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Was für ein Ausblick auf die Millionen-Metropole Bogota - Fotos Privat

JOSSGRUND/KOLUMBIEN Reise-Tagebuch (7)

Eine Weltreise in Corona-Zeiten: Kolumbien - Traumland mit schlechtem Ruf

05.07.21 - Während die meisten Menschen im letzten Winter ihren Urlaub stornierten und nur noch zum Einkaufen vor die Tür gingen, hat der Jossgründer (Main-Kinzig-Kreis) Nico Hagemann etwas gewagt, was er selbst und wohl auch viele andere als verrückt bezeichneten. Er brach gemeinsam mit seiner Freundin Anfang November zu einer mehrmonatigen Weltreise auf. In unregelmäßigen Abständen schildert er auf OSTHESSEN|NEWS seine Erlebnisse und Eindrücke.

Dieses Mal melde ich mich aus Kolumbien. Das Land, das bei vielen wohl als extrem gefährlich abgespeichert ist, absolvierte in den letzten 15 Jahren, seit die Regierung mit der großen sozialistischen Guerillabewegung einen Friedensvertrag abgeschlossen hat, eine Verwandlung hin zum Backpackerparadies. Und auch für mich ist es wahrscheinlich das schönste Land, das wir bisher auf unserem Trip besuchten. Aber der Reihe nach.
 
Von Mexiko-Stadt aus nahmen wir den Flieger in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá, eine acht-Millionen-Stadt, die hektisch und laut daherkommt. Die Stadt liegt auf etwa 2.800 Metern, weshalb bei mir schon zwei Treppen nacheinander dazu führen konnten, dass ich außer Atem war. Das Highlight in Bogotá war auf jeden Fall die Aussicht vom Monserrate. Der Berg thront mit einer Höhe von etwa 3.200 Metern über der Stadt und bietet einen traumhaften Blick über die gesamte Hochebene, auf der Bogotá liegt.

Weiterreise ins Extremsportparadies

Nach einigen Tagen zog es uns weiter in Richtung Norden, genauer nach San Gil. Die Kleinstadt ist so etwas wie das Zentrum für Extremsportarten in Kolumbien. Von Wildwasserrafting über Paragliding bis zu Canyoning ist hier fast alles möglich. Wir ließen uns zuerst im Rio Juarez durch die Stromschnellen manövrieren, wobei ich einmal im Boot die Bodenhaftung verlor und quer über die anderen Insassen flog, bis ich mich ganz vorne auf dem Bauch liegend wiederfand. Da ich aber im Boot landete, blieb es bis zum Ende dabei, dass keiner aus dem Boot herausfiel, weswegen auch keiner die erste Runde Bier nach dem Rafting ausgeben musste (internationale Raftingregeln).

Am nächsten Tag segelten wir dann jeweils mit einem Piloten zusammen an einem Paraglyder über die Hügel rund um San Gil. Trotz des unglaublichen Panoramas war ich nach 15 Minuten Flug froh, wieder auf dem Boden anzukommen, ohne mich übergeben zu müssen. Das ständige auf und ab mit Links- und Rechtskurven ist meinem Magen wohl nicht ganz so gut bekommen...
 

Nico Hagemann ist mit seiner Freundin seit November auf Weltreise

Danach ließen wir San Gil hinter uns und fuhren im Nachtbus weiter an die Nordküste Kolumbiens. Nach einem Zwischenstopp in Santa Marta, dem touristischen Zentrum Nordkolumbiens (von hier aus starten so gut wie alle Touren, die Stadt selbst ist jedoch kein Augenschmaus) verbrachten wir einige Tage in Minca. Minca ist ein kleines Dörfchen etwa 30 Kilometer südlich von Santa Marta und liegt auf einer Höhe von etwa 700 Metern über dem Meeresspiegel inmitten von Urwald und Hügeln. Abgeschieden von der Außenwelt entspannten wir hier einige Tage, machten die ein oder andere Wanderung zu den zahlreichen Wasserfällen in der Gegend und genossen abends die Sonnenuntergänge, die durch die Aussicht auf Santa Marta und das karibische Meer wahrscheinlich die schönsten des gesamten Trips waren.
 
Von Minca aus ging es für uns in das kleine Fischerdorf Taganga, was nur einige Kilometer entfernt von Santa Marta liegt und vor allem für seine zahllosen Tauchschulen bekannt ist. In Taganga ist es wohl so günstig wie nirgendwo sonst auf der Welt, seinen Tauchschein zu machen. Und so verbrachten wir hier drei Tage damit, unser "Advanced" Zertifikat zu machen, womit wir nun bis zu 40 Meter tief tauchen dürfen.

