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Beim Live-Forum der Fuldaer Zeitung: (von links): Christian Reinhard, FZ-Redakteur Rainer Ickler, Martin Orf. - Screenshots: Fuldaer Zeitung/FZ Forum

FULDA/HILDERS Fragerunde beim FZ Forum

Es geht ans Eingemachte! Bürgermeisterkandidaten von Hilders bekennen Farbe

17.11.20 - In Zeiten von Corona ist einfach alles anders: Am Montagabend stellten sich die beiden Bürgermeisterkandidaten von Hilders, Martin Orf (parteilos) und Christian Reinhard (parteilos) vielen kommunalpolitischen Fragen im Online-FZ-Forum. Der Bewerber Ronny Lars Günkel (CWE) fehlte hingegen.

Provokanter Gesprächsbeginn

Gesprächsführer Rainer Ickler startete die Runde mit einer provokanten Frage an Martin Orf. Dem Arbeitspädagogen warf er "Ahnungslosigkeit in Sachen Verwaltungsarbeit und Kommunalpolitik" vor und fragte, warum er mit diesen Voraussetzungen Bürgermeister werden wolle. Orf antwortete, dass er sehr wohl das politische Geschehen in der Gemeinde seit langer Zeit verfolge. Er selbst sieht den Aspekt, dass er sich vorher nicht kommunalpolitisch engagiert hat, sogar als Vorteil. "So muss ich keine ausgetretenen Pfade begehen und kann unvoreingenommen sein." Orf will an vorhandene Erfolge anknüpfen, der Gemeinde etwas zurückgeben und diese mit vielen Ideen weiterentwickeln.

Der Werbefotograf Christian Reinhard möchte besonders das Gewerbegebiet fördern. ...

Die Frage nach dem Warum stellte Ickler auch Kandidat Christian Reinhard. Ihm gab er vorher noch den Hinweis, dass Kritiker ihm fehlende Verwaltungserfahrung vorwerfen könnten. Werbefotograf Reinhard verwies auf seine berufliche Tätigkeit und eine damit verbundene administrative Aufgabe. Er habe oft mit Personengruppen zu tun, die er führen müsse. "Darunter sind sogar Menschen, die eigentlich in Führungspositionen stehen." Reinhard, der auch Vorsitzender der CDU in der Gemeinde ist, möchte Hilders wettbewerbsfähig halten und sich nun ganz der Politik verschreiben.

Keine Wahlempfehlung

Die CDU hatte, trotz Reinhards politischem Engagement, keine Wahlempfehlung ausgesprochen. Der Rupsrother erklärte dies so: "Ich finde, die CDU sollte nicht in den Wahlkampf hineingezogen werden, da sie ja später mit demjenigen, der den Kampf um den Bürgermeisterposten gewinnt, zusammenarbeiten muss."

Ziele

Reinhard wies darauf hin, dass in Zeiten von Corona das Geld knapp sei. "Vieles ist so nicht mehr sofort möglich." Dennoch möchte er den Standort Hilders attraktiver machen. "Das Gewerbegebiet in Batten soll ja erweitert werden. Der Teil, der noch nicht erschlossen ist, wird erschlossen. Vielleicht ist das für Existenzgründer interessant." Der Quadratmeterpreis sei in der Gemeinde wesentlich günstiger als beispielsweise in Fulda. Auch Mieten seien erschwinglicher. "Hilders rollt quasi den roten Teppich für Gewerbetreibende aus." Außerdem verfüge man über schnelles Internet.

Arbeitspädagoge Martin Orf setzt die Menschen, die in der Gemeinde leben, in den Vordergrund. ...

Martin Orf gab an, dass ihm die vorhandenen Handwerksbetriebe besonders am Herzen lägen. "Wir sind gut aufgestellt, ich hätte aber gerne ein gemeinsames Werbeprospekt, in dem wir auf unsere Firmen besser aufmerksam machen könnten." Für neue Unternehmen, betonte er, sei der Faktor Rhön-Ruhepol interessant. "Wir müssen vermehrt auf Marketing setzen, ich würde bei Firmen auch mal selbst als Erstkontakt vorsprechen."

