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Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Wie und wo ausruhen?
23.01.21 - "Ich habe nicht einmal Zeit gehabt, um etwas zu essen, so viel war zu tun." Diesen Stress-Satz kennen Sie vielleicht, und die Freunde Jesu, so können wir immer mal im Evangelium lesen, sind in einer ähnlichen Situation. Da hatte Jesus sie fortgeschickt, um zu predigen und zu heilen. Und jetzt kommen sie zurück, sind voll von Erlebtem, Schönem und Schwierigem, das sie unterwegs erfahren haben. Wir stellen uns vor, wie sie da bei Jesus stehen und erzählen, durcheinanderreden, atemlos und aufgeregt.
Und Jesus sagt zu ihnen: "Jetzt ruht euch erst mal aus!" Wie machen Sie das, wenn Sie sich ausruhen wollen? Wo ist für Sie ein guter Ort dafür? Was oder wen brauchen Sie dafür? Vielleicht ist es die Sofaecke – und es soll bloß keiner kommen, der etwas von mir will. Oder ein Spaziergang in der Natur. Vielleicht müssen Sie auch verreisen, den Alltag hinter sich lassen, ans Meer fahren oder in die Berge, um wirklich ausspannen zu können. Sport, sich richtig körperlich auslasten, ist für manche ein Weg, um Ruhe zu finden. Andere suchen das zwanglose Zusammensein mit Freunden, sie spielen, hören Musik, tanzen, reden.
Einer, der sich um mich sorgt
Ruht ein wenig aus! Es tut gut, diesen Satz zu hören und zu spüren: Da ist einer, der sorgt sich um mich, der möchte, dass es mir gut geht. Dieser Satz passt gut zur (beginnenden) Urlaubs- und Ferienzeit. »Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind und ruht ein wenig aus« (Mk. 6, 31), rät Jesus seinen Freunden. Und sie fahren tatsächlich weg, mit dem Boot über den See, um Ruhe und Einsamkeit zu finden. Allerdings holt sie dann dort die Arbeit sofort wieder ein. Schon wieder sind da viele Menschen, die etwas von ihnen wollen. Schon wieder gibt es einen guten Grund, die Pause abzusagen.
Und so ist das ja oft: Immer wieder sind da Ruhestörer, die mich davon abhalten wollen zur Ruhe zu kommen. Oder ist das vielleicht eine willkommene Entschuldigung, ein Vorwand, um den einsamen Ort zu vermeiden? Es tut ja so gut, helfen zu können, für andere da zu sein, wichtig und unentbehrlich zu sein. Was würde denn geschehen, wenn es tatsächlich zu dieser Unterbrechung käme, wenn ich am einsamen Ort allein wäre?
Dem Hl. Franz von Sales (1567–1622, Fürstbischof von Genf, Ordensgründer, Mystiker und Kirchenlehrer) wird folgender Ratschlag zugeschrieben: "Nimm dir jeden Tag eine halbe Stunde Zeit für das Gebet – außer, wenn du viel zu tun hast. Dann nimm dir eine ganze Stunde Zeit." Das Evangelium lädt uns ein, das tägliche Schaffen und Wirken zu unterbrechen. Es lädt uns ein, bei und mit Jesus zu sein, in ihm den Guten Hirten zu suchen, der uns hilft loszulassen und wieder zu Atem zu kommen. (Stefan Buß) +++