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Kerzen sollten bei der Mahnwache nicht nur an die getötete 35-Jährige erinnern, sondern an alle 117 weiblichen Opfer des letzten Jahres - Fotos: Carina Jirsch

FULDA Feministische Initiative

"Wir sind wütend!" - Mahnwache und brennende Kerzen für ermordete Ärztin

15.12.20 - Eine Mahnwache zum Gedenken an die letzte Woche in der Fuldaer Innenstadt gewaltsam zu Tode gebrachte 35-jährige Ärztin hatte die "Feministische Initiative Fulda" am Montagabend initiiert. Knapp hundert Menschen folgten dem Aufruf und versammelten sich auf dem Universitätsplatz. Doch es ging nicht nur um das letzte Opfer, das mutmaßlich von seinem Ex-Freund mit Schnittverletzungen in den Hals getötet worden ist. Der 30-Jährige war als dringend tatverdächtig noch am selben Tag verhaftete worden, schweigt bislang aber zu der Tat. "Alle 29 Stunden wird in Deutschland eine Frau umgebracht, weil sie eine Frau ist", erinnerte eine der Sprecherinnen der Initiative. 

Die Initiatorinnen der Mahnwache auf dem Fuldaer Uniplatz

Schock, Entsetzen und Trauer sei die erste Reaktion auf die brutale Ermordung gewesen - und halte bis heute an. Allein 117 tödliche Gewalttaten gegen Frauen, also Femizide  habe es im vergangenen Jahr gegeben, erklärte Lena Limpert, eine der Veranstalterinnen. Für jede von ihnen wurde auf dem Uniplatz eine Kerze zum Gedenken entzündet. Die 35-Jährige war das letzte, aber nicht das einzige weibliche Opfer in Osthessen. Auch hier in der Region - zum Beispiel in Bad Salzschlirf und Künzell  - sind Frauen von ihren jeweiligen Partnern umgebracht worden. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl versuchter Tötungsdelikte und weiterer Gewalttaten an Frauen.

Die Vielzahl an gewalttätigen männlichen Übergriffen auf ihre Partnerinnen sei kein Zufall - und auch nicht durch Corona oder Lockdown entstanden. Es gehe um ein strukturelles Problem, nicht um Einzelfälle. Gegen Frauen gerichtete Gewalt sei in allen patriarchalen Gesellschaften verankert, kenne keine soziale Schicht und kein Herkunftsland, erklärte Aileen Huck von der Initiative. Sie plädierte für eine konsequente Anwendung des Gewaltschutzgesetzes mit Platzverweisen für die Täter aus der gemeinsamen  Wohnung. Sie wandte sich auch vehement gegen die weit verbreitete Praxis, der betroffenen Frau eine Mitschuld an der Gewaltausübung zuzuweisen. Sexuelle Übergriffe begännen häufig mit dem sogenannten catcalling, also verbaler Belästigung mit Pfeifen und anzüglichem Hinterherrufen, was in Deutschland immer noch kein Straftatbestand sei, mahnte Vanessa Hüfner vom AWO-Jugendwerk an. Schweigen und Wegsehen verschlimmere das Problem. "Wir müssen alle gegen diese Form von Gewalt zusammenstehen - es geht uns alle an." Keine der Frauen dürfe alleingelassen werden, forderten die Initiatorinnen abschließend. (ci)+++


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