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CDU-Vertreter fordern mehr Tempo und Attraktivität für die Vogelsbergbahn
31.07.21 - Es ist schon etwas Besonderes, wenn sich Politiker aus vier Landkreisen zusammentun, um für ein Thema gemeinsam zu kämpfen: Am Freitagmorgen trafen sich Vertreter aus dem Vogelsbergkreis, Fulda, Gießen und aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, um für eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung auf der Vogelsbergbahn einzustehen. Der Appell an DB-Konzernbevollmächtigten Klaus Vornhusen und Ministerpräsident Volker Bouffier ist klar definiert und fordert zum Handeln auf.
"Die Vogelsbergbahn ist faktisch die einzige noch erhaltende Ost-West-Verbindung in Hessen", bringt Stephan Paule, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion im Vogelsberg und Bürgermeister von Alsfeld, es auf den Punkt. Dass die Bahn auch in Zukunft weiter erhalten bleiben soll, steht für die CDU-Hauptamtlichen außer Frage - allerdings müsse man das Angebot attraktiver machen. Und dafür zwei Dinge unter einen Hut bringen: "Die Strecke muss ertüchtigt werden", so Paule. Damit eben viele Ortschaften an das Streckennetz angebunden werden können. "Auf der anderen Seite gilt es, die Strecke schneller zu machen." Denn mehr Halte bedeuten natürlich automatisch längere Zeiten.
Schnelligkeit und mehr Haltepunkte
Um diese zwei Gesichtspunkte in Einklang zu bringen und die Bahn attraktiver zu machen, ist ein konsequenter Infrastrukturausbau notwendig, ist sich Vogelsbergs Vize-Landrat Dr. Jens Mischak sicher. Durch zusätzliche Überholungsmöglichkeiten bzw. teilweise doppelgleisige Streckenführungen könne die Vogelsbergbahn in Zukunft eine erhebliche Rolle wahrnehmen, sind sich die CDU-Politiker einig. "Es ist wichtig, dass wir die ländlichen Räume gut an die Oberzentren anbinden", so Mischak. Doch dafür sei die Bahn nun an ihre Kapazitätsgrenzen angekommen. Deshalb sei es an der Zeit, endlich zu handeln.
"Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass sich das Mobilitätsverhalten ändert und dass in 20 die Chancen des ländlichen Raumes vom Schienenanschluss abhängen", ist sich Marian Zachow, CDU-Bezirksvorsitzender des Landkreises Marburg-Biedenkopf, sicher. Deshalb sei es wichtig, den Druck an die Politisch-Verantwortlichen zu erhöhen. Dazu sagt Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld: "Fulda hätte nicht die Entwicklung nehmen können, ohne den ICE-Anschluss. Dieser hat uns maßgeblich nach vorne gebracht." Jetzt heiße es auch für die Vogelsbergbahn, die in der Vulkanregion das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel ist und Fulda und Gießen miteinander verbindet, Kräfte zu bündeln, um Potenziale in Zukunft zu erschließen.
Leistungsfähig, doch teilweise nicht mehr zeitgemäß Dass die Bahn schon jetzt für Pendler attraktiv ist, davon konnte sich Fuldas Oberbürgermeister und Vize-Landrat Frederik Schmitt am Freitag selbst ein Bild machen. Denn in genau 41 Minuten reisten sie von der Domstadt nach Alsfeld an, "das ist absolut leistungsfähig", finden die beiden. Doch die etwa zweistündige Fahrt von Fulda nach Gießen, eine Luftlinie von 83 Kilometer, sei für Wingenfeld überhaupt nicht mehr zeitgemäß. "Mit einer leistungsstarken Alternative müssen wir die Fahrzeit auf eine 1:30 Stunden verkürzen."
Auch Gießens Vize-Landrat Christopher Lipp schließt sich an: "Dieser Termin ist ein wichtiges Zeichen, wir brauchen Alternativen zum Auto - und dies geht nur mit effektiven Verbindungen und einem attraktiven Konzept." Deshalb müssen auch Ortschaften in der zukünftigen Planung mit eingeschlossen werden, die derzeit über kein Haltepunkt verfügen. "Wallenrod oder Schwalmtal sind beispielsweise abgehängt", so Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller.
Appell: "Bauliche Ertüchtigung schnell in Angriff nehmen"
Jetzt gilt der Appell der sogenannten "Zehn Alsfelder Signale" an DB-Konzern und an Ministerpräsident Bouffier: "Der in den letzten Jahren erfolgte Rückbau der Infrastruktur entlang der Strecke lässt aktuell keine notwendigen und sinnvollen Angebotsausweitungen zu und führt dazu, dass aufgrund des Rückbaus die Fahrbahnstabilität stark beeinträchtigt ist. Aufgrund von Verspätungen und Zugausfällen sowie Unsicherheiten von Anschlussverbindungen entscheiden sich viele Pendler weiterhin für das Auto und nicht für den Umstieg auf die Bahn. Deswegen appellieren wir heute an Sie, die bauliche Ertüchtigung der Strecke schnell in Angriff zu nehmen und zeitnah Perspektiven zu entwickeln, wie die Ost-West-Achse leistungsfähig ausgebaut und in integrierte Verkehrskonzepte eingebettet werden kann."
Mit diesem Appell sei die Bereitschaft da, diesen Kraftakt gemeinsam zu leisten und somit besser miteinander vernetzt zu sein. "Denn die Vogelsbergbahn hat ein erhebliches Potenzial: die Lebensqualität und Attraktivität in den anliegenden Städten und Landkreisen deutlich zu erhöhen." (Luisa Diegel) +++