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Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Die Halle der Welt mit Licht erfüllen
18.12.20 - Es war einmal ein König, der hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, wollte er sie auf die Probe stellen. Dem Weiseren von beiden wollte er sein Reich und die Herrschaft übertragen. Er rief seine Söhne zu sich, gab jedem fünf Silberstücke und sagte: "Für dieses Geld sollt ihr die Halle meines Schlosses bis zum Abend füllen. Womit, das ist eure Sache."
Der älteste Sohn ging davon. Er kam an einem Feld vorbei, auf dem gerade gedroschen wurde. Das Stroh lag nutzlos herum. Er dachte sich: Mit diesem nutzlosen Zeug werde ich die Halle schnell bis zum Abend gefüllt haben! Zusammen mit den Feldarbeitern setzte er diesen Gedanken in die Tat um. Als die Halle voll war, ging er zu seinem Vater und sagte: "Du kannst mir die Herrschaft übertragen, denn es ist noch nicht Abend, und ich habe die Halle schon gefüllt!" Der Vater sagte: "Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten."
Am Abend kam der jüngere Sohn nach Hause. Die Halle wurde vom Stroh geleert, damit er sie nun füllen konnte. Er ging in die Mitte der Halle, stellte eine Kerze dorthin und zündete sie an. Der Schein füllte die dunkle Halle bis in den letzten Winkel hinein. Der Vater sagte: "Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit diesem nutzlosen Zeug anzufüllen. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen am notwendigsten brauchen." Das Leben der anderen mit Licht füllen, mit Zuwendung, Verständnis, einem aufbauenden Wort, einer liebreichen Geste. Das ist nicht nur in der Adventszeit sinnvoll und segensreich, sondern an jedem Tag des Jahres. (Stefan Buß) +++