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Es wird eng: Die Lkw-Fahrer holen aus und sehen dabei nicht, ob ihnen ein Fahrzeug entgegenkommt, oder gar ein Fahrradfahrer oder Fußgänger. - Fotos: Luisa Diegel

ALSFELD Heidelbacher fordern Lkw-Fahrverbot

Lärm, Gefahr, hohe Geschwindigkeiten: Muss erst etwas Schlimmes passieren?

08.08.21 - Man könnte meinen, im 285-Seelen-Ort Heidelbach, einem Stadtteil von Alsfeld (Vogelsbergkreis), geht es ruhig und idyllisch zu. Falsch gedacht. Denn die Anwohner sind aufgebracht, wütend und haben sogar Angst um ihr Leben. Grund ist der Schwerlastverkehr, der täglich auf der L3156 durch die Ortsdurchfahrt unterwegs ist. Eine Unterschriftenaktion soll nun Hoffnung auf ein Lkw-Fahrverbot ab 7,5 Tonnen machen. 

"Das Maß ist voll! Die Belastungen durch den Verkehr in den Alsfelder Ortsteilen Heidelbach sowie Münch-Leusel und damit auch der Schwabenröder Straße sind untragbar geworden", sind sich die Bewohner einig. "Seit mehreren Jahren leiden wir unter einer stetigen Zunahme des Durchgangsverkehrs - vor allem von schweren Lkw, wobei es sich ganz offenbar zu einem großen Teil um Mautvermeidung (B254) handelt", vermutet Michael Baumarth, der die Unterschriftenaktion ins Leben gerufen hat. 

Die Heidelbacher Anwohner um Michael Baumarth, Ingo Scheuer, Thomas Herrmann und ...

Zu enge Straßen: Lkw fahren über den Bürgersteig

Ein Warnsignal kurz vor der Kurve. Doch das interessiert die meisten Lkw-Fahrer nicht. ...

Die Anwohner klagen über Lärm zu allen Tages- und Nachtzeiten. "Wenn die Lkw hier nachts durchfahren, kriegen wir kein Auge zu", erzählt Baumarth. Doch viel mehr Sorgen bereiten den Alsfeldern die erheblichen Gefahren für Fußgänger und Radfahrer - insbesondere Kinder und Ältere. "Wir haben hier Angst. Die Kurven sind so eng, dass die Lkw auf den Bürgersteigen fahren - ein Kind oder ein Mensch mit Rollator hat hier keine Chance", ist sich Anwohnerin Astrid Degen sicher. Das hat sich in diesen Tagen einmal mehr gezeigt: "Mein Sohn ist am Donnerstag mit dem Fahrrad auf der Straße gefahren, in der Kurve kam ihm ein 40-Tonner entgegen und scherte aus. Wenn mein Sohn nicht schlagartig in die andere Straße ausgewichen wäre, wären die beiden zusammengekracht", berichtet der Heidelbacher Thomas Herrmann.

Bis zu 90 Lkw am Tag fahren durch das beschauliche Heidelbach. An Tagen, an denen es sich auf der A5 staut, sind es noch mehr. Die Anwohner vermuten, dass hauptsächlich die Lkw-Fahrer die Strecke nutzen, um die Maut auf der B254 zu umgehen. "Die kommen hier mit 70 in den Ort reingedonnert, bei uns vibriert das ganze Fachwerkhaus, die Gläser klirren im Schrank", ärgert sich der Heidelbacher Ingo Scheuer. "Das tut Schläge, das ist unglaublich. Ein Wunder, das bislang nichts Schlimmeres passiert ist."

Lkw drohte bereits abzustürzen

Aus Angst vor einem Unfall meiden die meisten Heidelbacher auch die Strecke Richtung Holzburg. Ein Unfall aus dem Jahre 2019 zeigt deutlich, warum: Ein Sattelzug wollte einem entgegenkommenden Linienbus auf der engen Landstraße ausweichen. Dabei geriet er in die Leitplanke und drohte abzustürzen. Die Einsatzkräfte konnten den Lkw gerade noch rechtzeitig herausziehen. 

Der Unfall im Oktober 2019 zeigt: Ein Linienbus und ein Lkw können die Fahrbahn nicht ...

Ein weiterer Unfall vor ein paar Monaten zeigt, wie gefährlich die Ortsdurchfahrt ist: "Dabei kam ein Lkw schon viel zu schnell in den Ort reingefahren. Ein kleines Kind, das gerade die Fahrbahn überqueren und dann auf den Radweg fahren wollte, wurde vom Lkw angefahren. Es war ein ziemlich schwerer Unfall, bei dem das Kind nur knapp überlebte", blickt Scheuer zurück. "Es ist wirklich nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas ganz Schlimmes passiert - das hier ist wie ein Pulverfass." Grund genug, dass Eltern große Sorge haben, ihre Kinder im Freien unbeaufsichtigt spielen zu lassen. 

"Fühlen uns von der Stadt im Stich gelassen"

Gerade, weil auch die Straße nach den offiziellen Standards für Straßenbau vom Straßenaufbau so heute gar nicht mehr genehmigt werden würde. Zwei Wasserrohrbrüche in den letzten Monaten zeigen das Ausmaß. "Doch Bürgermeister Stephan Paule sagt, man könne nichts tun", sagt Baumrath ernüchtert. Die Anwohner fühlen sich im Stich gelassen: "Aus der Stadtpolitik heißt es, das sei eine Sache der Landesregierung - weil es eine Landstraße ist. Doch man ist eben nicht gleich aus dem Schneider, nur weil man sagt, man könne nichts tun."

Nun wollen die Anwohner selbst handeln und haben eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, die den Schwerlastverkehr aus dem 285-Einwohner-Dorf verbannen soll. 300 Menschen haben bereits unterschrieben, viele sollen noch folgen. "Die Schmerzgrenze ist jetzt überschritten." 

Die Anwohner beabsichtigen, die Listen im Verkehrsministerium in Wiesbaden und anschließend an den Bürgermeister der Stadt Alsfeld zu übergeben. "Wir wollen nicht akzeptieren, dass man sagt, man kann hier nichts machen. Dass wir uns nicht gegen alles wehren können, ist klar." Deshalb lautet die Forderung: "Dafür Sorge zu tragen, dass in einem ersten Schritt durch geeignete Erhebungen diese Belastungen dokumentiert werden - mit dem Ziel, den Schwerlastdurchgangsverkehr in den Alsfelder Ortsteilen Heidelbach und Münch-Leusel sowie der Schwabenröder Straße in Alsfeld zu unterbinden." (Luisa Diegel) +++

Foto: privat


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