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Ernst Bräuning bei seiner Einzelausstellung im Jahr 1970 in Wiesbaden. - Foto: privat

HÜNFELD Zum 100. Geburtstag

Mehr als nur "Rhönmaler": Künstler Ernst Bräuning hat Spuren hinterlassen

13.02.21 - Es ist der 12. Februar: Genau vor 100 Jahren erblickte Ernst Bräuning in Hünfeld (Landkreis Fulda) das Licht der Welt - ein Künstler, der durch sein umfangreiches Oevre in der Konrad-Zuse-Stadt Spuren hinterlassen hat. Auch 38 Jahre nach seinem Tod ist er nach wie vor präsent. "Die Malerei war mehr als eine Leidenschaft für ihn, sie war eigentlich sein Lebensinhalt", blickt Tochter Gabriele Bräuning im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS zurück. 

Gabriele Bräuning - die Tochter des Künstlers. Fotos: Maria Franco

Ernst Bräuning wurde im Jahr 1921 als eines von sieben Kindern geboren: "Er fasste schon in frühen Kindheitsjahren den Entschluss, Maler zu werden", erzählt die 60-Jährige. Eine klassische Ausbildung erhielt er später beim akademischen Maler Hugo Pfister in Fulda. Dann folgte der Zweite Weltkrieg. "Drei seiner Brüder sind gefallen. Somit musste er als Ältester das väterliche Geschäft übernehmen." Die Malerei pausierte zunächst nach dem Krieg. Erst in den fünfziger Jahren widmete er sich wieder der Kunst. "Er betreute den Laden zwar mit Herzblut, doch die künstlerische Seite fehlte ihm sehr." Später heiratete er schließlich die Tochter des Kirchenmalers Hermann Wirth. Sie bekamen drei Kinder.

Landschaftsbilder hautnah in der Natur

Landschaftsbild

Ansicht auf Hünfeld.

Rhönhof, Öl auf Leinwand.

Eindrücke aus der Bretagne, 1971, Aquarell.

Am Wochenende erholte er sich von der Arbeitswoche: "Er kam samstags heim und fing an, das Auto voll mit 80 mal 100 Zentimeter großen Leinwänden und Farben zu packen. Dann fuhr er gemeinsam mit meiner Mutter in die Rhön. Da er eine Sondergenehmigung für forst- und landwirtschaftliche Wege hatte, konnte er sich immer auf die Suche nach dem idealen Ausblick begeben. Früher sind wir öfters mitgefahren." Er malte seine Gemälde direkt vor Ort. "Im Nachhinein betrachtet, ist es so gewesen, als hätte er dabei einen Schalter umgelegt - er war plötzlich ganz woanders", so die Tochter. "Manchmal waren wir sogar noch sonntags unterwegs - es kam immer darauf an." Das habe dazu geführt, dass das gemütliche Sonntagsessen gelegentlich auf Montag verschoben wurde. "Er hat es sehr genossen, diesen malerischen Ausgleich." Auch auf seinen Reisen, beispielsweise in Frankreich, fertigte er Aquarelle an, die die Unbeschwertheit des Momentes auffingen.

Expressiver Stil - Konzentration auf das Wesentliche 

Zeichnungen.

Wo es nur ging, nutzte er die Zeit, um seine Fertigkeiten zu verbessern und stets in Übung zu bleiben. "Er zeichnete sogar abends vor dem Fernseher. Dabei konzentrierte er sich auf das Wesentliche", erinnert sich Gabriele Bräuning. Und auch in seinen expressiven Gemälden spiegelte sich der Zeitmangel wider. "Er hatte einen flotten Malstrich: mit wenigen Farben konnte er Stimmung präzise auffangen. Er wirkte immer ein bisschen rastlos, aber die Eindrücke mussten aus ihm heraus."

Ein Weihnachtsprojekt: Ein kleiner Altar. In der Mitte die Krippenszene. ...

Auf der Rückseite die Kinder.

Im geschlossenen Zustand: Selbstporträt mit Ehefrau.

Wichtig sei, dass ihr Vater viel mehr als ein reiner Rhönmaler gewesen ist. "Er beschäftigte sich mit religiösen Themen und mit menschlichen Darstellungen - wobei die beiden Punkte manchmal verschwimmen." Ein besonderes Merkmal: die Hände in den Bildern. "Sie sind ziemlich markant. Sie sind weder fordernd oder groß - eher beschützend." Im Laufe der Zeit fanden seine Werke immer wieder in Ausstellungen Platz. "Der Fokus lag jedoch nicht auf dem Präsentieren, sondern auf dem Malen, den Emotionen. Er ist ein eher bescheidender Künstler gewesen. Aber wenn er mal ausstellte, war er dann doch stolz."

Die Hände in seinen Werken sind sehr markant.

Hünfelder Fronleichnamszug, Öl auf Leinwand.

Mutter-Kind-Motiv


Neue Ausstellung im Modern Art

Das Modern-Art Museum in Hünfeld. Archivfoto: O|N/Christian P. Stadtfeld

Anlässlich des 100. Geburtstages soll eine Jubiläumsausstellung im Museum of Modern Art entstehen. Ein genaues Datum wird - je nach Corona-Lage - noch bekannt gegeben. Gabriele Bräuning hat aktuell schon alle Hände voll zu tun. Die Vorbereitungen laufen - momentan werden die Gemälde im Haus der Mutter sortiert. "Im Hängen ergibt sich nach und nach die genaue Bildauswahl und Zusammenstellung." Es bleibt somit noch ein kleines Geheimnis, mit welchen Werken die Besucher vor Ort überrascht werden. (Maria Franco) +++


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