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Divine Concern: Addi Haas, Meins Coetsier, Tilo Zschorn und Joanna Jonas (v.l.). - Fotomontage: Gefängnisseelsorge JVA Hünfeld / JVA Fulda

REGION Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Preis für Musik-Projekt "Divine Concern": Leuchtturm der Gefängnisseelsorge

09.06.21 - Das respektvolle Miteinander stärken – dafür stehen besonders drei soziale Projekte, die beim vierten "Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" der Deutschen Bischofskonferenz ausgezeichnet wurden. In dem Online-Festakt am Dienstagabend wurden die Preisträger von Bischof Dr. Georg Bätzing für ihr herausragendes, vom christlichen Glauben getragenes Engagement geehrt. Unter ihnen befindet sich auch das diakonische Musikprojekt "Divine Concern" (Göttliche Betroffenheit) der Gefängnisseelsorge im Bistum Fulda. 

Der mit 5.000 Euro dotierte erste Preis ging an die Initiative "Ostritzer Friedensfest". Die beiden zweiten Preise (jeweils 2.500 Euro) erhielten der Malteser Integrationsdienst Wuppertal für das generationen- und kulturverbindende Projekt "Verlorene Orte" sowie die Gefängnisseelsorge im Bistum Fulda für das Musik-Projekt "Divine Concern".

Divine Concern: Tilo Zschorn und Addi Haas, Ehrenamtliche Musiker der JVA Fulda und ...Foto: Gefängnisseelsorge JVA Hünfeld/JVA Fulda

Band-Equipment auf dem Sportplatz in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld ...Foto: © Gefängnisseelsorge JVA Hünfeld/JVA Fulda

Drehtermin für das Preisträger-Video vor der Justizvollzugsanstalt Fulda mit ...Foto: © Deutsche Bischofskonferenz/Al Shomer

Letzteres erhielt von der Jury folgende Anerkennung: "Das ökumenische Musik-Projekt 'Divine Concern' von den ehrenamtlichen Musikern Tilo Zschorn, Addi Haas und Diakon Dr. Meins Coetsier kann als Leuchtturm der Gefängnisseelsorge und zugleich des Engagements gegen fremdenfeindliche Ressentiments gelten. Gefängnisse sind Orte, an denen Gewalt und Rassismus nicht selten zum Alltag gehören. Diese Konflikte reflektieren Künstler und Seelsorger gemeinsam mit den Gefangenen und zeigen so Wege auf, die Tendenzen des Hasses und der Abwertung in der hierarchisierten Sozialstruktur eines Gefängnisses zu überwinden."

"Kampf gegen Hass und Vorurteile braucht langen Atem"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg) ...Screenshots: Deutsche Bischofskonferenz/Preisverleihung

Digitale Runde.

Die Moderatorin des Abends.

Bei der Verleihung warnte Bischof Bätzing vor jeder Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit: "Der Kampf gegen Hass und Vorurteile braucht einen langen Atem. Vor fast zehn Jahren erschütterte die Aufdeckung der rassistischen Mordserie des sogenannten ‚Nationalsozialistischen Untergrunds‘ (NSU) unsere Gesellschaft. Seitdem gab es viele weitere Opfer menschenfeindlicher Gewalt zu beklagen, ob in Halle oder Hanau. Die Namen der Opfer sind uns Mahnung und Verpflichtung, gegen jede Form des Rassismus aufzustehen!" Gott sei Dank gebe es in Kirche und Gesellschaft Menschen, die laut und deutlich die Stimme erheben, wenn Mitmenschen wegen ihrer Herkunft oder Hautfarbe herabgesetzt werden. An die Preisträger gerichtet, sagte Bischof Bätzing: "Sie zeigen, dass es möglich ist, sich den Bedrohungen des Rassismus mit klarer Haltung und Kreativität, ja sogar mit Heiterkeit, entgegenzustellen und viele zu begeistern. Sie verbinden Menschen gerade auch dort, wo zunächst vielleicht nur Trennendes gesehen wurde."

"Chancen der Migration nutzen"

Kardinal Michael Czerny SJ, Untersekretär für Migranten und Flüchtlinge im vatikanischen Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, verband in seiner Festrede die Sorge um Geflüchtete mit der erfolgreichen Arbeit gegen Xenophobie: "Die Aufnahme von Flüchtlingen und die Begegnungen mit ihnen tragen still, aber wirksam zum Abbau von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bei." Der Kardinal, der selbst als Kind mit seinen Eltern aus der Tschechoslowakei nach Kanada ausgewandert ist, schlug in seiner Rede einen weiten Bogen von seiner eigenen Migrationserfahrung zur Zukunft Europas. Die päpstliche Enzyklika Fratelli tutti zitierend, unterstrich Kardinal Czerny die Chancen der Migration: "Wir müssen die Menschheitsfamilie in ihrer ganzen Schönheit wieder aufbauen, indem wir die reichen Talente der anderen anerkennen, die sie einzigartig anders machen als mich."

Engagement der Preisträger von unschätzbarem Wert

Der Bielefelder Konfliktforscher Professor Dr. Andreas Zick ging in seinem Vortrag der Frage nach, "warum die Preisträgerinnen und Preisträger ein ganz besonderes Gut für unsere Gesellschaft sind". Er betonte die Wirkung der eingereichten Projekte auf die Gesellschaft: "Mit dem Preis der katholischen Kirche werden Menschen ausgezeichnet, die sich in Zeiten voller Hass und Angriffe gegen sie selbst unermüdlich bemühen, anderen Menschen Würde zu geben, Würde wiederherzustellen und würdevoll zu sein. Das ist von unschätzbarem Wert in einer angestrengten Zeit, in der jene, die Würde verlieren, allzu leicht übersehen werden."

Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB (Paderborn), kommissarischer Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, äußerte die Hoffnung, dass der Preis über den Tag hinaus eine Wirkung entfaltet: "Ich bin froh und dankbar, dass es so viele Initiativen gibt, die aus christlichem Verständnis heraus weit in die Gesellschaft hinein wie Leuchttürme für ein respektvolles Miteinander wirken. Mit dem Preis verbindet sich auch die Hoffnung, dass viele andere ermutigt werden, sich vor Ort ebenfalls auf kreative Weise gegen Rassismus einzusetzen." Aufgrund der Pandemielage fand die Verleihung als digitale Veranstaltung statt. Henriette Reker, die Oberbürgermeisterin von Köln, wo der Preis in einer Präsenzveranstaltung hätte verliehen werden sollen, rief die Gesellschaft in einem weiteren Grußwort zur Wachsamkeit auf und betonte: "Wir weichen keinen Millimeter nach rechts." Den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern gelte ihr großer Respekt für allen Einsatz.

Der Online-Festakt wurde von der WDR-Moderatorin Shary Reeves moderiert und musikalisch mit Jazz des Martin Henger Quartetts sowie Folkmusik des Preisträgers "Divine Concern" begleitet. (mkr/pm) +++


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