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Forschende des IGB inspizieren die Insektenfallen - Fotos (2): IGB/Sophia Dehn

FULDA Weniger Licht - für mehr Insekten

Die Faszination der Nacht: "Dark Sky Week" und Artenschutz

10.04.21 - Noch bis zum 12. April 2021 findet die internationale Woche des dunklen Himmels statt - die "Dark Sky Week". Das Event fällt immer in die Neumondwoche im April, da der Himmel dann dunkel ist und optimale Sichtbedingungen auf den Sternenhimmel herrschen. Forschende und Hobbyastronomen wollen mit der "Dark Sky Week" an die Faszination der Nacht erinnern und auf das Thema Lichtverschmutzung aufmerksam machen.

Denn zu viel künstliches Licht bei Nacht macht nicht nur die Sterne unsichtbar; es kann Mensch und Tier stören. Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) untersuchen unter anderem auch in Fulda die Wirkungen von künstlichem Licht auf Insekten. Das Projekt heißt "AuBe" - Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung - und läuft seit dem vergangenen Jahr. In Fulda ist das Projekt am Umweltzentrum in den Fulda-Auen angesiedelt.

Mit ihrer Forschung zum Schutz der kleinen Sechsbeiner wollen Dr. Sibylle Schroer und Johanna Reinhard eines erreichen: "Mehr wohlwollendes Ohhhh, weniger abschätziges Ihhhh." Die IGB-Forscherinnen koordinieren das AuBe-Projekt. Forschende der Ökologie und Lichttechnik untersuchen und erproben gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern in drei Partnerkommunen neue Konzepte, um künstliches Licht bei Nacht auf die Bedürfnisse von Mensch und Tier abzustimmen. Denn an den Lampenverenden Nacht für Nacht Millionen an Insekten.

Sternenstadt Fulda ist Modellgebiet

Insektenfallen an Straßenlaternen

Die Modellgebiete sind das nördliche und westliche Brandenburg, das südliche Mecklenburg und Deutschlands erste "Sternenstadt" Fulda. Bewohnerinnen und Bewohner dieser Regionen sind seit einigen Wochen dazu eingeladen, an einer Online-Befragung zu ihrer lokalen Lichtsituation teilzunehmen. Wenn es die Corona-Lage wieder zulässt, sollen sich Interessierte auch an den monatlichen Insektenmonitorings beteiligen können, die an Ostern begonnen haben und immer zum abnehmenden Halbmond stattfinden. Die Beteiligten hängen Fallen an Lampen auf und werten die Funde aus. In Form von Workshops werden die Insektenarten bestimmt und gezählt.

Was die Forschenden in den Fallen finden ist weder bunt noch auffällig und da-her wenig bekannt: Taubenschwänzchen, Gammaeule oder Schönbär, um nur einige Nachtfalter-Arten zu nennen. "Übersehen sollten wir sie jedoch nicht, denn über 3.300 Falterarten und damit mehr als 95 Prozent der heimischen Schmetterlingsarten zählen zu ihnen. Sie sind wichtige Bestäuber und spielen eine bedeutende Rolle im Nahrungsnetz", erläutert Johanna Reinhard. Etwa die Hälfte aller Insektenarten ist nachtaktiv. Sie sind auf Dunkelheit und natürliches Licht von Mond und Sternen angewiesen, um sich zu orientieren und fortzubewegen, oder um Räubern auszuweichen. Und auch, um ihren allnächtli-chen Aufgaben wie Nahrungssuche und Fortpflanzung nachzugehen. Eine künstlich erhellte Nacht stört dieses natürliche Verhalten – und mindert die Überlebenschancen. Vor allem Fluginsekten werden von Lampen, Skybeamern und Leuchtreklame angezogen und sterben dann dort durch Erschöpfung, oder als leichte Beute von Räubern. Die Lichtquellen wirken im Ökosystem wie ein Staubsauger: So zeigte eine vorangegangene Studie des IGB auf einem Ver-suchsfeld im Westhavelland, dass an erleuchteten Straßenlaternen bis zu 260 Mal so viele Insekten schwirren wie in der dunklen Umgebung.

Lichtverschmutzung

Daher könnte Lichtverschmutzung ein wichtiger Grund für den weltweiten Rückgang der Insekten sein, konstatiert Dr. Gregor Kalinkat vom IGB, der als Ökologe für die entomologische Begleitforschung im Projekt AuBe zuständig ist: "Das globale ,Insektensterben‘ – in Form von Arten- und Bestandsrückgängen – ist eines der drängendsten Probleme in der Biologie und den Umweltwissenschaften mit potenziell weitreichenden Folgen für die Nahrungsmittelproduktion und andere Bereiche, die für uns Menschen eine unmittelbare Bedeutung haben. Wir vermuten, dass künstliches Licht in der Nacht ein Hauptgrund für diesen, vor allem in Deutschland gut dokumentierten Negativtrend ist."

Leider gibt es bisher fast keine Studien, die den Zusammenhang zwischen Insektensterben und Lichtverschmutzung langfristig, also über mehr als ein bis zwei Jahre hinaus, untersucht haben. Die Forschenden wünschen sich einen sensibleren Umgang mit dem Thema künstliche Beleuchtung bei Nacht. Und hoffen, dass Veranstaltungen wie die Dark Sky Week die Menschen dazu bewegen, über den sinnvollen Einsatz von Beleuchtung in der Nacht nachzudenken.

Der Link zur Online-Befragung im Internet unter der Adresse https://www.tatort-strassenbeleuchtung.de/mitforschen/online-befragung-licht-in-der-nacht

Interessierte aus Fulda und Umgebung, die an einem Insektenmonitoring teil-nehmen möchten, melden sich bitte per Mail unter [email protected] an, da die Anzahl der Personen begrenzt ist; wetterfeste Kleidung und eine Gesichts-maske sind mitzubringen. Am Freitag, 7. Mai 2021, ist ein Online Workshop/Fortbildung für Lehrkräfte geplant; unter dem Motto: "Insektenkunde vom "Iiihh" zum "Ooohh"! Anmeldung per Email an [email protected] . Die Interessierten bekommen dann einen Zoom-Link zugesendet. (pm) +++


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