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Gerade jetzt in Krisenzeiten: Hilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen
28.04.21 - Menschen mit psychischen Erkrankungen sind dankbar für verständnisvolle Zuwendung und professionelle Unterstützung. Mit diesem Ziel betreibt die Diakonie Fulda seit vielen Jahren in Fulda, Künzell und Hünfeld fünf Tagesstätten, in denen psychisch erkrankte Menschen werktags begleitet und gefördert werden. Als vertrauter Ort sind sie für die betroffenen Menschen in Zeiten mit begrenzten Kontaktmöglichkeiten besonders wichtig.
Psychische Erkrankungen können jeden treffen. Vor allem Angststörungen und Depressionen sind quer durch die Gesellschaft verbreitet – mit zunehmender Tendenz. Deshalb sind die Tagesstätten für Menschen mit psychischen Erkrankungen im Angebot sozialer Einrichtungen und Dienstleistungen der Diakonie ein fester, stark nachgefragter Bestandteil des gesellschaftlichen Engagements. Die Tagesstätten für psychisch erkrankte Menschen befinden sich in Hünfeld, Künzell und in der Fuldaer Innenstadt: Am Rosengarten sowie Heinrichstraße/Ecke Sturmiusstraße. Hinzu kommt die "Tagesstätte plus" für Seniorinnen und Senioren mit gleichen Krankheitsbildern in der Kanalstraße.
Nach einer coronabedingten mehrmonatigen "Zwangspause" während des ersten Lockdowns in 2020 haben die Tagesstätten ihren Betrieb wieder aufgenommen und können seitdem auch Neuanfragen berücksichtigen.
Förderung der eigenen Selbstständigkeit
Von Montag bis Freitag können die Menschen in den Tagesstätten andere Betroffene treffen und miteinander plaudern, basteln und spielen oder auch einfache Arbeiten verrichten. Wenn das Wetter es zulässt, stehen Spaziergänge hoch im Kurs, zum Beispiel in der Fulda-Aue und im Schlossgarten. Das tägliche Angebot der gesunden Mittagsmahlzeit wird sehr gerne angenommen. Nötigenfalls werden die Besucher der Tagesstätten von einem eigenen Fahrdienst der Diakonie zu Hause abgeholt.
Praxisgerechtes Hygiene-Konzept
"Psychische Erkrankungen sind nicht ans Alter gebunden. Die Menschen, die zu uns kommen, sind zwischen 18 und 70 Jahre alt", erläutert Fachleiterin Hildburg Hopf. "In unseren Tagesstätten erleben wir täglich, wie stabilisierend die Teilnahme für die Betroffenen wirkt: Da ist jemand da, der mich ernst nimmt, an guten und an schlechten Tagen. Ich bin Teil in einer Gruppe von Mitbetroffenen. Gemeinsam können wir uns den Tag gestalten, Beschäftigungen nachgehen, gesund kochen oder auch kochen lernen. Wir können Spaß zusammen haben und feiern, wenn es etwas zu feiern gibt."Mit diesen Zielen vor Augen, so Hildburg Hopf, habe man ein Hygiene-Konzept auf die Beine gestellt, das es der Diakonie ermöglicht, die Türen für Menschen mit psychischer Erkrankung offenzuhalten. "Nähe trotz Abstand" heißt das Motto. Dafür sind insgesamt 15 qualifizierte Assistenzkräfte im Einsatz, darunter Sozialpädagogen, Ergotherapeuten und Gesundheitspädagogen.
Vereinsamung verhindern
Die Einrichtung in der Heinrichstraße im Herzen der Fuldaer Innenstadt zeigt, wie gut das Hygienekonzept funktioniert: Die etwa 30 Klienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: eine kommt am Vormittag, die andere am Nachmittag. Besucher und Fachpersonal tragen Maske, was meist klaglos hingenommen wird, denn auf das Gemeinschaftsgefühl kommt es an.In der Tagesstätte ist man mit Ängsten nicht alleine und kann über Sorgen reden. "Sozialer Austausch mit vertrauten Menschen in einem Setting von sinnstiftenden Beschäftigungsangeboten wirkt dem Rückzug in die eigenen vier Wände entgegen. Sinnvolle Tagesstruktur hat für uns alle hohe Bedeutung – besonders jedoch für Menschen mit psychischen Problemen", erläutert Frau Hopf. "Die Zeit, in denen wir die Tagesstätten schließen mussten, wurde für unsere Klienten zunehmend unerträglich. Mit viel Einsatz haben wir versucht dem entgegenzuwirken."
In der Lockdown-Phase gab es tägliche telefonische Beratungsangebote durch vertraute Betreuer, coronakonforme Spaziergänge, Zugang zu einem warmen Mittagessen, selbstgenähte Masken sowie kleine Mutmacher-Videos über digitale Medien. Das alles wurde von den Betroffenen und ihren Angehörigen sehr geschätzt. Denn im Lockdown fehlten ihnen die Tagesstruktur und vor allem die gewohnten Kontakte. Eine allein lebende regelmäßige Besucherin schrieb: "Ich habe das Gefühl, ich vereinsame. Ihr täglicher Anruf ist mein einziger Kontakt nach außen."
Wechselnde Programm-Komponenten
Wichtiger Bestandteil der sozialpädagogischen Arbeit in den Tagesstätten sind die individuellen Förderangebote. Menschen mit psychischer Beeinträchtigung können nach den persönlichen Wünschen und Zielen daran teilnehmen. Egal ob beim Bewegungsangebot, dem Entspannungstraining, beim gemeinsamen Brotbacken, im Küchenteam oder in der Kreativwerkstatt. Mit viel Freude und Engagement gestalten die Teams der Tagesstätten und des Begleiteten Wohnens kirchliche Jahreszeitenfeste für Besucher und Klienten des Betreuten Wohnens. Diese liebevoll arrangierten Feste werden gerne besucht und sind eine willkommene Abwechslung.Laut dem Bundesteilhabegesetz steht einem Menschen mit einer psychischen Diagnose und dem Nachweis einer Erwerbsunfähigkeit das Angebot Tagesstätte in den meisten Fällen kostenfrei zur Verfügung. Das Angebot ist unabhängig von Konfession und Nationalität.