Archiv
Die Angeklagte bestreitet die Tat - Fotos: Moritz Pappert

HANAU Plädoyers im Sekten-Prozess

Sekten-Anführerin Syliva D.: Hat sie den 4-jährigen Jungen getötet?

17.09.20 - Im Hanauer Prozess um den mutmaßlich getöteten Jan H. (4) wurden knapp ein Jahr nach dem Prozessauftakt am Mittwoch im Congress-Park Hanau die Plädoyers verlesen. Die Angeklagte Sylvia D. (73) soll die Anführerin einer Sekte aus Hanau sein. Laut Anklage habe sie am 17. August 1988 den damals vier Jahre alten Jan H., der in ihrer Obhut gestanden haben soll, vollständig in einen Leinensack eingeschnürt und im Badezimmer abgelegt.

Zu Beginn seiner Ausführung sagt Staatsanwalt Dominik Mies: "Das hier ist keine Fiktion. Das ist die Realität". Während der über dreistündigen Verlesung des Plädoyers schreibt Sylvia D. ständig mit und wirkt unerschrocken von dem, was sie laut Anklage getan haben soll. "Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Den 4-jährigen Jan H. hat die Angeklagte als Reinkarnation Hitlers bezeichnet. Dem größten Massenmörder, den es je gab", sagt Mies. 

Staatsanwalt Dominik Mies

In den 26 Hauptverhandlungstagen wurden viele Zeugen, darunter auch Aussteiger der Sekte, verhört. "Allen Zeugen hat man angesehen, wie sehr sie darunter leiden, was sie dort ertragen mussten. Frau D., dafür sind Sie verantwortlich", meint Mies in seinem Plädoyer. Demnach sollen selbst die Hunde besser behandelt worden sein als die neun Kinder, die in der Obhut der Angeklagten standen. Diese sollen sowohl psychisch, als auch physisch misshandelt worden sein.

Laut einem Gutachten der Rechtsmedizin soll Jan H. in einem Sack an seinem Erbrochenen erstickt sein. "Die Staatsanwaltschaft plädiert auf lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes durch Unterlassen und beantragt Haftbefehl wegen Fluchtgefahr", heißt es im Plädoyer.

Laut der Verteidigung stehe nicht fest, ob Jan überhaupt in dem Sack war. Das Motiv des Vorsatzes sei aus Sicht der Verteidigung nicht schlüssig. Außerdem soll es eine Vorverurteilung durch die Medien gegeben haben. "Die Angeklagte hat Jan nicht schlecht behandelt und schon gar nicht umgebracht", so die Verteidigung. Diese plädiert auf einen Freispruch. 

Am Ende sagte die Angeklagte, alles sei eine Rufmordkampagne und ein Komplott gegen sie. "Ich bin unschuldig. Ich habe nichts getan, was dem Kind geschadet hätte. Ich habe den Jungen geliebt. Sein Tod tut mir bis heute aufrichtig leid", sagt Sylvia D. abschließend.  

Das Urteil soll am 24. September gesprochen werden. (Moritz Pappert) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön