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Das Problem mit der Perspektive in der Handball-Jugend
20.01.21 - Was den erwachsenen Handballern wohl auch in den kommenden Monaten drohen wird, ist im Jugendbereich schon Realität: Die Saison ist abgebrochen, einzig Freundschaftsspiele können in den Klassen, sofern irgendwann möglich, durchgeführt werden. Vielen talentierten Handballern in der Region fehlt die Perspektive.
Etwas, was Celine Radlik, Bezirksjugendwartin im Handball-Bezirk Melsungen-Fulda, am eigenen Leib erfahren musste. "Ich trainiere eine weibliche D-Jugend. Selbst da sieht man, dass Spielerinnen wegbrechen, weil sie die Lust verlieren", so Radlik. Sind es nicht die Nachwuchs-Handballer selber, die das Interesse verlieren, sind einige Eltern aufgrund der Ansteckungsgefahr und dem Vollkontaktsport besorgt um ihre Kinder und lassen sie zuhause.
"Tut weh, das zu sehen"
"Es wird vielen Vereinen so gehen. Aber wir müssen an die Vorgaben von oben, also vom Verband, warten", sagt die Bezirksjugendwartin. Der Verband legte den Vereinen bereits nahe, ab dem 8. März, sofern es dann möglich ist, Freundschaftsspiele auszutragen, um für Spielpraxis zu sorgen. In den Bezirken werden Mannschaften angefragt, ob sie sich in der Lage sehen, die Qualifikation für die kommende Saison zu spielen. "Da wollen wir eine spielerische Lösung finden", so Radlik.Eine spielerische Lösung hätten gerne auch die vielen jungen Handballer, denn mit Online-Einheiten in Sachen Krafttraining sind die Kinder nicht zu begeistern. "Ihnen fehlt das richtig, sie wollen spielen. Es tut weh, das gerade zu sehen", bedauert Radlik die Situation für den Nachwuchs.
Für die Weiterentwicklung nur Krafttraining
So sieht das auch Bastian Hell, der in der A-Jugend der HSG Großenlüder/Hainzell im Tor steht. "Für die Weiterentwicklung der jungen Spieler ist das natürlich schade", sagt Hell. Für ihn als Torhüter ist es noch schwieriger, das fehlende Balltraining zu kompensieren. "Ich probiere mich mit Krafttraining fit zu halten, um so zumindest körperlich auf einem Niveau zu sein, wenn ich in den Herren-Handball komme", so der A-Jugendliche.
Es falle ihm noch verhältnismäßig leicht, sich für das Online- oder Krafttraining zu begeistern. "Wie es bei den anderen aussieht, weiß ich aber nicht", so Hell. Doch gerade auch für die Spieler, die vor dem Übergang zur ersten Mannschaft stehen, ist die fehlende Spielpraxis Gift. Sicht auf eine schnelle Besserung gibt es erstmal nicht. (Tino Weingarten) +++