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Inhaber Crescenzo Mattera vom La Romantica in Fulda wartet darauf endlich wieder seine Gäste am Tisch bedienen zu dürfen - Foto: Carina Jirsch

FULDA Click & Meet frühestens Samstag

Gastronomen und Einzelhändler wollen endlich öffnen

19.05.21 - Seit Beginn der Corona-Pandemie ist der Landkreis Fulda fast immer in der Spitzengruppe der hessischen Städte und Landkreise mit den höchsten Inzidenzen dabei. Auch diesen Dienstag, den 18. Mai, ist der Landkreis Fulda laut aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit einer Inzidenz von 129 mal wieder auf dem Treppchen. Nur der Stadtkreis Kassel kann da noch mehr bieten (135). Weil die Inzidenz erst seit wenigen Tagen unter 150 und noch lange nicht unter 100 ist, gibt es in Fulda auch noch keine Lockdown-Lockerungen, während benachbarte Landkreise und Städte schon wieder mehr Leichtigkeiten des Lebens genießen können. Das gefällt vielen Gastronomen und Einzelhändlern aus der Region gar nicht. Nun schlagen vier von ihnen bei OSTHESSEN|NEWS Alarm.  

OSTHESSEN|NEWS sprach mit Händlerinnen & Gastronomen aus der Region


Nicola Drüschler von der Boutique "Nicolissima" in Fulda

Boutique-Betreiberin Nicola Drüschler, "Nicolissima" in Fulda Christian P. Stadtfeld

Diesen einen Satz von Jens Spahn, den wird Nicola Drüschler nie vergessen: "Wir werden den Einzelhandel nicht mehr schließen.´ Nach diesem Satz haben wir uns alle gerichtet." Wie vielen Einzelhändlern macht Drüschler der Lockdown zu schaffen: "Die Luft ist die ganze Zeit schon dünn. Ich kann zwar einiges kompensieren und auch die Krise überleben. Allerdings macht es mürbe, wenn man überlegt, dass man ein Jahr arbeitet, nur um den Laden am Leben zu halten."

Dabei liebt Drüschler ihren Laden über alles, hat so viel deswegen entbehrt: "Mittlerweile zweifelt man aber, wenn man überlegt, dass das nun jetzt schon die dritte Saison für die Katz ist. Wir wissen auch nicht, wie es im Herbst aussieht. Die Kollektionen für den Herbst/Winter sind auf jeden Fall schon geordert." Bald stünden sogar schon Bestellungen für Frühjahr 2022 an. 

Auch der Kontakt zu den Kunden fehle: "Wir haben bestimmt keinen Laden eröffnet, um einen Lieferservice oder eine Abholstation anzubieten." In Richtung Politik hat die junge Frau eine klare Botschaft: "Wenn ich meinen Laden so führen würde, wie die Regierung seit einem Jahr unser Land führt, dann wäre ich nicht mehr da. Als Selbstständige muss ich mich, aber gerade in dieser Zeit, jeden Tag neu erfinden." Die Boutique-Betreiberin versteht nicht: "Was macht es für einen Sinn, wenn die Menschen aus dem LK Fulda nach Würzburg reisen und hier die Geschäfte weiterhin zu bleiben? Für mich ist das Wettbewerbsverzerrung." Gleichzeitig betont sie aber die Menschen zu verstehen, die am Wochenende nach Würzburg gefahren sind, weil sie sich nach Normalität sehnen. Würzburg hat eine Inzidenz unter 100, heute schon viel mehr Lockerungen als Fulda. Immerhin: "Wenn alles gut läuft, können wir am Samstag wieder mit ´click&meet´ öffnen, aktuell ist nur ´click&collect´ möglich." 

Sören Richter, Betreiber "Richters Biergarten am Weiher" in Burghaun

Wann darf die Cocktail-Bar im Biergarten Weiher bloß wieder aufmachen? ...privat

 Erst vor einem Jahr hat Richter die Gastronomie am Weiher in Burghaun übernommen. Dieses Jahr wäre seine zweite gewesen, noch kann er nicht starten. Die Corona-Krise ist für den Burghauner Gastronom existenzbedrohend: "Ich habe für den Weiher meinen Beruf aufgegeben und Personal eingestellt. Für mein Personal auf 450-Euro-Basis gab es keine Staatshilfen. Richter weiter: "Wir sind als reine Außengastronomie allein auf die Sommermonate angewiesen, haben keinen Lieferservice."

Was Richter wütend macht: "Warum darf man in den Urlaub fliegen und gleichzeitig muss der heimische Biergarten  geschlossen bleiben? Meiner Meinung nach muss man dies moralisch und wirtschaftlich hinterfragen." Er habe extra in eine Beachbar investiert, wollte wie vergangenes Jahr den Urlaub nach Burghaun zu holen, um das Corona-Ansteckungsrisiko gering zu halten. Er habe extra viele Hygienemaßnahmen getroffen: "Wir hoffen also, dass es bald wieder los geht: Wir sind heiß wie Frittenfett."

"Wenn es so weitergeht, dann wird die Innenstadt aussterben."

Crescenzo Mattera, der Inhaber der La Romantica Fulda, ist irritiert:

La Romantica Fulda

Die Fußgängerzonen in Fulda sind leer, die Geschäfte und Restaurants dürfen höchstens ...Foto: Christian P. Stadtfeld

 "Warum sind die Zahlen hier so hoch und woanders nicht? Das ist für mich ein Rätsel." Es könne doch nicht sein, dass kaum ein Mensch auf der Straße sei und am Ende die Gastronomen Schuld an den hohen Inzidenzen. Mattera ärgert sich: "Wir haben seit 7 ½ Monaten geschlossen, bis auf unseren Lieferservice und den Außerhaus-Verkauf." Von Gastronomie-Seite aus könnten die hohen Zahlen also nicht kommen. Besonders schlimm sei es, wenn man es seit 40 Jahren gewohnt sei zu arbeiten: "Ja es ist eine Pandemie, aber wenn man seinen Beruf so gerne und mit so viel Liebe ausübt wie ich bzw. wir und dann darf man es nicht, dann vergeht einem wirklich die Lust." 

Wenn die nächsten Wochen schönes Wetter ist und er nicht öffnen könne, werde er noch mehr Umsatz verlieren als ohnehin schon. Der Italiener ist enttäuscht und unzufrieden: "Was bringt es uns, wenn die Leute in den Vogelsberg oder nach Würzburg fahren? Irgendwann fragen sie sich: Warum muss ich dann noch nach Fulda? Wenn es so weitergeht, dann wird die Innenstadt aussterben." Materra wäre schon mit kleinen Öffnungs-Schritten zufrieden, ihm bricht es das Herz, dass seine Gäste "mit Pappbechern und Papptellern durch die Stadt laufen müssen": "Von mir aus können wir auch klein anfangen. Mit dem Verwenden der Luca-App kann man den Leuten zeigen, dass sie sicher sind. Wo ist also das Problem, dass wir nicht öffnen dürfen?"

Julius Müller, Geschäftsleitung EFM Fulda 

Julius Müller, Geschäftsleitung EFM Fulda

 Der Elektrohändler versteht eines absolut nicht: "Man darf zum Beispiel im ALDI einen Fernsehen kaufen" bei ihm aber nicht. Wo da der Unterschied ist, das kann sich der Elektro-Händler nicht erklären. Dabei halte er sich doch seit Monaten an alle Regeln der Regierung, teste fleißig seine Mitarbeiter. Genausowenig versteht er die regionalen Unterschiede: "Es ist so, dass niemand wirklich weiß was Sache ist und man sich jeden Tag neu informieren muss, es ist ein wahres Hickhack. Im Vogelsberg darf geöffnet werden und ein paar Kilometer weiter weg, ist es wiederum anders." Eine Öffnung am Samstag zum "click&meet" wäre ein Schritt in die richtige Richtung: "Wir sind auf jeden Fall bereit, wenn wir wieder komplett auf machen dürfen – mit allem was dazu gehört."

Click & Meet frühestens Samstag

Wenn der Inzidenzwert fünf aufeinanderfolgenden Werktage unter 150 liegt, sind Lockerungen für Ladenbetreiber am übernächsten Tag möglich. Heißt: Mittwoch und Donnerstag muss die Inzidenz weiter unter 150 bleiben, dann darf der Einzelhandel im Landkreis Fulda ab Samstag Click & Meet anbieten. (tby/fvo) +++


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