es heißt, dass sie immer noch in ihrem Zimmer 113 sitzt und säuft", berichtet Lichtenhahn. Das wollte Moretti genau wissen, schloss das besagte Zimmer auf und erlebte wie die Zuschauer auch eine schauerliche Überraschung.   
 

Kann er seine Ehe retten? Eine weitere Tragödie nach der vermeintlichenTragödie, ...

Ist das real, was Jan erlebt? Ist alles nur eine Reaktion auf die Andeutungen des Hotelmanagers oder die Geschichten des Barkeepers? Oder spielen ihm seine eigenen Erinnerungen und Alpträume einen Streich? An seine eigene Abhängigkeit vom Alkohol, die Lichtenhagen kommentiert: "Wenn du trinkst, verlierst du den Verstand". In einem "Nebel von Wut" hat Moretti die Beherrschung verloren und seine Frau geschlagen, die in seinen Sachen geschnüffelt hat.  Lichtenhagen rät Moretti, inzwischen dem Wahnsinn nah: "Sie müssen sich wehren, sie müssen sie züchtigen". Zu Beginn der Führung zeigte Hotelmanager Ullmann seinem künftigen Nachtwächter die im Wandschrank versteckte Axt, mit der er sich im Notfall wehren kann. Dieser Anblick wurde den Zuschauern auf Geheiß von Lichtenhagen erspart.

Eine außergewöhnliche, spannende Inszenierung von Joern Hinkel, besetzt mit grandiosen Protagonisten, die mit ihrer Schauspielkunst überzeugten. "Der Applaus ist meine eigentliche Droge", bekräftigt Moretti. Diese Droge ist legal. Die Zuschauer klatschten begeistert und ausdauernd. Die restlos ausverkauften Nachtschichten finden vier Mal statt. Auch wenn eine Wiederholung wünschenswert ist: Bestenfalls kann wegen voller Belegung des Hotels am Kurpark im Festspielsommer 2021 die Theaterwanderung in dieser Form nicht stattfinden. (Gudrun Schmidl) +++


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