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Schneetouristen auf der Wasserkuppe: "Sicherheit sollte definitiv Vorrang haben"
05.01.21 - Schnee und Rodelspaß lockten in den vergangenen Tagen unzählige Menschen in die Rhön. Aus ganz Deutschland kamen Besucher unter anderem auf die Wasserkuppe, Verkehrschaos und zeitweise Sperrungen inklusive. Brenzliche Situation in Zeiten von Corona - bei rekordverdächtigen Infektionszahlen liefert der Anblick dieser Menschenmassen bedenkliche Bilder. Gersfelds Bürgermeister Dr. Steffen Korell bezieht im Interview mit OSTHESSEN|NEWS Stellung zur aktuellen Lage.
"Die Corona-Abstände werden im Wesentlichen eingehalten. Zusammen stehen in der Regel Familien selbst oder Menschen die im Familienkreis zusammengehören, wie Großeltern mit ihren Enkeln. Natürlich ist es sicher nicht zuträglich zur aktuellen Situation", so Bürgermeister Korell. Er appelliert an die Menschen dringlichst zu Hause zu bleiben, schließlich stehe der Gesundheitsschutz aller an oberster Stelle: "Es sind ja auch immer wieder Kinder, die am Abend dann zusammen mit den Großeltern am Tisch sitzen - die Sicherheit sollte hier doch ganz klar Vorrang haben." Auch Landrat Bernd Woide bittet die Besucher um Vernunft: "Man kann nachvollziehen, dass viele Lust auf die Natur haben. Aber wenn die eigenen individuellen Interessen über das Wohl der Allgemeinheit gestellt werden, dann wird diese Uneinsichtigkeit zum großen Problem. Das ist auch ablesbar an Besuchern, die ihre Wagen kreuz und quer auf Wirtschaftswegen parken, Einfahrten versperren und rücksichtslos an den Straßenrändern abstellen."
In den vergangenen Tagen mussten die Zufahrtsstraßen zur Wasserkuppe mehrfach aufgrund voller Parkplätze gesperrt werden. Damit verlagere sich das Problem aber nur. Ist der höchste Berg Hessens voll, weichen die Schneefans auf anderen Gebiete der Rhön aus. "Auch das Ausweichen der Besucher führt zu großen Problemen, insbesondere dann, wenn die Wege durch die parkenden Autos dicht sind und auch kein Rettungswagen mehr durchkommen kann - das muss dringend vermieden werden", so Korell. Verhindern könne man dies nur, wenn man schon im Tal die Zufahrtswege sperre, dazu fehlen laut dem Bürgermeister aber die Kapazitäten.
Besucher aus ganz Deutschland
Schaut man sich auf den Parkplätzen rund um die Wasserkuppe um, gerät man bei der Vielzahl unterschiedlicher Kennzeichen aus allen Ecken der Bundesrepublik doch fast ins Staunen. "Die Besucher kommen von überall, hauptsächlich aus dem Rhein-Main-Gebiet und Nordbayern, wir hatten aber auch schon welche aus Düsseldorf, München oder Karlsruhe", so der Bürgermeister. Auf Nachfrage von O|N gaben sich die Schneetouristen hinsichtlich des großen Andrangs gelassen - laut Schilderungen besonders aufgrund der Tatsachen, dass man sich an der frischen Luft befinde und dort ausreichend Abstand einhalten könne.Auch in den kommenden Tagen erwartet die Gemeinde eine Vielzahl an Besuchern. "Morgen rechnen wir mit einem ähnlichen Betrieb wie heute, Mittwoch ist Feiertag in Bayern, da erwarten wir einen großen Ansturm und natürlich auch am Wochenende. Das wird wohl auch in der kommenden Zeit so weiter gehen - die Situation wird erst vorbei sein, wenn es der Winter auch ist", so Dr. Steffen Korell. Bleibt zu hoffen, dass die Vernunft auch bei den Schneebegeisterten siegt und kalte Wintertage in dieser besonderen Zeit zu Hause verbracht werden. (Michelle Kedmenec) +++