Klinik-Streit ist trauriges Sinnbild für Impfstoff-Versagen des Bundes

29.01.21 - Deutschland hat zu wenig Impfstoff. So wenig, dass sich inzwischen zwei Fuldaer Kliniken darum streiten, wem welche Dosen vom Land zugeteilt wurden, wer wen geimpft hat und warum man die vorhandenen Dosen nicht besser geteilt hat.

Das Klinikum Fulda wurde als eines der sieben COVID-19-Schwerpunktkliniken in Hessen zuerst beliefert. Völlig legitim, dass Klinik-Chef Dr. Thomas Menzel seine Mitarbeiter, die in ständigem Kontakt mit Corona-Patienten stehen, möglichst schnell impfen wollte – und auch, dass man übrig gebliebene Dosen nicht verfallen ließ, sondern schnell verimpfte.

OSTHESSEN|NEWS-Chefredakteur Christian P. Stadtfeld Foto: Marius Auth

Genauso legitim ist es, dass Michael Sammet, der Chef des Herz-Jesu-Krankenhauses, ärgerlich auf genau diese Dosen schielte, während gleichzeitig nicht genügend Impfstoff geliefert wurde, um seine Mitarbeiter mit hohem Corona-Risiko möglichst schnell zu schützen.

Und wer hat nun Schuld?

Dieser Streit ist ein trauriges Sinnbild für die verpatzte Impfstoff-Beschaffung der Bundesregierung. Es gibt schlicht zu wenig Impfstoff, zu wenig Nachschub in Aussicht und leere Versprechungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihrem Gesundheitsminister Jens Spahn und EU-Kommissions-Chefin Ursula von der Leyen. Statt Fehler einzugestehen und Besserung in Aussicht zu stellen, schiebt man den Herstellern die Schuld zu.

Es ist kein Wunder, dass die Nerven der Handelnden vor Ort wie Drahtseile gespannt sind – sie müssen die Schwerkranken behandeln und den Schutz ihrer Mitarbeiter gewährleisten. Für den fehlenden Impfstoff kann in der Region keiner was. Was jetzt zählt ist Zusammenhalt, denn Streit hilft in dieser Pandemie keinem und schützt vor allem auch nicht vor dem gefährlichen Virus. (Christian P. Stadtfeld) +++