Viele Jahrzehnte für die Kommunalpolitik: Alt-BGM Rudolf Breithecker wird 80

21.12.20 - "Ich wäre wirklich froh, wenn ich mit 80 Jahren auf eine solche Lebensleistung zurückblicken könnte wie Rudolf Breithecker". Das sagt Johannes Rothmund, der ihm zwölf Jahre nach dessen Verabschiedung in den Ruhestand auf dem Chefsessel im Eichenzeller Schlösschen nachgefolgt ist. Die unterschiedliche Parteizugehörigkeit der beiden spielt bei diesem Lob offensichtlich keinerlei Rolle, denn der Altbürgermeister ist über alle Parteigrenzen hinweg anerkannt und beliebt. Am Montag (21. Dezember) wird das allseits bekannte Urgestein der osthessischen Kommunalpolitik 80 Jahre alt. Leider muss Familie Breithecker coronabedingt im kleinsten Kreis ganz unter sich bleiben, wenn der runde Geburtstag gefeiert wird.

So kennt man den Altbürgermeister von Eichenzell Rudolf Breithecker Fotos. O|N-Archiv

Amtsnachfolger Johannes Rothmund (CDU) schätzt Breithecker

Hier geboren und fest verwurzelt

Am 21. Dezember 1940 in Löschenrod geboren und in Eichenzell aufgewachsen, fungierte der Sozialdemokrat ab 1968 als gelernter Bankkaufmann zunächst auch als ehrenamtlicher Gemeinderechner in Löschenrod. "Nach der Gebietsreform 1972 holte man mich zum Rechnen ins Rathaus - so fing es an", erinnert er sich im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Es folgten sage und schreibe 40 erfolgreiche Jahre in der Kommunalpolitik, zwölf davon als Bürgermeister. "Ich bin immer schon ein positiv denkender Mensch gewesen, der gerne mit anderen Menschen zu tun hat", sagt der Jubilar über sich.

"Als Leiter der Kreditabteilung bei der Sparkasse habe ich früh gelernt, wie wesentlich Kundenorientierung ist. Und als Bürgermeister hab ich immer zu meinen Mitarbeitern gesagt: die Bürger sind unsere Kunden!" Zufrieden blickt er auf seine aktive Zeit zurück, der er aber nicht nachtrauert - sein Blick geht immer nach vorn. Er sei froh, etwas Positives für seine Heimatgemeinde Eichenzell bewegt zu haben und dankbar vor allem für die vielen guten Kontakte und menschlichen Begegnungen während dieser Zeit. Bürgermeister sei man 24 Stunden am Tag, - man könne sich auch am Wochenende nicht einfach ausklinken - aber das war für ihn nie eine Zumutung, sondern eine Selbstverständlichkeit.

"Ein Leuchtturm geht" titelte O|N zum Abschied im Mai 2008

Mit der SPD-Landtagsabgeordneten Sabine Waschke

Auf der Terrasse von Schloss Fasanerie

Als wir ihn kurz vor seinem Geburtstag telefonisch erreichen, hat er gerade in der Küche gestanden und Hawaii-Toast zubereitet. Ist er unter die Hobby-Köche gegangen? "Im Rentenalter muss man immer noch was Neues lernen, damit man geistig beweglich bleibt", ist sein Credo. Denn wer lesen könne, könne auch kochen - nur dürfe die Zubereitung am Herd nicht länger dauern als das Essen hinterher, ist seine Überzeugung. 

"Mir geht es wirklich gut", lautet seine Bilanz zum 80. Geburtstag. "Was mir zurzeit wirklich wehtut, ist die Sehnsucht nach meinen mittlerweile acht Enkelkindern", sagt Breithecker, denn er und seine Frau hielten sich mit allen Kontakten strikt zurück und bleiben vorsichtig. Seine beiden Töchter und sein Sohn wohnen im selben Haus und in der Nachbarschaft, um die Enkel hat er sich immer intensiv gekümmert. "Wir haben zum Beispiel das Schlösschen aus Lego nachgebaut!"

Immer nah an der Feuerwehr - im Juni 2012

Mit Nachfolger Dieter Kolb (parteilos)

Im Ruhestand habe der leidenschaftliche Fotograf und Hobbyfilmer auch endlich Zeit gefunden, sein umfangreiches Archiv zu digitalisieren - Langeweile und Untätigkeit plagen den Löschenroder offenbar nie. Im Sommer, wenn Corona hoffentlich kein Thema mehr ist, soll die jetzt ausgefallene Feier nachgeholt werden - mit allen Freunden und der ganzen Familie. Darauf freut sich der Jubilar, dessen Einladung sicher alle Gäste gerne Folge leisten werden. (Carla Ihle-Becker)+++