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Schwerer Gang am Lollsmontag: Feuermeister Klaus Otto auf dem Weg zur Feuergrube, in der kein Fierche lodert. - Archivfotos: O|N / Stefanie Harth

BAD HERSFELD Im Wortlaut

Feuerrede des Feuermeisters: "Für das Lullusfest wäre mehr drin gewesen!"

19.10.20 - Eigentlich würde das Fierche ab Sonntagabend, 18. Oktober, 358 Tage unter der Erde ruhen. Doch da Corona dem Bad Hersfelder Lullusfest den Todesstoß versetzt hat, sind es 722 Tage – nämlich vom 20. Oktober 2019 bis zum 11. Oktober 2021 –, die das Feuer in der Dunkelheit ausharren muss. Normalerweise hätte Feuermeister Klaus Otto beim Löschen des "uralten Brandes" rezitiert: "Schüttet in den Flammenschein nun des Wassers Todesstrahl. Und mit Erde decket ein Feuer und verkohltes Holz. Während wir zum letzten Mal rufen unser ‚Bruder Lolls‘…"

Der Feuermeister musste zwar am Sonntagabend nicht zur Tat schreiten, hat es sich aber dennoch nicht nehmen lassen, eine flammende Feuerrede zu halten. OSTHESSEN|NEWS veröffentlicht Klaus Ottos emotionale Jahresbilanz im Wortlaut:

"Liebe Lollsgemeinde, Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bad Hersfeld und alle, die unser Fest im Herzen tragen!

Ich denke, dass sich wohl die traurigste "Lollswoche" seit Menschengedenken nun dem Ende neigt. Wer hätte je gedacht, dass einmal ein Virus es schafft, unser geliebtes Fest ausfallen zu lassen. Selbst die Kriegsjahre haben es nicht vermocht, dass noch nicht mal unser geliebtes "Lullusfeuer" brennt.

Lag es am fehlenden Willen?


Sehnsuchtsort: die mit bunten Blumen bepflanzten Feuergrube.

Corona hin, Corona her: Klar müssen wir uns alle an die vorhandenen Regeln und Verordnungen halten, aber für das älteste deutsche Volksfest wäre mehr drin gewesen! So denke ich an die Versammlungen der Lullusfest-Kommission, in deren Verlauf unzählige Vorschläge und Alternativen besprochen und diskutiert wurden – jedoch ohne Erfolg. Ob es an der immer wieder auftauchenden Aussage lag "Es ist nicht genehmigungsfähig" oder einfach nur am fehlenden Willen einiger, die am liebsten alles abgesagt hätten? Oder lag es einfach nur daran, dass niemand bereit war, in irgendeiner Form eine Verantwortung zu übernehmen? Sehr schade!

Das, was letztendlich übrig blieb von unserem Fest, sind der illuminierte Kirchturm und ein technisches Feuer ebenfalls auf dem Kirchturm. "Lolls im Herzen" – so steht es auf dem diesjährigen Pin und "A Tribute to Lolls" und auch alles vorher genannte sind lieb gemeinte Erinnerungen an unser Fest, aber sie spiegeln niemals die Tradition und auch nicht die Würde und den Stellenwert des Lullusfestes wieder. So mancher der Stadtoberen sollte sich an dieser Stelle fragen, wieviel Stellenwert und Tradition das Lullusfest für ihn hat!

Ganz außergewöhnlich für mich persönlich ist die Tatsache, der Feuermeister zu sein, in dessen Amtszeit kein Feuer brennt und es am Lollssonntag auch keins zu löschen gibt. Jedoch lasse ich mir es nicht nehmen, eine Ansprache zu halten und diese Worte an alle Lolls-Fans zu entrichten, wenn auch diesmal in ganz anderer Art und Weise.

"Pietätloses Agieren"


Das Holzkreuz ist am Montag entfernt worden.

Am Lollsmontag, der schon traurig genug war, musste man dann an der Feuerstelle auch noch zuschauen, wie von einem städtischen Bediensteten ein Holzkreuz mit der Inschrift "Lullusfeuer 12.10.2020 – 18.10.2020" entfernt wurde, mit der Aussage, es sei städtisches Gebiet und jenes Kreuz hätte der Genehmigung bedurft. Sagt mal: Geht’s noch??? Diese Menschen, die dieses Kreuz aufgestellt haben, leben und lieben dieses Fest und unser Feuer – wahrscheinlich mehr, wie es so mancher von euch je tun wird! Lasst uns hoffen, dass diese Menschen weiterhin ihre Verbundenheit und Liebe zu unserem Fest nicht verlieren und uns weiterhin mit solch lieb gemeinten Gesten erfreuen!

Blick vom Stadtkirchturm auf den Bad Hersfelder Marktplatz. Foto: Richard Krolzig.

Vielen lieben Dank möchte ich an dieser Stelle sagen: der Stadtkirchengemeinde und der Sankt Lullus-Sturmius-Gemeinde für die tollen Gottesdienste im Gedenken an unseren Stadtgründer Lullus. Besonderen Dank sage ich an dieser Stelle unserem Schaustellerpfarrer Volker Drewes und auch den Schaustellern und dem Lullusfest-Verein für die wirklich wunderschöne Ausgestaltung des Gottesdienstes am Sonntagabend. Ein ganz besonderer Dank auch nochmal an alle, die das ganze Jahr mit uns versucht haben, zu retten, was zu retten ist. Das war trotz allem eine tolle Leistung!

Lasst uns hoffen, dass wir im nächsten Jahr unser geliebtes Lullusfest wieder so feiern können, wie es unserem Fest gerecht wird: fröhlich, friedlich und gesund!

Lollsgemeinde, Bürgersleute
Unsre schönste Lullusfreude
Die uns heilig ist und teuer
Unser einzig Lullusfeuer konnte dieses Jahr nicht entzündet werden

Es blieb bedeckt mit Blumen und mit Erden
Sollst nun weitere dreihundertachtundfünfzig Tage ruhn im dunklen Schoss der Erde
Die es hüte, die es trage,
Bis dass hoffentlich bald ein neuer Lollstag werde!

Begraben blieben Feuer und verkohltes Holz
Und trotzdem rufen wir stolz unser Bruder Lolls
Enner, zwoon, dräi – Bruder Lolls!" (pm/sh) +++


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