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Ein Sportjahr ohne Sport: Zwischen Hoffnung und der Angst um die Zukunft
29.12.20 - Für den organisierten Sport war 2020 ein Jahr zum Vergessen. Die Corona-Krise traf die Vereine mit voller Wucht. ON|Sport blickt zurück auf ein Jahr, in dem an Sport die meiste Zeit nicht zu denken war, dass aber trotzdem den ein oder anderen schönen Moment hervorgebracht hat und in dem deutlich wurde, wie wichtig der Breitensport für die Gesellschaft ist.
Der Tag, an dem das damals noch neuartige Corona-Virus das erste Mal mit voller Wucht die osthessische Sportwelt erreichte, hat sich in die Köpfe von uns Sportredakteuren gebrannt, wie kaum ein Tag zuvor. Es war der 12. März, ein Donnerstag, als die ersten Handball-Partien in der Region dem Corona-Virus zum Opfer fielen. Wegen eines positiven Falls innerhalb der Mannschaft musste das Spiel der HSG Großenlüder/Hainzell und auch die Partie des letzten Gegners Hünfelder SV abgesagt werden.
Es war der erste kleine Vorbote eines Sturms, der innerhalb weniger Tage den Lokal- und Amateursport in der Region durcheinander wirbeln sollte. Danach überschlugen sich die Ereignisse quasi im Stundentakt. Nur einen Tag später gab der Hessische Handball-Verband (HHV) den Abbruch der laufenden Saison bekannt, der Hessische Fußball-Verband (HFV) zog wenig später nach und setzte alle Spiele bis in den April ab.
Bedeutung der Sportvereine wird deutlich sichtbar
Spätestens mit dem ersten Lockdown war allen klar, dass der Sport, wie wir ihn kennen und lieben, so schnell nicht zurückkehren würde. Für uns stellte sich nun die Frage: Wie über etwas berichten, dass in dem Moment de facto nicht mehr existierte?
Doch es gab sie noch, die Geschichten abseits von Spielen, Trainerwechseln und Transfers, denn Sport ist so viel mehr als das Spiel am Wochenende oder die Trainingseinheit unter der Woche. Im Land der Vereinsmeier haben Sportvereine, wie alle anderen Vereine auch, einen enorm hohen Stellenwert. Sie bringen Menschen zusammen, fördern das Gemeinwesen und vermitteln Werte, die auch in allen anderen Bereichen des Lebens von Bedeutung sind.
Vereinsvertreter sorgen sich um die Zukunft
Das alles wurde während des Lockdowns wie unter einem Brennglas deutlich. Denn plötzlich schien das, was man jahrelang als selbstverständlich betrachtete, akut gefährdet. Wir sprachen in dieser Zeit mit Vereinsvertretern, die sich fragten, ob ihr Verein, die Krise finanziell überhaupt überleben würde oder ob die vielen Ehrenamtlichen nach der Pandemie noch ihre Freizeit für den Verein opfern werden. Wir sprachen mit Schiedsrichtern, die Sorge hatten, dass viele ihrer Kollegen künftig das Wochenende lieber in Ruhe genießen würden, statt sich auf irgendwelchen Sportplätzen anpöbeln zu lassen und wir sprachen mit Jugendtrainern, die Angst hatten, dass ihre Spieler den Weg vom virtuellen Fußballplatz auf der Playstation zurück auf den echten Rasen nicht mehr finden. Welche langfristigen Folgen das Corona-Jahr 2020 für die Vereine haben wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich viele auch nach der Pandemie an den Wert und die Bedeutung der Vereinsarbeit erinnern.In dieser grauen Zeit gab es aber auch die kleinen Lichtblicke, die schönen Geschichten. Wir stellten beispielsweise Sportarten vor, die sonst nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Oder hatten Sie schon mal etwas von Kanu-Polo, Shuffleboard oder Stockschießen gehört? Wir halfen mit einem Artikel ungewollt der TSG Schlitz bei der Trainersuche und begleiteten Markus Pflanz bei seinem Abenteuer als Co-Trainer eines belgischen Erstligisten. Und auch bei Fuldas einzigem Profiverein dem TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell gab es positive Neuigkeiten. Mit Quadri Aruna verpflichtete man einen Weltklassespieler, mit dem man sich in der Tabelle wieder nach oben orientieren möchte.
Zwischen Hoffnung und Ernüchterung
Eine Krise bietet auch immer die Möglichkeit, neue Wege zu gehen. Sportverbände und Veranstalter lernten mit der Zeit immer besser mit der Pandemie umzugehen und entwickelten Konzepte, um Sport wieder möglich zu machen. So fand beispielsweise die RhönEnergie Challenge in diesem Jahr zum ersten Mal virtuell statt und dass mit großem Erfolg.Im Spätsommer gab es dann endlich das langersehnte Go von der Politik, der Wettkampfsport in Hessen durfte wieder starten. Den Anfang unter strengen Hygienebestimmungen machte Anfang September der Fußball. In Hessens höchster Klasse, der Hessenliga, waren mit fünf osthessischen Mannschaften so viele wie noch nie am Start. Mit der SG Barockstadt kam auch das beste Team aus der Region. Die Mannschaft von Trainer Sedat Gören verlor nur ein Spiel und steht völlig zurecht an der Tabellenspitze. Sie dürfte auch im neuen Jahr Aufstiegskandidat Nummer eins bleiben.