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Selbsttests werden an den hessischen Schulen nach den Osterferien an die Schüler:innen verteilt - Foto: Adobe Stock / MATT-in-Photo

REGION "Unausgegorener Schnellschuss!"

Eltern, Pädagogen und Schüler äußern heftige Kritik an Selbsttestungen

07.04.21 - Noch sind in Hessen Osterferien, aber einigen Lehrer:innen, Eltern und Schülern gruselt es schon vor dem ersten Schultag am 19. April. Denn dann werden die Schulgemeinden mit einer neuen Aufgabe konfrontiert: kein Kind sollte ungetestet am Unterricht teilnehmen. Dafür haben die Kultusministerien der Länder jede Menge so genannter Laientests geordert und verteilen die an die Schulen. Doch viele Lehrkräfte fühlen sich mit dieser neuen Aufgabenstellung heillos überfordert - und möchte das lieber an geschultes Medizinpersonal delegieren. "Die verfügen über die geeignete Schutzausrüstung und wir sollen das jetzt einfach so ohne jede Vorkehrung machen?", empört sich eine Lehrerin, die aber ungenannt bleiben möchte.

Stefan Wesselmann (VBE Hessen) hegt heftige Zweifel am reibungslosen Ablauf der Testungen ...

"Die Schulen bekommen haufenweise Vorgaben, aber praktisch keine Hilfe durch medizinisches Fachpersonal", kommentiert Stefan Wesselmann, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Hessen, die Pläne des Hessischen Kultusministeriums zu Antigen-Tests an Schulen nach den Osterferien. Denn diese sollen vor dem Unterricht von den Lehrerinnen und Lehrern 'erläutert und begleitet' werden, wie es in einem von zwölf Dokumenten zu Ablauf, Anleitung, Dokumentation und Datenschutz heißt.

Zu Zeiten der Schiefertafel war das noch kein Thema

Den unsicheren Pädagogen sollen den Schulen zugeteilte 'Paten' vom Roten Kreuz zur Seite gestellt werden – doch  das DRK sei "dem Vernehmen nach selbst überrascht von diesem Plan bzw. den ersten Anfragen aus Schulen", meint der VBE. "Es ist schwer vorstellbar, dass das DRK die Schulen in Hessen flächendeckend mit so vielen Paten versorgen kann, dass in allen Klassen nach den sehr genauen Vorgaben des Kultusministeriums getestet werden kann", bezweifelt Wesselmann.

Problem auf Schulen abgewälzt?

"Einen Tag vor den Osterferien ein umfassendes Problem auf die Schulen abzuwälzen und noch auf die Beteiligung der schulischen Gremien hinzuweisen ist zynisch und ein Schlag ins Gesicht der ohnehin hoch belasteten Lehrkräfte und Schulleitungen", fasst Wesselmann die Stimmung an den Schulen zusammen.

Ganz anders beurteilt der Fuldaer Schulamtsleiter Jörg Demuth die Situation. "Ich verstehe gewisse Unsicherheiten bei den Lehrkräften durchaus. Doch das Kultusministerium hat einen umfangreichen Test an 21 Pilotschulen aller Schulformen initiiert und die Rückmeldungen waren überwiegend positiv. Die Lehrer sollten keineswegs Tests an den Schülern durchführen, sondern diese lediglich anleiten und begleiten. Die Schulträger hätten das ja bereits vor den Ferien ausprobiert und keine großen Schwierigkeiten dabei festgestellt. Aus diesem Grund seien ja auch die Patenschaften vergeben worden, die bei den Tests ebenfalls Hilfestellung geben könnten. "Eine große Anzahl an Testungen, die selbstverständlich kostenlos und freiwillig stattfinden, sind im Sinne der Sicherheit an den Schulen wünschenswert und helfen dabei, möglichst umfänglichen, sicheren und geregelten Unterricht gewährleisten zu können."

Philipp Bender, Sprecher des hessischen Kultusministeriums sieht in den Laientests ebenfalls einen weiteren wichtigen Baustein beim Umgang der Schulen mit der Pandemie. Von den bei Modellversuchen getesteten 5.500 Schülern seien 45 Tests ungültig und gerade einmal drei positiv gewesen. Bender bestätigt aber, dass im Vorfeld Skepsis sowohl von Eltern als auch seitens der Lehrerschaft geäußert wurde. Als besonders heikel werde dabei der Umgang mit positiv Getesteten angesehen. "Diese Kinder stünden angeblich in der Gefahr, von den anderen stigmatisiert und ausgrenzt zu werden. Das erfordert schon ein bisschen pädagogisches Fingerspitzengefühl", gibt er zu. Doch diese Situation sei doch vorher auch schon gegeben gewesen, wenn ein infiziertes Kind in Quarantäne bleiben musste. Durch die eingehenden Meldungen der Pilotschulen werde auch fortlaufend nachgebessert. "Wir haben doch noch nicht mal angefangen", beruhigt Bender. (Carla Ihle-Becker) +++


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