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Rene Kirchers beschwerlicher Weg in den Profi-Rennsport
09.06.21 - Der Hünfelder Rene Kircher lebt den Traum eines jeden Motorsportfans. Der 20-Jährige ist Rennfahrer in einer Profi-Tourenwagenserie und damit Vorbild für viele begeisterte Fans in der Region. Mit ON|Sport blickt Kircher auf seine Anfänge zurück und gibt Tipps für den Einstieg in den Motorsport.
Dem Hünfelder wurde die Leidenschaft für den Motorsport quasi in die Wiege gelegt. Kirchers Vater war bereits Rennfahrer und nahm seinen Sohn immer wieder mal mit an die Strecke. So wie andere Jungen zum Fußball oder Handball kommen, kam er eben zum Motorsport. "Mit 7 Jahren saß ich dann das erste Mal selbst im Kart und fuhr Kart-Slalom", erzählt Kircher. Zwei Jahre später bestritt er dann die ersten Rennen.
Einstieg ist nicht schwer
"Mit dem Motorsport anzufangen, war wirklich nicht schwer. Hier in der Region gibt es einige gute Motorsportclubs, in denen man seine ersten Schritte machen kann. Einfach hingehen und fragen, ob man mal fahren darf", rät der Tourenwagen-Profi, der beim Motorsportclub Hünfeld seine ersten Runden drehte.Kircher fuhr sich schnell nach oben und rückte ins Blickfeld des ADAC Hessen-Thüringen. Von ihm wird er mittlerweile seit 6 Jahren geförder. Ging er zunächst nur bei regionalen Rennen an den Start, fuhr er später auch deutschland- und europaweit Rennen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt geht im Motorsport nichts mehr ohne finanzielle Unterstützung durch Sponsoren. Motorsport ist teuer und das reine Talent nicht immer ausschlaggebend für den Erfolg. "Deshalb sollte man sich vorher fragen, ob es das Geld wirklich wert ist und die Leidenschaft groß genug", so Kircher.
Klinkenputzen angesagt
Er selbst profitierte neben seinem Talent sehr von den Erfahrungen seines Vaters: "Es war natürlich ein riesiger Vorteil, ich hatte die Connections und wusste schon sehr genau, was auf mich zukommt", gibt er zu. So stellte sein Vater auch den Kontakt zu seinem jetzigen Manager und Mentor her, dem ehemaligen bekannten DTM-Piloten Georg Severich.Allerdings werden auch Piloten ohne vorherigen Motorsporthintergrund nicht alleine gelassen. In den Vereinen oder beim ADAC gibt es Ansprechpartner, die die Talente bei Fragen beraten und Kontakte in die Szene vermitteln. Wer glaubt sich danach wieder rein auf Sportliche konzentrieren zu können, täuscht sich aber. Denn ein gehöriger Teil der Arbeit findet nicht auf, sondern abseits der Strecke statt. Gerade in jungen Jahren ist Klinkenputzen angesagt. "Es gab Jahre da habe ich über 300 Sponsorenmappen rausgeschickt. Man muss da einfach viel Eigeninitiative entwickeln. Ich habe zu Beginn beispielsweise beim Bäcker oder Metzger gefragt, ob sie mir nicht die Verpflegung sponsern können", so Kircher. Mittlerweile hat der 20-Jährige namhafte Partner an seiner Seite, inklusive seines Teams Oettinger Sportysystems.
Denn mit Hotel- und Material fallen schnell enorme Kosten für ein Rennwochenende an. Da ist jede finanzielle Erleichterung willkommen – und wenn es nur ein kostenloses Frühstück ist. "Kleinvieh macht in diesem Fall auch Mist", sagt Kircher. Und auch wenn im Motorsport die finanziellen Vorraussetzungen ähnlich wichtig sind wie die sportlichen, ist Kircher überzeugt: "Wer es wirklich will, Talent hat und viel trainiert, der kann es schaffen. Auch wenn die Hürden höher sind als in anderen Sportarten." Er selbst ist ja das beste Beispiel. (fh)+++