An den nördlichsten Punkt Südamerikas 

Nachdem die ersten Stationen in Kolumbien etwas entspannter und für unsere Verhältnisse fast schon luxuriös waren, stand uns der Sinn nach einem echten Abenteuer. Und so entschieden wir uns, die Guajira-Wüste im Nordosten des Landes auf eigene Faust zu erkunden. Unser Ziel war dabei der "Punta Gallina" (auf Deutsch etwa Hühnerpunkt), der nördlichste Punkt Südamerikas. Dazu sind wir am ersten Tag von Taganga aus per Bus nach Santa Marta und von dort aus mit einem weiteren Bus nach Riohacha gereist. Soweit so unspektakulär.

Am nächsten Tag ging das Abenteuer los, als wir von Riohacha aus zuerst nach Uribia fuhren, das Ganze in einem alles andere als offiziell aussehenden Taxi mit zwei anderen Fahrgästen. In Uribia angekommen mussten wir dann auf eine Möglichkeit warten, in den Ort Cabo de la Vela zu kommen, von wo aus die Touren zum Punta Gallina starten. Wir sind etwa um zwölf Uhr Mittags in Uribia angekommen, dem letzten Ort, zu dem eine geteerte Straße führt.

Da wir allerdings nur zu zweit waren und für die Fahrt noch zwei andere Fahrgäste benötigt werden, damit es sich für den Fahrer auch lohnt, warteten wir bis 16 Uhr, bis der Fahrer einen Freund anrief, der in Cabo de la Vela wohnt und zufällig gerade in Uribia war. Dieser nahm uns dann zusammen mit drei anderen Fahrgästen in seinem Jeep mit auf der Schotterstraße nach Cabo de la Vela. Dort angekommen fanden wir heraus, dass sein Haus auch zufällig Hängematten zum Übernachten hat und er ganz nebenbei auch Touren anbietet und sein Haus ein Restaurant ist. Und so planten wir am Abend unsere Tour zum Punta Gallina und legten uns anschließend in unsere Hängematte schlafen.
 
Am nächsten Tag ging es um 5 Uhr morgens los mit dem Jeep. Während der ersten vier Stunden fuhren wir durch die Wüste über Sand und Erde, vorbei an Windrädern und Dörfern der indigenen Bevölkerung der Guajira. Die hatten ihre ganz eigene Methode, vom Tourismus in der Gegend zu profitieren, und zwar, indem sie alle 100 Meter mit Hilfe von Seilen Straßensperren errichteten, bei denen man dann einen kleinen Obulus entrichten muss, um weiterfahren zu können. Nach den ersten vier Stunden Autofahrt und einer 15-minütigen Überfahrt im Boot kamen wir im Bahia Honda an, einem kleinen Dorf mit einem Hostel, in dem wir frühstücken konnten. Danach ging es weiter mit einem anderen Jeep und nach weiteren zwei Stunden erreichten wir schließlich den Punta Gallina. Der ist so unspektakulär, dass wir uns nicht sicher waren, ob wir schon angekommen waren. Zum Glück haben wir trotzdem einige Fotos gemacht.
 

Danach machten wir uns auf den Rückweg nach Riohacha. Doch eine halbe Stunde von Uribia entfernt, wo uns ein Taxi abholen und nach Riohacha weiterbringen sollte, blieb der Jeep liegen und sprang nicht mehr an. Nach einer Stunde voller vergeblicher Versuche, das Auto wieder zum Laufen zu bringen, hielt glücklicherweise ein Lastwagen an, der uns die restliche Distanz abschleppte. Ein perfektes Ende für dieses Abenteuer.

Von der gefährlichsten Gegend der Welt zum angesagten Szeneviertel

Die nächsten Tage verbrachten wir in Cartagena, einem sehr touristischen Ort mit wunderschöner Altstadt, und legten die Füße ein wenig hoch. Mit vollen Akkus ging es dann wieder gen Süden im Nachtbus nach Medellin. Das Highlight in Medellin ist mit Sicherheit ein Besuch in der "Comuna 13", die bis 2002 als die gefährlichste Gegend der Welt galt. Zum einen aufgrund von Drogengeschäften, zum anderen, weil dort zwischenzeitlich sieben unterschiedliche Guerillagruppen stationiert waren, die sich sowohl untereinander als auch die Regierung und das Militär bekämpften. Heute ist die Comuna 13 eine Heimat für Künstler aller Art und es gibt sogar eine Freiluftrolltreppe mitten durch die Hinterhöfe.
 

Von Medellin aus besuchten wir dann die Kaffeegegend weiter südlich, zuerst das Dörfchen Jardin und anschließend das etwas größere Örtchen Salento. Beide sind umgeben von hohen Hügeln, bedeckt mit Regenwald und durchzogen von zahlreichen Wasserfällen, die wir auf unseren Wanderungen überqueren und uns so nicht nur einmal nasse Füße holten.
 
Danach ging es zurück in die Hauptstadt Bogota. Am "Gringo-Tuesday" konnten wir hier einen Austausch der Kulturen betreiben und von unserem Hostel aus unsere weitere Reiseroute planen. Doch dazu mehr im nächsten Artikel. (Nico Hagemann)+++


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