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Castor-Transport steht wieder auf der Kippe - Zu hohes Risiko für die Polizei?
22.10.20 - Der für Ende Oktober / Anfang November geplante Castor-Transport soll erneut verschoben werden. Grund dafür ist die aktuelle Corona-Lage mit bundesweit steigenden Infektionszahlen. Der Innenminister von Niedersachsen, Boris Pistorius (SPD), schlägt Alarm und wendet sich mit dieser Forderung an die Bundesregierung.
Sechs Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll sollen aus der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield in England per Schiff in den Hafen von Nordenham (Landkreis Wesermarsch) gebracht werden. Von dort ist dann die Verladung auf die Schiene geplant. Mit der Bahn soll es weiter ins Zwischenlager am Atomkraftwerk im südhessischen Biblis (Kreis Bergstraße) gehen. Die Strecke des Hochsicherheitszuges verläuft durch die Region Osthessen.
In einem Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat Pistorius darum gebeten, "dass der Transport und die damit einhergehenden Einsatzmaßnahmen erneut verschoben werden". Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die federführenden Landespolizeibehörden von Niedersachsen und Hessen - der Castor-Zug läuft durch beide Länder - haben bereits tausende Beamte mobilisiert, um sich auf die zu erwartenden Proteste vorzubereiten.
Das Hessische Innenministerium erklärt am Mittwoch auf OSTHESSEN|NEWS-Anfrage: "Ob der geplante Transport stattfindet oder nicht, entscheidet der Bund. Bei der derzeitigen Infektionslage in Hessen sowie dem kräfteintensiven Einsatz zum Lückenschluss der A49 wäre die Begleitung eines Castor-Transports für die hessische Polizei aber in der Tat eine zusätzliche Herausforderung. Die hessische Polizei ist aber für den Fall eines Transports vorbereitet und würde ihren Part übernehmen."
"Erhöhte Infektionsrisiken für die Einsatzkräfte"
Pistorius hat in seinem Brief an Seehofer gemahnt, dass der Einsatz so vieler Polizisten trotz eines geplanten Hygienekonzepts "erhöhte Infektionsrisiken für die Einsatzkräfte" mit sich bringen würde. Allein dadurch, dass sie aus verschiedenen Bundesländern zusammengezogen werden sollen, entstehe eine erhöhte Infektionsgefahr. Darüber hinaus führe der Transport durch viele Gegenden, die schon jetzt den kritischen Sieben-Tage-Grenzwert überschritten haben, so der Innenminister von Niedersachsen. Im Vorfeld hatten bereits die Polizeigewerkschaften darauf gedrängt, den Transport zu verschieben.