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Eine ganze Startelf auf den Listen der Kommunalwahl
12.02.21 - Die Zahl "elf" wird häufig umschrieben mit "eine ganze Fußballmannschaft". Bei der Kommunalwahl am 14. März treten in Haunetal elf junge Männer an, die in einer Fußballmannschaft spielen. So weit so normal, doch sie spielen alle in der gleichen Mannschaft oder gehören dem Funktionsteam an. Die SG Haunetal ist derzeit die politischste Mannschaft der Region.
Woher das kommt? Wohl alles so ein bisschen Zufall. "Man kennt sich untereinander und dann spricht man auch mal über politische Themen und was in der Gemeinde los ist", sagt Fabian Reul, der sich auf die CDU-Liste der Gemeindevertretung Haunetal hat setzen lassen. Zum Teil hatte auch der SGH-Obmann Timo Lübeck, Bürgermeister von Haunetal, seine Finger im Spiel.
Reul ließ sich durch Lübeck inspirieren, sich auf die Liste setzen zu lassen. Bei Jonas Seitz führte die Bekanntschaft zu Lübeck zudem dazu, dass er bei der SGH landete. "Durch Timo bin ich vor vier Jahren in die Politik gekommen, da habe ich aber noch nicht hier gespielt. Dadurch hat er mich später hergeholt, weil wir uns durch die Politik kannten", so Seitz, der für den Kreistag in Hersfeld-Rotenburg und die Stadtverordnetenversammlung in Bad Hersfeld kandidiert.
SG Haunetal als Beispiel für die Gemeinden
Viele Spieler stehen auf der Liste der CDU, als einsames Licht steht Senouci Allam, der für die SPD in Kirchheim antritt. Ob er sich schonmal den ein oder anderen Spruch gefallen lassen muss? "Sticheleien gibt es schon, aber das ist alles harmlos. Das macht Spaß und ist nicht so, dass es verfeindet wäre oder es zu Problemen kommen könnte", sagt Allam. Ohnehin ginge es meistens vom 31-Jährigen aus, wie seine Teamkollegen aus der CDU lachend entgegnen.Neben all den flapsigen Kommentaren sieht Senouci Allam die SG Haunetal auch als Positivbeispiel: "Die Gemeinden und Städte können sich ein Beispiel an der SG Haunetal nehmen, wie gut unterschiedliche Parteien gemeinsam und lösungsorientiert arbeiten können. Das funktioniert hier sehr gut und wäre ein Aspekt, der in die Gemeinden transportiert werden könnte."
Die SG Haunetal steht aber nicht nur als Beispiel für die Zusammenarbeit verschiedener Parteien, sondern auch als Beispiel für die Beteiligung von Sportvereinen in der Politik, meint Lübeck: "Vereine binden eine große Zahl von Leuten und dann ist es wichtig, dass man das auch in den Gremien abbildet. Dass Vereine gut repräsentiert sind und ein, zwei Jüngere dabei sind, halte ich für wichtig."
Vereins- und Gemeindearbeit ein Spannungsfeld
Das richtige Maß zu finden zwischen dem Wohl des eigenen Vereins und der Gemeinde sei dann wichtig, sagt Andreas Kimpel, 1. Vorsitzender des FC Neukirchen: "Das ist ein Spannungsfeld. Bei manchen Themen fällt das schon schwieriger, weil die Wege dann kürzer sind. Aber das ist auch ein Vorteil, wenn man sich so breit ehrenamtlich engagiert. Im Großen und Ganzen kann man das so einschätzen, das man im Wohle aller Vereine handelt."Hat man dieses gesunde Maß gefunden, ist es ein großes Plus für die Gemeinde, betont Marc Blucha: "Wenn man selber mitwirken kann und sich aktiv beteiligen kann, ist das für die Vereine von Vorteil, aber auch für die Gemeinde, weil die Wege kürzer sind." Die Spieler der SG Haunetal beweisen, dass sie nicht nur Fußball spielen möchten, sondern sich eben auch politisch beteiligen wollen. (Tino Weingarten)
Die Kandidaten der SG Haunetal (FC Neukirchen/FC Wehrda):
- Gemeindevertretung Kirchheim / SPD-Liste: Senouci Allam (1. Mannschaft)
- Stadtverordnetenversammlung Bad Hersfeld / CDU-Liste: Jonas Seitz (1. Mannschaft)
- Kreistag Hersfeld-Rotenburg / CDU-Liste: Timo Lübeck (Bürgermeister, Obmann SG Haunetal), Jonas Seitz (1. Mannschaft)
- Ortsbeirat Wehrda: Simon Gerlach (1./2. Mannschaft)
- Gemeindevertretung Haunetal / CDU-Liste: Andreas Kimpel (1. Vorsitzender FCN, 2. Mannschaft), Marius Tegl (2. Mannschaft), Jannik Zettl (1. Mannschaft), Fabian Reul (1. Mannschaft), Marc Blucha (1. Vorsitzender FCW, 1. Mannschaft)
- Gemeindevertretung Haunetal / GfH-Liste (Gemeinsam für Haunetal): Stefan Klawonn (Jugendleiter, Torwarttrainer SGH), Jörg Langer (2. Vorsitzender FCN, "Mädchen für alles"). +++