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Das Kloster am Frauenberg Fulda. - Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

FULDA/MÜNCHEN "Zukunftslösung gesucht"

400 Jahre alte Franziskaner-Bibliothek: 150.000 kostbare Werke verkauft

31.12.20 - Es ist ein wichtiges und kostbares Kulturerbe: die fast 400 Jahre alte "Bibliothek Kloster Frauenberg" in Fulda mit ihren zahlreichen Werken. Seit vielen Jahren ist sie Thema mehrerer Gespräche zwischen der Deutschen Franziskanerprovinz, der "antonius"-Stiftung und dem Bistum Fulda. Nun ist bekannt: Der Orden hat rund 150.000 Werke wohl für einen bescheidenen Preis an ein Antiquariat bei Leipzig verkauft.

In einer Pressemitteilung teilt das Bistum Fulda mit, dass sich die Deutsche Franziskanerprovinz (Sitz: München) ihrer kulturellen Verantwortung für wertvolle Buchbestände in ihren Bibliotheken bewusst sei. Sie sehe sich allerdings - mit Blick auf Personal, Finanzen und Räume - nicht mehr in der Lage, alle Bibliotheksstandorte und den gesamten Buchbestand selbst zu erhalten. Darüber hinaus seien die Bibliotheksräume Bestandteil der vertraglichen Verpflichtungen zwischen "antonius" und den Franziskanern. Deshalb wurde für die "Bibliothek Frauenberg" in Fulda eine Zukunftslösung gesucht, die den Orden entlastet und zugleich das kostbare Erbe der Vergangenheit sichert.

Dabei habe das Bistum Fulda - in Gesprächen 2019 vertreten durch den damaligen Diözesanadministrator Weihbischof Dr. Karlheinz Diez und den damaligen Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke - den Orden aktiv unterstützt.

"Bedeutende Buchbestände und Handschriften bereits gut geschützt"

So wurden die bedeutendsten Handschriften, Rara und Inkunabeln (aus der "Inkunabelnkammer") der ehemaligen Provinz- und Studienbibliothek der Thüringischen Franziskanerprovinz auf dem Frauenberg als Dauerleihgabe von der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Fulda übernommen. Für die Bibliothek wurde die Ideallösung favorisiert, sie an ihrem Standort zu belassen und als Außenmagazin der Seminarbibliothek zu betreuen. Auch die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Fulda kann künftig nicht ständig in dem Sinne wachsen, dass sie komplette weitere Buchbestände - etwa aus aufgelösten Klöstern oder Nachlässen von Priestern - übernimmt. Diese Problematik stellt sich deutschlandweit. Insbesondere die theologische Literatur ab dem späten 19. Jahrhundert ist in der Regel bereits in den Beständen erhalten oder ohnehin digitalisiert verfügbar.

Als Alternative wurde daher - gemäß der aktuellen Fassung der "Leitlinien zur Bewahrung von gefährdeten kirchlichen Bibliotheksbeständen im Bistum Fulda" - eine Übernahme aller Drucke bis zum Jahr 1850, aller Bestände zur franziskanischen Geschichte ("Franciscana"), aller Bestände zur Fuldaer Geschichte ("Fuldensia") in Aussicht gestellt. Die Verkaufabsicht war bisher nicht Bestandteil der Gespräche. Weitere kostbare Buchbestände aus dem Orden und der Region ("Francisana" und "Fuldensia") sind nach wie vor auf dem Frauenberg untergebracht.

Bistum: Bibliothek bedarfsgerecht weiterentwickeln und stärker fokussieren

So stelle sich die Herausforderung, Perspektiven zu erarbeiten, wie sich die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Fulda in Zukunft bedarfsgerecht weiterentwickeln und stärker fokussieren könne - auch mit Blick auf die Veränderungen bei der Theologischen Fakultät Fulda. Was zunächst als Funktions- und Traditionsverlust wahrgenommen werde, könne so innovative Entwicklungen möglich machen - zum Beispiel für die Erforschung und (virtuelle) Rekonstruktion der berühmten Klosterbibliothek ("Bibliotheca Fuldensis"). Hinzu kommt die Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel (EKS), mit der Fulda und Petersberg "Orte der karolingischen Bildungsreform" ins Blickfeld rücken. Auch hier (Projekt "raban. Bildung in Bewegung") zeige sich das Bistum Fulda engagiert und sehr interessiert daran, gemeinsam mit den beteiligten Städten, dem Landkreis und dem Land Hessen überzeugende Lösungen zu finden. Denn die Erforschung und Sicherung wertvoller Kulturgüter sei eine Gemeinschaftsaufgabe - nicht allein Sache von Orden und Bistümern, die - mit Blick auf sinkende Mitgliederzahlen und Finanzen - auch im Bereich Kultur nicht mehr alles leisten können, was viele Jahrzehnte möglich gewesen sei. (mkr/pm) +++


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