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Hunfelt Braeu: Vom Garagen-Experiment zum regionalen Trend-Gebräu
06.08.21 - Heute ist Internationaler Tag des Bieres. Das deutsche Volksgetränk war vor allem bei jungen Leuten ins Hintertreffen geraten, bis Kleinbrauereien neue Geschmäcker und ungewöhnliche Sorten auf den Markt gebracht haben. Experimentierfreude steht bei vielen Bierfreunden, die selbst zu Brauern wurden, im Vordergrund. So auch bei den Gründern von "Hunfelt Braeu" aus Burghaun, die in der heimischen Garage ihr Hobby zum Beruf gemacht haben.
Im Gewerbegebiet von Burghaun steht inzwischen ein Brauereigebäude mit Hightech-Kesseln, die Hopfen, Malz, Hefe und Wasser in bis zu 400 Hektoliter Bier im Jahr verwandeln. Regelmäßig schauen Hobbybrauer vorbei, um zu erfahren, was der Sprung von Hobbyproduktion zu Massenproduktion wirllich bedeutet. Sebastian Gärtner kennt die Anfangsphase nur zu gut: "Dominik, Christian und ich, wir haben 2017 in der Garage angefangen, unsere ersten Biere zu brauen. Mit einem 20-Liter-Braukessel und ganz einfachen Rezepten aus dem Internet. India Pale Ale, ein obergäriges Bier, das Fehler verzeiht, war das erste Produkt. Das hat sich im Bekanntenkreis rumgesprochen und wir hatten unsere ersten Abnehmer." Bei mehr als 200 Litern Jahresproduktion ist Schluss mit lustig, dann muss die Produktion angemeldet werden. Inzwischen erstrecken sich die Verkaufsstellen der "Hunfelt Braeu"-Sorten von Altbier bis Bockbier bis nach Hilders und Wölfershausen.
Zum "Internationalen Tag des Bieres" gibt es sowohl heute (17 bis 21 Uhr) als auch morgen (15 bis 21 Uhr) in Burghaun nicht nur Selbstgebrautes, sondern auch Hopfenspezialitäten von bayerischen Kleinbrauereien. "Hunfelt Braeu" ist Mitglied in der überregionalen Initiative "Wir sind Rhöner Bier" - vor allem in Bayern sind Mikrobrauereien in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Der Marktanteil ist gering, das Angebot groß - und doch haben die drei Gründer, von Haus aus Meister für Orthopädie-Schuhtechnik, Konstruktionstechniker und Vertriebsleiter, ihre ursprüngliche Motivation nicht verloren.
Alles nach dem Reinheitsgebot
"Warum brauen wir Bier? Das ist, als ob man gefragt wird, warum man Essen selber kocht. Weil man besser weiß, was einem schmeckt. Und wenn man selber gerne Bier trinkt und experimentiert, kommt man auf ungewöhnliche Ideen. Mit unseren Bieren versuchen wir, unbekanntere Sorten wie Stout, schwarzes, obergäriges Bier, oder Weißbier mit Roggenanteil bekannter zu machen. Aber für Mischgetränke sind wir nicht zu haben: Alles wird nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, der Gerstenmalz kommt von Rhön-Malz aus Mellrichstadt", erklärt Dominik Mauler. Fünf bis sieben Wochen dauert der Brauprozess in Burghaun, nach der Gärungsphase muss jeden Tag die Stammwürze kontrolliert werden. Am Ende steht die Flaschenabfüllung, heute professionell und maschinell erledigt. "Ich kann mich noch an andere Zeiten erinnern. Flaschengärung bei obergärigen Bieren, mit Zucker. Der Druck ist schlecht kontrollierbar, das gibt eine schöne Fontäne beim Öffnen, wenn man Pech hat. Aber so lernt man dazu."
Ganz nebenbei sollen die ungewöhnlichen Gebräue von "Fruchtgöttin" über "Feldböckchen" bis zum "Heidelbär" auch Bier als Kulturgetränk rehabilitieren: "Bier beruhigt - und es harmonisiert wesentlich besser mit vielen Gerichten als etwa Wein. In guten Restaurants gehört die exklusive Bierkarte dazu. Und glücklicherweise sind viele Verbraucher heute bereit, etwas mehr Geld für gute regionale Produkte auszugeben. Qualität und Originalität setzen sich früher oder später durch", so Mauler. (mau) +++