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Lebensmittelhandel sauer: "Gründonnerstag-Schließung führt zum Chaos!"
24.03.21 - Deutschland macht an Ostern dicht - von Mittwoch vor Ostern bis Ostermontag soll ein radikaler Lockdown die dritte Corona-Welle einzudämmen helfen. Nach der Einigung von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsident:innen soll das komplette öffentliche Leben auf das Minimum beschränkt werden. Die so genannte "erweiterte Ruhezeit betrifft nicht nur alle Erholungs- und Reisebedürftigen, sondern auch den Einzelhandel, der sonst vor Ostern Hochkonjunktur hat. Doch mit dem Trend, um diese Zeit ausgiebig shoppen zu gehen, ist rigoros Schluss. Sogar die Lebensmittelhändler büßen den sonst umsatzstarken Gründonnerstag ein - und sind entsprechend erbost. Wir haben nachgefragt, was da auf die Branche zukommt.
Matthias Pusch, Leiter Unternehmenskommunikation bei Tegut:
Unsere Kunden können jedoch einen großen Beitrag leisten, indem sie weiterhin ihre Einkäufe vorausschauend planen, und sowohl die breiten Öffnungszeiten als auch alle Einkaufstage bis zum Osterfest nutzen. Wer zügig und möglichst allein einkaufen geht, trägt dazu bei, dass sich weniger Menschen gleichzeitig im Markt aufhalten. Dieses Verhalten hilft nicht nur, die Ansteckungsgefahr gering zu halten, es leistet auch einen wichtigen Beitrag, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit so gut wie möglich erledigen können."
Klaus-Peter Schwan, vom Neukauf in der Fuldaer Boyneburgstraße
"Das wird definitiv Chaos geben", sagt auch Kai Grasmück vom Rewe in den Dalberghöfen, der schon vorsorglich für Dienstag und Mittwoch vor Ostern die doppelte Anzahl Mitarbeiter verpflichtet hat. Auch er kann über diese Entscheidung nur den Kopf schütteln. "Ein Tag mehr Gelegenheit zum Lebensmitteleinkauf vor den Feiertagen würde die Situation in den Supermärkten doch entzerren. Stattdessen wird der Andrang am Dienstag und Mittwoch und vor allem dann am Samstag zwangsläufig dazu führen, dass wir die Kunden bitten müssen, einen Augenblick zu warten, weil sich schon die Höchstanzahl im Laden befindet. Das sorgt einmal mehr für großen Unmut. Wir werden ja schon jedes Jahr beschimpft, weil wir sonst nach gesetzlicher Vorschrift am Gründonnerstag schon um 20 Uhr schließen müssen." Grasmück bittet seine Kund:innen an den betreffenden Tagen so frühzeitig wie möglich einzukaufen. "Denn diejenigen, die arbeiten müssen, können es sich ja nicht aussuchen und kommen dann geballt am Feierabend." Eine gut organisierte Einkaufsplanung könne den Aufenthalt im Laden ebenfalls verkürzen. "Haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Mehl, Kartoffeln und Eier kann man ja auch jetzt schon besorgen und am Samstag nur noch die paar frischen Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Obst und Gemüse ergänzen", schlägt er zur Entlastung vor. "Über Ostern verhungern muss aber ganz bestimmt niemand." (Carla Ihle-Becker) +++