Wingenfeld: "Lieber Dr. Hamberger, Sie sind ein großes Glück für Fulda"

26.08.20 - Kein Umtrunk und auch kein Gratulations-Parcours - und dennoch war der Empfang zum 90. Geburtstag von Dr. Wolfgang Hamberger am Dienstagnachmittag im Fürstensaal des Stadtschlosses eine sehr würdige Veranstaltung. Etliche Dutzend Freunde, Bekannte und Weggefährten des früheren Oberbürgermeisters waren gekommen und erwiesen dem Jubilar unter Corona-Bedingungen die Ehre. Die Maskenpflicht, die eigentlich während des ganzen Empfangs gelten sollte, wurde wegen der Schwüle im Saal zum Glück aufgehoben.

Empfang zum 90. Geburtstag im Stadtschloss: OB Wingenfeld grüßt dem Geburtstagskind ...Fotos: Carina Jirsch

CDU-Urgestein Professor Bernhard Vogel (rechts) ist seit der Studienzeit in Heidelberg ...

"Bei allen Einschränkungen wegen Covid 19 überwiegt heute die Freude", sagte Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld in seiner Begrüßung. "Und der Tag hat historische Bedeutung, denn erstmals wird einem Fuldaer OB a. D. zum 90. Geburtstag gratuliert." 28 Jahre sei Hamberger Rathauschef gewesen - von 1970 bis 1998. Nur zwei andere Oberbürgermeister vorher hätten ähnlich viele Dienstjahre gehabt. Und auch nur ein Fürstbischof, nämlich Heinrich von Bibra.

Zwei Ex-OB: Gerhard Möller (links) und Dr. Alois Rhiel

In seine Amtszeit fielen wichtige Weichenstellungen für Fulda. So lobte Wingenfeld Hambergers Philosophie der menschengerechten Stadt (im Gegensatz zur autogerechten), seinen Einsatz für den ICE, den Umweltschutz und für Weltoffenheit. Bis heute setze er sich mit Engagement für die Stadt ein. Hamberger stehe für eine Generation, für die Demokratie nicht immer selbstverständlich gewesen sei, so der OB. "Und weil die Demokratie in Europa in Gefahr ist, sollten Ihre Werte uns Ansporn sein. Lieber Dr. Hamberger, Sie sind ein großes Glück für Fulda."

Corona-Bedingungen im Fürstensaal

Dr. Alois Rhiel mit Gattin Christiane

Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann.

CDU-Bundestagsabgeordneter Michael Brand.

Ex-Oberbürgermeister Gerhard Möller.

Nach Wingenfeld ergriffen mehrere Weggefährten das Wort. Dr. Alois Rhiel beerbte Wolfgang Hamberger 1998 im Amt, war unter dessen Ägide selbst Bürgermeister und konnte den OB daher aus nächster Nähe beobachten. "Ihn zeichnete großer Fleiß aus und ein hohes Arbeitsethos", so Rhiel. "Dabei wurde er nie laut, für ihn zählten immer die besten Argumente." Hamberger sei ein Mann von tiefer christlicher und humanistischer Prägung, der aber - zum Beispiel auf Schützenfesten - sehr humorvoll und gesellig sein konnte und den Schalk im Nacken hatte. Manchmal habe man aber auch die Last des Amtes gespürt. "Da hatte er aber zum Glück den Halt in der Familie, vor allem bei seiner Frau Liselotte."

Foaset-Urgestein Günther Elm.

OSTHESSEN|NEWS-Chefredakteur Christian P. Stadtfeld.

Unternehmer und Ex-IHK-Präsident Helmut Sorg.

Erz-Karnevalist Günther Elm hielt eine sehr launige Rede und beschrieb Hamberger als treffsicheren Kritiker der Fuldaer Foaset, der sich nie ein-, aber immer mitmischte. Elm, der ja bekanntlich selbst nicht auf den Mund gefallen ist, lobte die Redekunst des Geburtstagskindes. "Das konnte er immer aus dem Stegreif, und einmal hat er sogar für die Fuldaer Fastnachtssänger ein Lied getextet." Auch habe Hamberger die Fastnachtssänger als Botschafter der Foaset in die Partnerstädte Como und Arles entsandt. Günther Elm: "Des woar schee!"

Apropos Partnerstädte: Aus Dokkum war eigens Pastor Paul Verheijen angereist, der Hamberger seit vielen Jahren kennt. "Sie haben immer wieder eine große Gastfreundschaft zelebriert und sich auch nach Ihrer Zeit als OB stets viel Zeit für uns genommen, wenn wir in Fulda waren." In besonderer Erinnerung sei ihm ein Besuch in der Gedenkstätte Point Alpha geblieben, wo an die Zeit erinnert wird, als Fulda noch im Zonenrandgebiet lag.

OB Dr. Heiko Wingenfeld bei seiner Begrüßung

Alt-Verleger Dr. Thomas Schmitt hob die Verdienste Hambergers für die Kultur hervor. "Kultur ist wie Gesundheit", sagte der Herausgeber der Fuldaer Zeitung. "Man vermisst sie erst, wenn man sie entbehren muss - wie heute." Die große Liebe zur Literatur habe der gebürtige Bensheimer mit der Reihe "Literatur im Stadtschloss" mit nach Fulda gebracht. "Das hat Fuldas Ruhm bei Literaten und Verlagen bundesweit gemehrt." Als weitere Höhepunkte in Hambergers Schaffen nannte Schmitt die Eröffnung des Vonderau Museums 1994 als Ort für Dialog mit der Geschichte und sein Einsatz als Vorsitzender des Geschichtsvereins. So habe die zweibändige Stadtgeschichte eine hohe Identifikation der Bevölkerung mit Fulda bewirkt.

Erz-Fastnachter Günther Elm

Ein sehr persönliches Grußwort hielten die Töchter Jutta und Barbara Hamberger. In drei Anekdoten beschrieben sie ihn als "liebevollen Vater und Opa". Im Hause Hamberger habe es stets ein geflügeltes Wort gegeben: "Wenn man ihn braucht, dann ist er da."

Dr. Alois Rhiel

"Die Kürze ist der Witz der Seele", zitierte das sichtlich gerührte Geburtstagskind Hamlet in seiner Dankesrede, die - so hatte man im Vorfeld festgelegt - nicht viel länger als fünf Minuten sein sollte. "Dabei ist das Herz so voll, und es gibt viel zu sagen." Oder wie Karnevalistin Marianne Link einmal über ihn gesagt habe: "Wenn er schwätzt, dann schwätzt er." Hamberger erinnerte daran, wie es ihn damals nach Fulda verschlagen hatte, was er auch dem Rat seiner Frau Liselotte verdankte. Und er versprach: "Ich werde auch in Zukunft alles tun, um Fulda zu fördern."

Der Jubilar bedankte sich bei allen Anwesenden für die Ehrerweisung. "Sie haben mir heute Zeit geschenkt, etwas Wichtigeres gibt es nicht." Und weil Hamberger sowieso keine Präsente wollte, konnten die Gäste entweder für die antonius-Stiftung oder das Hospiz St. Elisabeth spenden. Der Empfang wurde musikalisch umrahmt von einem Saxofon-Trio der Fuldaer Musikschule (Yvonne Roth-Wächter, Gerhard Kunkel und Ferdinand Wehner). Emotionaler Höhepunkt war das Schlusslied: "My Way" von Frank Sinatra. (Matthias Witzel) +++