Den Leerstand von Gewerbeimmobilien möchte Orf ebenfalls angehen. "Wir sollten innerorts zukunftsorientierter und kreativer werden, manche Geschäfte vielleicht zumindest saisonal belegen." Außerdem wünscht sich der Familienvater mehr Angebote für Kinder und Jugendliche.

Bei manchen leerstehenden Gebäuden, meinte er, lohne sich eine Sanierung nicht mehr. "Da muss man gemeinsam schauen, was man machen kann und die Besitzer oder mögliche Investoren an die Hand nehmen." Ihm schwebt diesbezüglich beispielsweise eine vergünstigte Finanzierung oder ein Startkapital von der Gemeinde vor. "Wir wollen ja schließlich alle, dass es hier schön ist und bleibt."

Lieber Wohnraum anstatt Gewerbeimmobilien

Kandidat Reinhard möchte bei leerstehenden Gewerbeimmobilien lieber prüfen, ob der Standort überhaupt Sinn macht. "Man könnte Geschäfte beispielsweise zu Wohnraum umbauen." Gerade in den Ortsteilen sei dies in vielen Fällen eher angebracht. "Da könnten dann Baugrundstücke entstehen."  Reinhard betonte, dass er die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung wünsche. "Ein Bürgermeister kann nicht alles alleine machen, er ist auch angewiesen auf die Bürger." Als Beispiel nannte er den in Hilders lebenden Frisörmeister Manfred Hohmann, der den Wochenmarkt ins Leben gerufen hätte.

Eine finanzielle Unterstützung von Gewerbeimmobilienbesitzern kann sich Reinhard jedoch nur bedingt vorstellen. "Ich kann als Gemeinde nicht über Privateigentum verfügen, auf der anderen Seite ist auch der Eigentümer für anfallende Kosten zuständig." Eventuell sei aber eine Förderung bei Sanierungskosten möglich.

Landflucht- was gibt es für Möglichkeiten, junge Leute zu halten?

Martin Orf hat hier konkrete Ideen. Er möchte einen Jugendpark, eine Mountainparkstrecke und weitere attraktive Freizeitangebote neben Arbeit und Schule ermöglichen. Gemeindehäuser sollen wie in früheren Zeiten wieder besser genutzt werden: etwa für einen Tanzabend oder eine Discoveranstaltung. Die Bewirtung soll dann immer von wechselnden Vereinen übernommen werden- der erzielte finanzielle Überschuss, geht es nach Orf, in die Vereinskassen fließen. Alle Altersklassen sollen angesprochen werden – auch für Senioren oder die Kleinsten möchte der Bürgermeisterkandidat etwas auf die Beine stellen.

Reinhard hingegen wies auf eine "schwierige Thematik" hin. "Wann findet eine Abwanderung statt? Nach dem Abitur, wenn es an ein Studium geht, sind die jungen Leute weg." Er möchte diese Menschen beispielsweise mit Gewerbeansiedlungen und mit weiteren Baugrundstücken zurück in die Gemeinde holen. "Wir werden immer mit einer eingeschränkten Attraktivität leben, werden nie viele Geschäfte haben." In seinem Heimatort Rupsroth würde es beispielsweise am Fahrradweg einen Treffpunkt geben. Solche - sowie Kinderspielplätze- gelte es zu stärken.

Straßenausbaubeiträge

Beim Thema Straßenausbaubeiträge waren sich beide Kandidaten weitgehend einig: Beide können sich eine komplette Abschaffung nicht vorstellen. Reinhard: "Wenn die Straße nichts mehr kostet, hätte ich 20 Mann auf der Matte stehen, die einen Ausbau wollen." Eine Reduzierung der Beiträge sei denkbar, allerdings befürchtet der Werbefotograf dann eine Ungleichbehandlung derer, die bereits in der Vergangenheit bezahlt hätten.  

Martin Orf: "Die Gemeinde kann einfach nicht alles bezahlen, dafür fehlt das Geld. Aber die Beiträge, die Anwohner tragen müssen, sollten auf alle Fälle günstiger werden." (mr) +++


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