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Headset statt Häppchen: Corona erzwingt "etwas anderen IHK-Jahresempfang"
27.03.21 - Wie viele andere Events fand auch der IHK-Jahresempfang in Coronazeiten online statt. Als "etwas anderer Jahresempfang" wurde die Veranstaltung zurückhaltend angekündigt. Was am Freitagabend von der IHK Fulda live in die Wohnzimmer gestreamt wurde, konnte zwar nicht mit dem opulenten Jahresgroßereignis im Schlosstheater mithalten, bot aber gerade dadurch kurzweilige Wirtschaftsimpulse in schwierigen Zeiten.
Natürlich stand Corona auch thematisch im Fokus: Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Fulda, schon beinahe traditionell unter 3 Prozent, ist auf 3,7 Prozent gestiegen. Seit Mitte März 2020 mussten 3.388 Betriebe im Landkreis für 55.119 Beschäftigte Kurzarbeit anmelden. Hauptgeschäftsführer Michael Konow wollte deshalb auch von Präsident Dr. Christian Gebhardt direkt nach der Begrüßung der Zuschauer im virtuellen Studio wissen, was denn überhaupt hoffnungsvoll stimme angesichts der aktuellen Situation. Trotz Pandemie muss es für die lokale Industrie- und Handelskammer und deren Mitgliedsbetriebe weiter gehen: Die junge Generation Z steht kurz vor dem Eintritt ins Arbeitsleben, für Arbeitgeber heißt das laut Gebhardt, zusätzlich zu den sonstigen aktuellen Herausforderungen Sensibilität für Freiheits- und Kreativitätsdrang und eine grundsätzlich andere Mentalität aufzubringen.
Die fehlende Zukunfts- und Planungssicherheit vor allem für Unternehmer beklagte auch Fuldas Landrat Bernd Woide in seinem Grußwort: Der Vorwurf an die Bundespolitik laute zurecht: "Wo ist die Strategie? Wie geht es weiter?" Gerade das Impfen dauere zu lange, so Woide - der Flaschenhals sei aber nicht auf lokaler Ebene, etwa im Impfzentrum Fulda, zu finden: Dort würden momentan 500 bis 700 Impfungen vorgenommen, bei besserer Versorgungslage sind mehr als 1.000 möglich. Trotz guter Hygienekonzepte müsste gerade der Einzelhandel momentan bittere Pillen schlucken, während der Inzidenztreiber häufig im ungeschützten Zusammenkommen im privaten Bereich zu verorten sei.
Prof. Dr. Tobias Knedlik, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft an der Hochschule Fulda, gab einen volkswirtschaftlichen Blick in die nähere Zukunft: Die Auswirkungen der dritten Welle würden Deutschland noch bis zum Ende der ersten Jahreshälfte 2021 beschäftigen, das Vorkrisenniveau werde auch 2021 nicht erreicht werden. Resilienz, die Fähigkeit, Krisen zu überstehen, brauche volkswirtschaftliche Agilität: Abschottung und das Denken in Nationalstaaten komme in der jetzigen Zeit teuer zu stehen, gerade angesichts der gestiegenen Nachfrage nach deutschen Produkten aus China und den USA.
Die Präsidiumsmitgleder Michael Döppner, Anika Wuttke, Roland Vollmer und Thomas Gutberlet riefen ihre Mitglieder dazu auf, die geschaffenen Möglichkeiten wie etwa den Corona-Helpdesk zu nutzen und auch unter https://www.ihk-fulda.de/mitmachen vorbeizuschauen.
Trotz virtueller Veranstaltung durfte die musikalische Unterhaltung nicht fehlen: Musical-Macher Peter Scholz, der auch eine Lanze für die Vielfalt regionaler Kulturlandschaften brach, präsentierte zusammen mit Dennis Martin Stücke aus dem Musical "Robin Hood". Im Anschluss ans Livestreaming konnten die Teilnehmer netzwerken - mit Headset statt wie gewohnt den Häppchen. (mau) +++