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Mit einer Drohne wurde die Tankleerung fotografiert. - Fotos: Dieter Graulich

LAUTERBACH 170 Hektar werden gedroschen

So viel Geschichte: Russischer Mähdrescher auf Hofgut Eisenbach im Einsatz

30.07.21 - Mähdrescher sind die Schlüsselmaschinen bei der Ernte: An ihnen liegt es, die Körner perfekt vom Halm zu holen und das in kurzer Zeit. In der diesjährigen Erntezeit ist ein russischer Mähdrescher vom Typ "Rostselmash (RSM) 161" auf dem Hofgut Eisenbach bei Lauterbach im Einsatz, der in dem über 2.650 Kilometer entfernten Rostow am Don gefertigt wurde. Zu diesen Ernte-Kolossen gibt es insgesamt sehr interessante Fakten.

Die Geschichte des Mähdreschers beginnt 1830 in den USA. Gut 100 Jahre vergehen jedoch bis Claas den allerersten deutschen Mähdrescher auf den Markt bringt, denn die amerikanischen Maschinen zeigten sich wenig tauglich für die deutschen Erntebedingungen. Die Brüder Claas machten sich schließlich daran einen geeigneten Mähdrescher zu entwickeln und bringen 1936 den ersten funktionsfähigen Mähdrescher auf den Markt, den Mäh-Dresch-Binder (MDB). Er ist eine Kombination aus Selbstbinder und einem Dreschwerk. Diese Kombination wurde stetig weiter entwickelt und ist seit Jahren im Einsatz.

Betriebsleiter Erich Rahn (2.v.links) mit Vertriebsleiter Marcel Horz, Fahrer Jörg ...

92-jährige Geschichte

Aber auch im benachbarten Ausland, der ehemaligen Sowjetunion, beschäftigte man sich früh mit diesen Erntemaschinen. So wurde 1929 in Rostow am Don das Werk Rostselmasch gegründet, das in 1931 die ersten zwei Mähdrescher produzierte. Tests der neuen Prototypen wurden mit denen der westlichen Hersteller verglichen und waren sehr erfolgreich, sodass bereits ein Jahr später die Serienfertigung begann. Schon in 1940 lief der 50.000 Mähdrescher vom Band.

Während des Zweiten Weltkrieges war Rostselmasch gezwungen, seine Anlagen zu demontieren und nach Taschkent, der heutigen Hauptstadt Usbekistans, zu verlegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen wieder in Rostow aufgebaut. 1958 erhielt das Unternehmen die Aufgabe, in kurzer Zeit einen selbstfahrenden Mähdrescher zu entwickeln und zu produzieren. 1962 begann Rostselmash mit der Produktion. 1969 wurde der millionste und 1984 der zweimillionste Mähdrescher in der Fabrik produziert. Inzwischen wurden in der insgesamt mehr als 92-jährigen Geschichte mehr als 2,8 Millionen Maschinen produziert. Jährlich werden im Schnitt bis zu 6.500 Einheiten gebaut. 2017 wurde die RSM Agrartechnik GmbH in Melle, als deutsche Niederlassung von Rostselmasch gegründet.

Bei einem Ortstermin zwischen Schloss Eisenbach und dem Lauterbacher Stadtteil Frischborn stellte Rostselmasch Vertriebsleiter Marcel Horz den RSM 161 vor.

Besondere Ausstattungsmerkmale

Bei dieser 380 PS (279 kW) starken Maschine mit Cummins/QSL 9 Motor seien einige Ausstattungsmerkmale besonders hervorzuheben: so ein Schrägförderer mit einer Vorbereitungstrommel für die Angleichung der Flussgeschwindigkeiten bei der Materialübergabe vom Schrägförderer an die Dreschtrommel. Dieser trage somit maßgeblich zu einem deutlich verbesserten Materialfluss bei. Das TETRA Processor Dreschsystem habe 5 Prozent mehr Primärabscheidefläche als der Wettbewerb, 800 mm große Dreschtrommel und eine 750 mm große Abscheidetrommel. Das OptiFlow-Reinigungssystem mit 7,1 Quadratmeter Siebfläche bedeute die größte Reinigungsfläche seiner Klasse. Die sechs Strohschüttler hätten 6,1 Quadratmeter große Abscheidefläche. Hydropulsatoren oder Vibrationserzeuger, sorgten für rückstandsfreie und restlose Entleerung des Korntanks bei feuchtem Erntegut oder Sonderkulturen (feuchter Weizen/Erbsen).

Die Produktion erfolgt in Rostow am Don und der Vertrieb wird über Melle abgewickelt. Das deutsche Vertriebsnetz befindet sich derzeit im kontinuierlichen Ausbau, um den Kunden in Zukunft einen noch besseren Service anbieten zu können, um die Maschinen langfristig in Westeuropa zu etablieren. Das nächste Service-Zentrum von Rostselmasch befindet sich in Mittenaar bei Herbon. Abschließend betonte Horz: "Mit der Maschine RSM 161 sind wir zwischen 40 – 50 Prozent günstiger als der vergleichbare Wettbewerber".

Einsatz des russischen Mähdrescher RSM 161 beim Ernten der Wintergerste am Hofgut ...

Gerste, Weizen und Raps sollen gedroschen werden

Für das insgesamt 350 Hektar große Hofgut Eisenbach von Philipp Riedesel Freiherr zu Eisenbach war vom Betriebsleiter Erich Rahn zu hören, dass in diesem Jahr 170 Hektar Wintergerste, Weizen und Raps von dem RSM 161 gedroschen werden sollen. Der Mähdrescher war bereits im Vorjahr einen Tag in Eisenbach zum Dreschen im Einsatz.

In der kommenden Woche, vom 2. bis 6. August soll im Rahmen eines Feldtages der RSM 161 noch interessierten Landwirten und Bürger vorgestellt werden. Das genaue Datum richte sich nach der Reife des Weizens und des Raps, sowie der Wetterlage.

Abschließend noch eine interessante Information zu dem Mähdrescher-Typ: Die letzte Etappe des Fackellaufs vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi am Schwarzen Meer wurde mit einem Rostselmasch-Mähdrescher zurückgelegt. (gr) +++


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