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Der Vogelsbergkreis verzeichnet einen Klimaindex in Höhe von 81,3 Punkten. Einzel- und Großhandel äußerten sich besonders negativ, auch die Dienstleister sind mit 75,6 Punkten wenig optimistisch. - Symbolbild: O|N / Luisa Diegel

REGION VB Frühsommer-Konjunkturbefragung

Leichte Aufwärtsbewegung: "Wir sind aber noch lange nicht über den Berg"

01.07.21 - Die Frühsommer-Konjunkturbefragung der IHK Gießen-Friedberg, zu der auch der Vogelsbergkreis gehört, ergab einen Klimaindex von 94,5 Prozent. "Dieser Wert markiert den zweitschlechtesten Wert seit 2010. Wir sind noch lange nicht über den Berg", kommentiert Dr. Matthias Leder, IHK-Hauptgeschäftsführer, die aktuelle Befragung auf der IHK-Pressekonferenz auf dem Gelände der Alea Hoch- und Industriebau AG in Bad Vilbel am Mittwoch.

Insbesondere Gastgewerbe, Tourismus, stationärer Einzelhandel außerhalb der Lebensmittelgeschäfte sowie die Kultur- und Veranstaltungsbranche habe der Lockdown zwischen November und bis in den Sommer hinein, oder sogar seit März 2020 bis heute – also über 16 Monate – hart getroffen. Um den innerstädtischen Einzelhandel zu unterstützen, sollte die hessische Landesregierung die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte an wenigstens vier Sonntagen im Jahr zulassen, fordert der Hauptgeschäftsführer.

Der Vogelsbergkreis verzeichnet einen Klimaindex in Höhe von 81,3 Punkten. Einzel- und Großhandel äußerten sich besonders negativ, auch die Dienstleister sind mit 75,6 Punkten wenig optimistisch. Investitionen werden zurückgefahren, auch die Zahl der Beschäftigten soll sinken, der Saldo ist mit -16,4 deutlich negativ. Verstärkt werden die Anstrengungen im Export, jedes dritte Unternehmen will vermehrt auf ausländischen Märkten aktiv sein. Bemängelt werden von den Betrieben im Vogelsbergkreis in erster Linie die Energie- und Rohstoffpreise (55,7 Prozent), gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Fachkräftemangel (jeweils 44,3 Prozent). Liquiditätsengpässe verzeichnet knapp jedes dritte Unternehmen.

"Enorme Tiefschläge für Unternehmen"

"Unternehmer haben enorme Tiefschläge erlebt", erklärt IHK-Präsident Rainer Schwarz. Investitionen würden zurückgeschraubt, Beschäftigte abgebaut und die Rahmenbedingungen kritisiert. Unter einer Schwelle von 100 zeigt sich beim Klimaindex eine negative Gesamtstimmung, über 100 ist die Gesamtstimmung positiv. Die IHK-Befragung zur aktuellen konjunkturellen Lage lief von Ende März bis Ende April, beteiligt haben sich 324 Betriebe. "Abgesagte Messen oder Veranstaltungen beeinträchtigen noch immer das Geschäft von Veranstaltern, Messebauern oder deren Zulieferern", führt Schwarz aus. "Nicht genug damit. Es ist davon auszugehen, dass eine Reihe von Veranstaltungen nur langsam wieder Fahrt aufnehmen wird." Manchmal werde dies auch gar nicht mehr der Fall sein, da sich das Kundenverhalten im Zuge des Digitalisierungsschubs verändert habe.

Optimistisch äußern sich Dienstleister und Industriebetriebe. Mehr als jeder zweite Dienstleister verzeichnet eine unproblematische Finanzlage, nur knapp jedes fünfte Unternehmen verzeichnet Liquiditätsengpässe, in der Mehrzahl sind dies Reisebüros und -veranstalter. Auch der Ausblick auf die zukünftige Geschäftslage liegt im Aufwärtstrend. Der optimistische Blick in die Zukunft in der Dienstleistungsbranche wird allerdings durch Umsatzrückgänge getrübt. Immerhin verzeichneten knapp 43 Prozent der befragten Unternehmen niedrigere Umsätze. Davon betroffen waren neben den Reisebüros und -veranstaltern insbesondere die Sektoren Information und Kommunikation, Werbung und Marktforschung. Dass in der Pandemie gerade im Dienstleistungsbereich gespart wurde und neue Projekte oft verschoben oder annulliert wurden, trifft viele Dienstleister.

In der Industrie sind 71,6 Prozent der Befragten zufrieden mit ihrer Geschäftslage, der Klimaindex in diesem Sektor liegt bei 104,4. Deutlich unterhalb der Zufriedenheitsschwelle liegt die Elektrotechnik mit 62,5. Grund dafür ist eine deutliche Abnahme bei Aufträgen aus dem In- und Ausland. 

Holz und Kunststoff zu knapp

Über alle Branchen und Regionen hinweg sind rund sieben von zehn Unternehmen zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage. Dass sich die Lage allerdings verschlechtern könnte, befürchtet jeder dritte Unternehmer. Lieferengpässe, anziehende Rohmaterialpreise oder fehlende Transportkapazitäten stehen in Bauwirtschaft und Industrie auf der Tagesordnung.

"Die Lieferkette stockt bei Holz, Dämmstoffen, Stahl, PVC-Rohren, Farben, Lacken und einigem mehr", erklärt Alea-Vorstandsvorsitzender Thomas M. Reimann. Hinzu käme, dass die Beschaffung dieser knappen Güter aktuell deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. Erst Mitte 2022 rechnet er mit einer Entspannung. Denn nach den coronabedingten Stillständen in den USA und China würde nun zunächst die inländische Nachfrage in diesen Ländern bedient. Auch seien viele Werke zurückgefahren worden, das erneute Hochfahren brauche bis zu mehrere Monate. Nach dem verregneten Frühjahr werde die Baukonjunktur nun ein weiteres Mal ausgebremst. Die Situation sei paradox: "Trotz gefüllter Auftragsbücher droht auf einigen Baustellen Kurzarbeit und Baustopp", ergänzt der Bauunternehmer und Vize-Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände. (pm) +++


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