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Das lange Warten auf die Wiedereröffnung - Foto: picture alliance / Jens Koehler

REGION "Ungleichbehandlung"

Sterben auf Raten: Die Luft für große Hotel-Ketten wird immer dünner

01.05.21 - "Man treibt die großen Hotel-Ketten sehenden Auges in den Ruin. Das ist nicht nachvollziehbar und brutal." Julius Wagner, Geschäftsführer des Deutschen Hotellerie- und Gaststätten-Verbandes Hessen (DEHOGA), kann nur mit dem Kopf schütteln. Denn am 1. Mai wird die seit Beginn der Pandemie zweimal ausgesetzte Insolvenzantragspflicht wieder eingeführt, was vor allem Verbundunternehmen wie Althoff, Centro, Domero, Dorint, GSH, H-Hotels oder Lindner schwer zu schaffen macht.

Diese fühlen sich massiv benachteiligt und werfen der Bundesregierung Ungleichbehandlung vor. "Die großen Konzerne mit einem Bilanzvolumen ab 43 Millionen Euro und mehr als 250 Mitarbeitern bekommen nur etwa 38 Prozent ihrer Verluste durch Fördergelder ersetzt und müssen Monat für Monat hohe Millionenbeträge in die laufenden Kosten stecken", erläutert Julius Wagner im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Kleinere, inhabergeführte Familienunternehmen werden dagegen durch Überbrückungs-, November- und Dezemberhilfen bis zu 90 Prozent entschädigt und kommen damit größtenteils gut zurecht."

Julius Wagner, der Geschäftsführer des DEHOGA Hessen Foto (2): Heike Rost / DEHOGA Hessen

Leer und trostlos Symbolbild: Pixabay

Durch die Novellierung des Infektionsschutzgesetzes hätte man "diese Schieflage" leicht lösen können. "Wir sprechen oft – verfassungsrechtlich – von einem sogenannten Sonderopfer, kurz gesprochen: Diese Betriebe haben derzeit geschlossen, damit die Pandemiebekämpfung vorangeht", so Julius Wagner. "Man hätte in die Novelle leicht eine Entschädigungsklausel reinschreiben können. Aber davor hat sich die Bundesregierung wieder einmal gedrückt."

Das oft und gern von der Politik vorgebrachte Argument, die Hotel-Konzerne hätten ja auch Unternehmenszentralen in Los Angeles, London oder Paris, lässt Wagner nicht gelten: "Das sind Unternehmen hier in der Region, die hier ihre Steuern zahlen, die vielen Menschen Arbeit geben und ein echter Motor für die Beschäftigung sind."

Als fatal bewertet Julius Wagner daher auch die Wiedereinführung der Insolvenzantragspflicht zum 1. Mai. "Das Problem ist, dass die großen Ketten ihre Anträge erst Ende Februar stellen konnten. Da ist noch kein Cent geflossen. Und jetzt auf einmal soll diese Pflicht, wir wissen nicht warum, nicht nochmal wenigstens um ein halbes Jahr oder nur drei Monate verlängert werden."

Der DEHOGA Hessen habe die Landesregierung inständig darum gebeten, sich im Bund stark zu machen. "Der Bundestag könnte selbst noch in seiner ersten Sitzungswoche im Mai rückwirkend die weitere Aussetzung der Insolvenzantragspflicht beschließen. Leider fehlt bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) der politische Wille dazu. Wir hoffen aber, dass Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hier ein klares Wort spricht."

Wenn das nicht kommt, erwartet der DEHOGA "erkleckliche Pleiten. Wir gehen davon aus, dass 15 bis 20 Prozent der Hotellerie insbesondere in den Städten insolvenzgefährdet ist", sagt Julius Wagner. "Wie schleichendes Gift wirkt aber auch, dass in diesem Jahr keine Messen, Veranstaltungen, Kongresse und Geschäftsreisen stattfinden, wovon die Hotellerie maßgeblich lebt. Wir befürchten daher ein langestrecktes Sterben auf Raten, und der Höhepunkt wird im Herbst sein." (Matthias Witzel) +++


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